Bozen – Über 400 Unternehmer:innen, Führungskräfte, Entscheider:innen und Interessierte aus Süd- und Nordtirol sorgten vergangene Woche für ein ausverkauftes Südtiroler Wirtschaftsforum im Kongresszentrum MEC von Messe Bozen und Four Points Sheraton. Nachdem die letztjährige Ausgabe pandemiebedingt im digitalen Format stattgefunden hatte, war die Lust auf ein Wirtschaftsforum in Präsenz regelrecht greifbar. Einmal mehr bestätigte sich, dass sich das Wirtschaftsforum seit seiner ersten Ausgabe im Jahr 2005 zu einem der wichtigsten Treffpunkte für Entscheider:innen aus der heimischen Wirtschaft entwickelt hat.
Viel Platz fürs Netzwerken
Das Wirtschaftsforum ist eine Süd- und Nordtiroler Gemeinschaftsinitiative von Management Center Innsbruck MCI, dem Netzwerk Südstern, der Stiftung Südtiroler Sparkasse, dem Verlag Business Bestseller, dem Unternehmerverband Südtirol UVS und der Südtiroler Wirtschaftszeitung SWZ. Großen Wert legt das Veranstaltungsteam seit jeher auf den Netzwerkgedanken: Die Teilnehmenden sollen sich nicht nur Impulse von internationalen Vortragenden holen, sondern vor und nach der Veranstaltung sowie in der großzügigen Pause genügend Zeit für den Austausch untereinander haben. Dass dieses Bedürfnis nach zwei Jahren Pandemie besonders stark ausgeprägt ist, war beim Wirtschaftsforum unschwer zu erkennen.
Und so wehte Aufbruchstimmung durch das MEC, trotz der aktuellen Unsicherheiten – von der Pandemie über den Fachkräftemangel bis hin zum Ukrainekrieg samt Energiepreisexplosion und Lieferkettenproblemen. Passend zum Dachthema „Erfolgsstrategien in turbulenten Zeiten“ wurden einen Nachmittag lang nicht Probleme gewälzt, sondern es herrschte eine „Wir schaffen das“-Atmosphäre. Irgendwie hatte es Symbolcharakter, dass das Südtiroler Wirtschaftsforum ausgerechnet am Tag eins nach dem Ende des 26-monatigen Notstandes stattfand, wenngleich mit 2G-Regel.
Ausgewählte Start-ups und fünf internationale Vortragende
Erstmals bereicherten Informationsstände von acht Start-ups das Geschehen: Bluetensor, Cibuspay, Kibun, Ontopic, profarms, Sher –Coded for Women, Single Use Support und ZPlus. Diese Start-ups hatte eine Jury unter zahlreichen Einsendungen im Zuge einer Ausschreibung vorab ausgewählt.
Und dann waren da ja noch die fünf Vortragende, die – nach der Begrüßung durch Sparkasse-Präsident Gerhard Brandstätter – dem Wirtschaftsforum Internationalität verliehen, waren sie doch aus drei verschiedenen Kontinenten angereist. Der Italiener Giovanni Palazzo, Präsident von Electrify America und Electrify Canada (bauen in Übersee 10.000 E-Ladestationen), und der Schwede Lars Carlstrom, Gründer von Italvolt (will im Piemont für 3,4 Milliarden Euro eine der größten Batteriefabriken Europas bauen), ließen durchblicken, dass die Zukunft der Mobilität zweifelsfrei elektrisch ist und dass die heutigen Schwierigkeiten sehr bald der Vergangenheit angehören werden. Auch zeigten sie auf, wie die Elektromobilität – inklusive Batterieproduktion – wirklich nachhaltig werden kann.
Warum er allen Menschen rät, manchmal gelangweilt zu sein, erzählte Südstern-Mitglied Lucas Zanotto, der als Kreativer von seinem Lebensmittelpunkt Helsinki aus international erfolgreich ist. Auch zeigte er die Chancen der sogenannten Non-Fungible Tokens, kurz NFTs, für Künstler:innen auf.
Die Südafrikanerin Sindi Mabaso-Koyana, Gründerin einer ausschließlich von Frauen geführten und gehaltenen Investmentgesellschaft, gab Einblicke in die Komplexität ihres Land. Schließlich hielt der Pusterer Georg Kofler, Juror der TV-Show „Die Höhle der Löwen“, ein flammendes Plädoyer für das Unternehmertum und für die soziale Marktwirtschaft – mit ebenso großer Betonung auf „Markt“ wie auf „sozial“.
Ausführliche Interviews mit den fünf Vortragenden gibt es hier:
- Lucas Zanotto: „Südtirol sollte sich nicht als Nabel der Welt sehen“
- So gelangte Sindi Mabaso-Koyana aus der Armut ganz nach oben
- Lars Carlstrom: der Mann, der an der E-Zukunft baut
- Giovanni Palazzo, sostenitore della mobilità elettrica: “Mi prendevano in giro”
- SWZ-Podcast: Wann brüllt der Löwe in Ihnen, Herr Kofler?
Fotos: Ingrid Heiss