Bozen – 1934 fertigte Karl Reusch auf dem Dachboden seines Hauses im schwäbischen Metzingen sein erstes Paar Handschuhe. 90 Jahre später ist Reusch ein global agierendes Unternehmen, spezialisiert auf Wintersport- und Torwarthandschuhe. Der Firmensitz befindet sich in Bozen. Und genau dort kamen Ehrengäste, Vertriebspartner und Außendienstmitarbeitende aus 20 Ländern und vier Kontinenten zusammen, um das 90-jährige Bestehen zu feiern. Unter anderem kam der ehemalige brasilianische Nationaltorwart Júlio César (er gewann 2010 mit Inter Mailand das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League) ins Meta Skybar Restaurant. Im Bühnengespräch mit Reusch-CEO Erich Weitzmann erzählte er von deren erster Begegnung.
Die bewegte Geschichte von Reusch
Reusch ist ein bekannter Name, vor allem im Fußball und im Wintersport. Freizeitsportler:innen tragen Reusch-Handschuhe genauso wie Profisportler:innen. Zum Beispiel gingen in der abgelaufenen Ski-Weltcupsaison alle Kristallkugeln an Athleten und Athletinnen von Reusch. Auch die Gesamtweltcupsieger Marco Odermatt und Lara Gut-Behrami sind mit Reusch-Handschuhen ausgestattet.
So bekannt der Name, so unbekannt ist noch immer, dass es sich um ein Südtiroler Unternehmen handelt. Zwar liegt der Ursprung in Deutschland, mittlerweile liegt das Unternehmen aber in Südtiroler Händen. Gegründet wurde Reusch – wie erwähnt 1934 in Metzingen nahe Stuttgart. Das Unternehmen etablierte sich als Sporthandschuhhersteller, durchlebte dann aber auch schwierige Zeiten. 1994 verkaufte es die Familie Reusch an die englische Pentland Group, diese wiederum trat es 2001 an ein Konsortium von Handelspartner ab – darunter die Bozner Familie Weitzmann. Stefan Weitzmann, der Vater des heutigen Reusch-CEOs Erich Weitzmann, war zuvor viele Jahre lang Reusch-Vertriebspartner für Italien gewesen.
Zum 20-Prozent-Anteil gesellten sich 2006 weitere 20 Prozent, als einer der fünf Gesellschafter nach einem verkaufsschwachen Winter aussteigen wollte. „Trotz der widrigen Umstände hat mein Vater die Weitsicht gehabt und unsere Anteile aufgestockt“, sagte Erich Weitzmann einst der SWZ. In der Folge wollten noch zwei weitere Mitgesellschafter ihre Anteile abstoßen, die Familie Weitzmann nutzte jeweils die Chance. Damit ging die Familie durchaus auch ein Risiko ein: „Durch die immer neuen Investitionen stand ja auch das, was unsere Familie in den vergangenen Jahrzehnten mit Erfolg aufgebaut hatte, auf dem Spiel. Zugleich stellte sich für uns nie die Frage, die Anteile zu verkaufen – wir haben immer Potenzial im Unternehmen gesehen“, sagte Erich Weitzmann einmal zur SWZ (SWZ 40/17).
Die Unternehmerfamilie Weitzmann
Seit 2015 ist die Familie Weitzmann die alleinige Reusch-Inhaberin. 2016 wurde das Unternehmen umstrukturiert, 2017 der Sitz nach Bozen verlegt. Die Produktentwicklung befand sich schon seit 2009 in Südtirol. Der für Südtirol eher untypische Familienname Weitzmann rührt übrigens daher, dass die Familie Anfang des 20. Jahrhunderts aus Österreich zugewandert ist.
Erich Weitzmann, der Großvater des gleichnamigen heutigen CEOs, gründete 1950 in Mailand eine Distributionsfirma für Sportartikel. Sohn Stefan führte die Tätigkeit fort und vertrieb unter anderem eben auch Reusch-Handschuhe.
Der heutige CEO stieß 2001 zu Reusch. Er sagt: „Ich bin unglaublich stolz auf 90 Jahre Firmengeschichte. Wir haben uns beständig an wechselnde Bedingungen angepasst, Schwierigkeiten überwunden und sind uns dabei immer treu geblieben. Heute können wir sagen, das Unternehmen Reusch steht auf so sicheren Beinen wie nie zuvor. Es ist eine Ehre, dieses Unternehmen leiten zu dürfen.“