Es kann trefflich darüber gestritten werden, ob Luigi Di Maios Austritt aus der Fünfsternebewegung persönliche oder ideologische Gründe hat. Seine Kritiker:innen werfen ihm vor, nur deshalb Insieme per il futuro ins Leben gerufen zu haben, weil seine politische Karriere im Movimento 5 Stelle, kurz M5s, bald zu Ende wäre (die Bewegung hält – noch – an der Obergrenze von zwei Mandaten fest). Seine Fans hingegen meinen, dass er sich mit der Linie von Parteichef Giuseppe Conte nicht mehr hat identifizieren können, vor allem nicht mit den ständigen unterschwelligen Angriffen auf Mario Draghi und dessen Regierung.
Jedenfalls ist Luigi Di Maio aus dem M5s ausgetreten, und er hat circa 60 Parlamentarier:innen mitgenommen. Di Maio ist nicht irgendwer: Er ist ein Urgestein der Bewegung, die mit dem Anspruch gestartet war, ganz antipolitisch zu sein oder zumindest ganz anders als die politischen Parteien. Di Maio war schon vor deren Gründung bei den vorbereitenden Meetups dabei und von 2017 bis 2020 sogar Parteichef. Noch bevor er M5s-Chef wurde, rechnete er mit jenen gewählten M5s-Vertreter:innen ab, die der Bewegung untreu geworden waren. Im Jänner 2017 schrieb er in einem Facebook-Post:
„Se vieni eletto con il Movimento 5 Stelle e scopri di non essere più d’accordo con la sua linea, hai tutto il diritto di cambiare forza politica. Ma ti dimetti, torni a casa e ti fai rieleggere, combattendo le tue battaglie. Chi cambia casacca, tenendosi la poltrona, dimostra di tenere a cuore solo il proprio status, il proprio stipendio e la propria carica. Non so voi, ma a me piace l’art 160 della Costituzione del Portogallo: <Perdono il mandato i Deputati che s’iscrivono a un partito diverso da quello per cui erano stati eletti.>
Nach diesen Worten hängt Luigi Di Maio an seinem Status, an seiner Politikerentschädigung und an seinem Ministeramt. Und eigentlich müsste er als Minister zurücktreten.
Er tut es aber nicht. Das ist inkonsequent. Nun dürfen (sollen!) Menschen auch mal ihre Meinung ändern, zumal Politiker:innen. Ein Beigeschmack bleibt trotzdem. Der Meinungswandel riecht verdammt nach persönlichem Interesse. Dumm gelaufen, dass das Internet nicht vergisst!