Bozen – Draußen ist es drückend heiß an diesem Vormittag. Im Büro von webAlm in der Bozner Bruno-Buozzi-Straße kühlt eine Klimaanlage die Luft. Lukas Silbernagl sitzt im Konferenzraum an einem großen, runden Tisch. Silbernagl, Jahrgang 1988, ist Gründer der Internetagentur und erst vor wenigen Wochen mit seinem achtköpfigen Team hierher umgezogen – zu seinen neuen Partnern von hannomayr communication. Die Fusion ist in vollem Gange. „Ich arbeite sehr gerne im Team, denn ich bin überzeugt, dass man gemeinsam weiter kommt“, erklärt Silbernagl seine Beweggründe. Durch den Zusammenschluss könne das Angebotsspektrum für die Kunden einmal mehr erweitert werden. Neue Wege öffnen sich, alte Schranken fallen weg – und genau das ist es, wonach Silbernagl seit jeher strebt.
Das erste Mal zu eng wurde es ihm, als er nach Abschluss der Fachschule für Informatik in Brixen als Angestellter für ein IT-Unternehmen arbeitete. „Es war eine Situation, in der ich meine Ideen nicht richtig entfalten konnte“, erinnert sich der Kastelruther. Aus seiner Sicht gab es daher nur eine logische Konsequenz: den Schritt in die Selbstständigkeit. Gleich begeistert von seiner Idee wie er selbst war aber kaum ein anderer in seinem Umfeld. Ungeachtet des Risikos folgte er dem Weg, den er für richtig erachtete. „Die Unsicherheiten konnte ich gut einschätzen. Außerdem musste ich nur für mich selbst die Verantwortung tragen, da ich noch keine eigene Familie hatte“, blickt Silbernagl zurück.
Anbieten wollte er mit seinem 2009 gegründeten Unternehmen IT-Services. 2011 schloss er sich mit zwei Partnern zusammen und erweiterte den Fokus auf Hotels und Webentwicklung. Zwei Jahre später kam es zu einer weiteren Fusion. 400 bis 500 Hotels zählten danach zu den Kunden des Unternehmens. Obwohl Silbernagl die Arbeit gefiel, hatte er das Gefühl „immer nur Brände zu löschen.“ Fällt etwa ein Server aus, kommt es oft auf Minuten an, um Umsatzausfälle und Reputationsschäden zu vermeiden. „Ich bewundere jeden, der diesen Job lange macht“, sagt Silbernagl. 2015 beschloss er schließlich, sein junges Unternehmen neu auszurichten und noch mal bei null anzufangen. Die Breite des Angebots sollte auch im Namen ersichtlich werden, der an eine weite Wiese erinnert: webAlm. Die Spezialgebiete: Onlinemarketing, Webdesign, Programmierung und Cloud-Dienste. „Wir können seitdem viel besser planen, und wenn wir gute Arbeit leisten, ist diese auch sichtbar“, erklärt Silbernagl. Die Kunden kommen kaum noch aus dem Tourismussektor, sondern sind bunt gemischt. Im Idealfall, sagt er, bringen sie ein gutes Produkt mit, verfügen über eine klare Unternehmensstruktur und verfolgen ein konkretes Ziel: erfolgreiche, umfassende Kommunikation – digital und analog.
Strukturiert und zielgerichtet soll es nicht nur bei den Kunden zugehen, sondern auch im eigenen Betrieb, darauf legt Silbernagl Wert. Seine Erfahrung sieht man ihm ob des jungen Alters nicht gleich an, doch in seinen Antworten wird diese ersichtlich. Wenn er das Zusammenspiel von SEO und Google AdWord erklärt – er ist einer von wenigen dafür offiziell zertifizierten Personen in Südtirol –, wenn er über organic und paid user spricht, und wenn er die Verfolgung des Webseiten-Traffics erklärt.
Die Schnelllebigkeit des Webs zwingt ihn praktisch dazu, sich dem ständigen Wandel zu stellen und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln – diese Selbstmotivation erwartet er auch von seinen Mitarbeitern. Im Großraumbüro blicken viele junge Gesichter hinter den Bildschirmen hervor, das Alter, sagt Silbernagl, spiele im Grunde aber keine Rolle. „Wenn jemand Lust hat und selbstständig arbeiten kann, ist er bei uns richtig, völlig egal, wie alt er ist.“ Zuhören und Probleme gemeinsam lösen, das sei ihm wichtig. Ebenso die jungen Mitarbeiter zu motivieren und auf deren individuellen Bedürfnisse einzugehen – zum Beispiel bei den Arbeitszeiten. Wer lieber später kommen möchte, hänge eben hinten eine Stunde dran. Silbernagl selbst trifft man immer schon frühmorgens im Büro, die Zeit am Abend gehört seiner Frau und den beiden Kindern. „Das Handy wird dann verwendet wie früher – ausschließlich zum Telefonieren“, schmunzelt er. Mit binären Systemen ist Silbernagl bestens vertraut, daher gilt auch zu Hause in Völs 0 oder 1, entweder es wird ganz gearbeitet oder gar nicht.
Die Leidenschaft für alles Technische und insbesondere für die Informatik entwickelte er schon als Kind. Seine beiden Geschwister sind jünger als er. „Ich musste niemandem nacheifern und konnte mich frei entfalten“, sagt Silbernagl. Frei, ohne Grenzen, so wie er es gerne mag, für sich und für sein Unternehmen. Ende des Jahres soll dessen Fusion vollzogen sein. Lukas Silbernagl hofft, dass seine (web-)Alm dann noch ein bisschen weiter wird.