Burgstall – Vom Börsen- zum Familienunternehmen, von Barry Callebaut zu Dr. Schär: Der gebürtige Rheinländer Philipp Schoeller hat beim Burgstaller Weltmarktführer für glutenfreie Lebensmittel die Rolle des Chief Executive Officer (CEO) übernommen. Gründer Ulrich Ladurner spielt als Präsident weiterhin eine wichtige Rolle in der Führung und Ausrichtung des Unternehmens – bisher vereinte er die Aufgaben des CEO und Präsidenten in Personalunion auf sich. Schoeller steht ein fünfköpfiger operativer Vorstand mit Hannes Berger, Peter Hintner, Werner Strobl, Patrik Hernegger und Hansjörg Prast zur Seite. Er sagt: „Wir wollen das Unternehmen exponentiell nach vorne treiben. Die Potenziale sind enorm, denn wer im Foodbereich nach innovativen Unternehmen sucht, stolpert schnell über Dr. Schär.“
Von der Schokolade zu glutenfreien Lebensmitteln
Diesen Foodbereich kennt Philipp Schoeller seit zwölf Jahren. Nachdem er vier Jahre lang – von 2008 bis 2012 – das Kölner Traditionsunternehmen Stollwerck als CEO geführt hatte, arbeitete er acht Jahre lang in führenden Positionen für den börsennotierten Konzern Barry Callebaut, seit 2016 als Vicepresident für Industriekunden in Westeuropa. Barry Callebaut gehört zu den größten Schokoladenproduzenten der Welt und kommt auf rund sieben Milliarden Euro Umsatz.
„Lebensmittel sind schon immer meine Leidenschaft“, sagt Schoeller. Nun will er sein Branchenwissen und seine Managementerfahrung bei Dr. Schär einsetzen: „Die Mischung aus internationaler Tätigkeit und überschaubarer Unternehmensgröße, die es ermöglicht, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, ist eine reizvolle Herausforderung.“ Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit dem Team und mit Präsident Ulrich Ladurner, vor dessen „Lebensleistung ich großen Respekt habe“. Immerhin hat der gebürtige Meraner das Unternehmen zu einer der größten Gruppen Südtirols geformt: Platz 11 in der jüngsten SWZ-Unternehmensrangliste mit einem Jahresumsatz 2019 von 375 Millionen Euro und rund 1.400 Mitarbeiter*innen.
Nachdem Schoeller von 2008 bis 2012 das Traditionsunternehmen Stollwerck als CEO geführt hatte, arbeitete er acht Jahre lang für den börsennotierten Konzern Barry Callebaut, seit 2016 als Vicepresident für Industriekunden in Westeuropa.
Der Wechsel vom Börsen- zum Familienunternehmen erschreckt Schoeller nicht, sagt er. Er stamme aus einer Unternehmerfamilie und war von 1995 bis 2008 Geschäftsführer der familieneigenen Schoeller Textil Gruppe, einst eine der umsatzstärksten Spinnereien Deutschlands. Die übermächtig gewordene Billigkonkurrenz aus dem Osten veranlasste die Familie schließlich, das Unternehmen an den indischen Spentex-Konzern zu verkaufen.
Lange Suche nach CEO
Dem mittlerweile 71-jährigen Ulrich Ladurner ist derweil gelungen, was er im Oktober 2019 der SWZ angekündigt hatte, nämlich innerhalb 2020 einen CEO zu finden und selbst (ein bisschen) kürzer treten zu können. Ursprünglich war das schon früher geplant gewesen. Erstmals ließ Ulrich Ladurner 2015 wissen, die operative Führung abgeben zu wollen. Im Sommer 2019 dann präsentierte Ulrich Ladurner Schwiegersohn Nikos Charalampopoulos als CEO ab Jahresende 2019. „Ich werde im November 70 und habe dann das Recht, mich um andere Sachen zu kümmern“, meinte Ladurner damals. Doch im Oktober 2019 ließ der Unternehmensgründer wissen, dass es nun doch nichts werde mit dem Kürzertreten. Zwar bleibe Charalampopoulos im Verwaltungsrat, werde aber nicht das operative Geschäft übernehmen. Ladurner damals zur SWZ: „Wir haben in den vergangenen Wochen zunehmend festgestellt, dass wir uns zwar einig über das unternehmerische Ziel sind, nicht aber über den Weg.“ (siehe SWZ vom 25. Oktober 2019, nachzulesen auf SWZonline und über die SWZapp).
Statt der angestrebten familieninternen Nachfolge kommt jetzt also ein CEO von außen. Ulrich Ladurner streut dem neuen CEO Rosen: „Ich bin überzeugt, dass wir mit seiner Branchenexpertise und Führungserfahrung unseren Wachstumskurs konsequent fortsetzen und ausbauen können.“
Trotz Coronakrise wird die international agierende Dr. Schär auch das heurige Jahr mit einem Umsatzplus beenden.