Bozen – Normalerweise sind die Südtiroler Raiffeisenkassen vor allem lokal mit Spenden und Sponsoring aktiv. Nun engagieren sich die 39 Raiffeisenkassen und die Raiffeisen Landesbank gemeinsam für das Dormizil in Bozen. „Es ist unser Ziel, das Problem der zunehmenden Obdachlosigkeit in Südtirol, das besonders in Bozen sichtbar ist, gemeinsam anzugehen und durch die Bereitstellung von Wohnraum die Selbstständigkeit und Würde obdachloser Menschen wiederherzustellen – ganz im Sinne von F. W. Raiffeisen“, erklären Herbert Von Leon und Robert Zampieri, Obmann und Generaldirektor des Raiffeisenverbandes Südtirol.
Zwei Wohnungen im Frühjahr, sieben jetzt
Nachdem die Raiffeisen Landesbank und die Raiffeisenkasse Bozen bereits im Frühjahr die Finanzierung von zwei Wohnungen im Dormizil zugesichert hatten, sorgen die Raiffeisenkassen mit einer Großspende nun dafür, dass auch die verbleibenden sieben der insgesamt neun Wohnungen umgebaut werden können. Für jede Wohnung sind 95.000 Euro veranschlagt, was ein Gesamtvolumen von 855.000 Euro ergibt.
Was der Verein „housing first Bozen EO“ macht
Paul Tschigg, Vorstands- und Gründungsmitglied des Vereins „housing first Bozen EO“, erklärt, was das Dormizil tut: „Obdachlosigkeit ist oft die Folge von Scheidung, Jobverlust, geringem Einkommen, Überschuldung und finanziellem Notstand, Problemen mit der Justiz, hat aber auch strukturelle Ursachen, da bezahlbarer Wohnraum fehlt. Die Haselsteiner Familien-Privatstiftung hat dem Verein das Gebäude in der Rittner Straße 25 in Bozen kostenlos zur Verfügung gestellt. Es soll künftig neun langzeitobdachlosen Menschen nach dem Konzept ‚Housing first‘ ein Dach über dem Kopf bieten. Der Housing-First-Ansatz beendet Wohnungslosigkeit sofort und bietet obdachlosen Menschen neben der Wohnung wohnbegleitende Hilfe an. Das ist ein entscheidender Unterschied zum derzeit meist praktizierten System, wo obdachlose Menschen ihre ‚Wohnfähigkeit‘ zunächst in Trainingswohnungen unter Beweis stellen müssen und dann der benötigte Wohnraum fehlt.
Der Verein mit seinen zwölf Mitgliedern und 120 Freiwilligen wird nach dem Umbau in einem Jahr neben den langfristigen Wohnungen für obdachlose Menschen auch eine Übergangswohnung für plötzlich wohnungslos gewordene Personen zur Verfügung stellen, außerdem Dusch- und Waschräume für obdachlose Menschen der Stadt und einen Veranstaltungsraum. In eineinhalb Monaten öffnet der Verein außerdem wieder „Dormizil 2“, das Winternachtquartier für obdachlose Menschen in der Vintler Straße 9.