Burgstall – Hannes Berger hat seine gesamte Berufskarriere in der Lebensmittelindustrie verbracht. Nach Stationen bei Cameo, Mila und beim US-Börsenkonzern Kraft Foods stieß er 2005 zu Dr. Schär. Dort baute er unter anderem das Nordamerika-Geschäft auf und zog 2017 samt Familie nach New York, um als CEO und Präsident die Nordamerika-Tochtergesellschaft zu leiten. Seit Ende 2022 ist er nun CEO der gesamten Dr. Schär-Gruppe.
In Chancen denken statt in Risiken
Hannes Berger kennt zwei Arbeitswelten, die ziemlich unterschiedlich sind: die amerikanische und die europäische. In der neuen Folge von „Die SWZ trifft“ sagt er: Ja, unternehmerische Initiative falle in den USA leichter als in Europa. Die Amis würden früh lernen, in Chancen zu denken statt in Risiken, wie es hingegen die Europäer:innen tun. Und die Art, wie in Übersee mit Fehlern umgegangen werde, verschiebe die Grenzen des Machbaren immer weiter nach vorne. „Amerika erfindet, China kopiert und Europa reglementiert“: Diesem geflügelten Wort kann Hannes Berger viel abgewinnen.
„Wenn man ein politischer Zwerg bleibt, ist die Gefahr groß, dass man auch immer mehr zum wirtschaftlichen Zwerg wird.“
Hannes Berger fürchtet, dass der Wirtschaftsstandort Europa immer mehr ins Hintertreffen gerät. Daher plädiert er für eine stärkere Integration hin zu den Vereinigten Staaten von Europa inklusive einer einheitlichen Wirtschaftspolitik: „Wenn man ein politischer Zwerg bleibt, ist die Gefahr groß, dass man auch immer mehr zum wirtschaftlichen Zwerg wird.“
Die Diversität der Amis
Aber es ist in den USA auch nicht alles Gold, was glänzt. Die Lebensqualität und die Work-Life-Balance seien in Europa stärker ausgeprägt als in Übersee.
Hannes Berger vermisst in Südtirol unter anderem die Diversität, die er in den USA kennengelernt hat. Es brauche mehr Frauen in Führungspositionen. „Wir haben in Südtirol fast eine Monokultur“, bedauert er.
Wie er als Führungskraft die jungen Leute erlebt, was in seinen Augen eine gute Führungskraft ausmacht, warum er viel vom sogenannten Reverse Coaching hält und weshalb er seine Probleme damit hat, wenn die Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit mit mehr Lebensqualität gleichgesetzt wird, sind weitere Themen im 30-minütigen Gespräch.
Hier kann der Podcast angehört werden
Das Gespräch kann untenstehend abgerufen werden oder über Spotify, Apple Podcasts und Google Podcasts. Auf www.swz.it/podcast können alle bisherigen Folgen des SWZ-Podcast angehört werden. Neue Folgen gibt es jeden zweiten Mittwoch. (cp)