Bozen – Jedes Jahr verliert Südtirol 1.500 junge Leute. Die meisten von ihnen sind akademisch gebildet, vielfach in naturwissenschaftlichen, technischen und medizinischen Fächern – und es sind allesamt Fachkräfte, die das Land angesichts des Arbeitskräftemangels dringender denn je brauchen würde.
Doch wie kann Südtirol sie im Land behalten? Um diese Frage dreht sich die neue Folge des Podcasts „Die SWZ trifft“. Zu Gast ist dieses Mal Günther Mathà, der Direktor der Universität Bozen. Die Unternehmen, sagt er, müssen lernen, mit den jungen Generationen umzugehen, etwa was Führung anbelangt. Auch müssten die Gehälter in einigen Branchen angepasst werden, wenn Südtirol langfristig mit seinen Nachbarn mithalten wolle. Doch die größte Baustelle, die Südtirol angehen muss, um als Arbeitsort attraktiv zu bleiben, ortet er irgendwo anders: bei der Wohnbaupolitik.
„Wo ich nicht wohnen kann, kann ich nicht arbeiten“
„Wo ich nicht wohnen kann, kann ich nicht arbeiten. Junge Menschen brauchen Wohnmöglichkeiten – und die sind in Südtirol zurzeit ganz schlecht gegeben“, sagt Mathà. Heute bräuchte Bozen Unterkünfte für 400 Studierende, so der Universitätsdirektor. „Und da ist der Bedarf für die Unternehmen gar nicht miteinberechnet.“
Dieser Bedarf wird in den kommenden Jahren aber noch steigen, denn 2024 wird in der Landeshauptstadt die neue Ingenieursfakultät eröffnen. 400 weitere Studierende sollen dafür nach Bozen kommen. „Wenn es so weitergeht, werden viele zwar einen Studienplatz erhalten, aber keine Wohnung.“ Wie könnte man das Problem von Südtirols Immobilienmarkt lösen? Darüber spricht Günther Mathà in der neuen Podcast-Folge.
Die Uni und die Unternehmen
Außerdem geht es um die Verwurzelung der unibz in Südtirols Wirtschaft. Ist Mathà zufrieden mit der Zusammenarbeit zwischen seiner Uni und den Unternehmen? Ja, sagt er, die Kooperationen würden stetig steigen. „Aber wir müssen uns quantitativ noch in allen Bereichen verbessern.“
Thema des Gesprächs ist auch die Rolle eines Universitätsdirektors. Diese sei mit der eines Geschäftsführers vergleichbar, denn beide seien für sehr ähnliche Bereiche zuständig. Etwas ist aber anders: „Die Universität hat einerseits einen privatwirtschaftlichen Ansatz, gleichzeitig bewegen wir uns im Rahmen einer öffentlichen Verwaltung.“ Dieses Spannungsfeld mache seinen Job um einiges komplexer, findet Mathà, und erklärt, welche Vorteile eine Uni nach dem Vorbild der Mailänder Bocconi hätte.
Hohes Arbeitspensum, viel Druck
Mit der SWZ spricht Mathà auch über seine größte Sorge in seinem Arbeitsalltag: das Wohlbefinden seiner Mitarbeitenden. Allein das nicht-akademische Personal der unibz umfasst 300 Personen. „Die Professoren haben keine Arbeitszeiten. Sie arbeiten sehr gerne und sehr viel, in vielen Fällen auch zu viel. Und das Verwaltungspersonal muss mithalten“, so Mathà. Der Druck an der Universität sei sehr hoch, von den Mitarbeitenden werde viel Fleiß verlangt.
Im Podcast spricht Mathà außerdem darüber, welche Prinzipien ihm bei der Führung der Mitarbeitenden wichtig sind, wie viel Flexibilität in einem „Unternehmen“ wie seinem möglich ist und was eine Uni gegen den Arbeitskräftemangel tut.
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Das Gespräch kann hier unten angehörtwerden oder über Spotify, Apple Podcasts und Google Podcasts. Hier gibt es alle bisher erschienenen Folgen des SWZ-Podcasts. Neue Folgen gibt es jeden zweiten Mittwoch.