Bozen – Während seines Studiums habe er sich fast schon geschworen, nicht in einem öffentlichen Arbeitsumfeld und schon gar nicht in der öffentlichen Mobilität tätig zu sein, blickt Joachim Dejaco lachend zurück. Gekommen ist alles anders: Der Brixner ist Generaldirektor der Landesgesellschaft Südtiroler Transportstrukturen AG, kurz STA. Als solcher gestaltet er die öffentliche Mobilität in Südtirol maßgeblich mit.
Dejaco ist Gast in der neuen Folge des Podcasts „Die SWZ trifft“. Wir haben mit ihm unter anderem über den in den vergangenen Jahren stark gewachsenen Betrieb gesprochen, der mittlerweile fast 200 Mitarbeitende hat. Der 50-Jährige erzählt, wie er als Führungskraft mit diesem Wachstum umgegangen ist. So sei ihm etwa das Delegieren anfangs nicht leichtgefallen: „Wenn man in einem Unternehmen mit zehn Mitarbeitern startet, ist man gewohnt, alles zu machen – vom Telefon beantworten übers Fax verschicken bis hin zum Server neu aufsetzen. Es hat ein Weilchen gedauert, bis ich zur Einsicht gelangt bin, dass ich nicht mehr alles schaffen kann und auch nicht alles schaffen muss.“
In der Podcast-Folge geht es auch um Führung, Verhandlungsgeschick und den persönlichen Antrieb. Ein wesentlicher Teil des Gesprächs dreht sich aber um die Mobilität in Südtirol, um Zukunftspläne, Verzögerungen von Projekten und die Rolle der E-Mobilität. Nachfolgend ein Auszug aus dem Gespräch:
SWZ: Herr Dejaco, gefühlt wird der Verkehr in Südtirol immer mehr und die öffentlichen Verkehrsmittel können sich nicht wirklich durchsetzen. Täuscht dieser Eindruck?
Joachim Dejaco: Er täuscht hinsichtlich der öffentlichen Verkehrsmittel. Durch die Coronapandemie gab es zwar einen Knick bei den Nutzerzahlen, aber diese erholen sich jetzt wieder. Wenn wir den Klimaplan ernst nehmen, wonach Südtirol bis 2040 CO2-neutral ist, müssen im öffentlichen Personennahverkehr bis 2037 doppelt so viele Personenkilometer geleistet werden. Daran wird ganz stark gearbeitet.
Wie kann man die Menschen dazu bewegen, die Öffis verstärkt zu nutzen?
Unsere Unternehmensvision lautet, Mobilitätslösungen zu entwickeln, die die Menschen bevorzugen. Es funktioniert nicht, den Oberlehrer zu spielen und zu sagen „Du musst mit dem Zug fahren und darfst nicht ins Auto steigen“. Vielmehr müssen die Öffis, die Radwege, die integrierenden Angebote so attraktiv sein, dass sie die Menschen gerne freiwillig nutzen, weil sie bequemer und schneller sind. Hier müssen wir ansetzen.
Manche wichtige Bahnprojekte zögern sich immer wieder hinaus, etwa der Ausbau der Meraner Linie und der Pustertaler Bahn. Ist es realistisch, dass diese beiden Projekte zeitnah realisiert werden?
„Zeitnah“ ist ein sehr dehnbarer Begriff. Beide Projekte sind ein absolutes Muss. Am Ausbau der Linie Meran-Bozen wird sehr intensiv gearbeitet, es gibt aber auch noch viel Abstimmungsbedarf mit den Gemeinden und den Interessensvertretungen. Auch das Projekt im Pustertal läuft an. Großprojekte haben einen recht langen Zeithorizont. Wenn man eine Infrastruktur baut, die in den nächsten 100, auch 150 Jahren funktionieren soll, ist die Vorbereitungszeit etwas intensiver.
Ist es nicht manchmal etwas zermürbend und frustrierend, wenn wichtige Projekte nur sehr langsam vorankommen?
Solange es Fortschritte gibt, ist es nicht so schlimm. Jeder Schritt nach vorne – auch wenn er noch so klein ist – schafft Motivation für den folgenden Schritt. Mühsam ist es vielmehr, wenn Hinz und Kunz bei fachspezifischen Themen meinen, sich besser auszukennen und ihre vermeintliche Expertise zum Besten geben. Da sage ich: Schuster, bleib bei deinen Leisten!
Anzuhören auf swz.it, Spotify, Apple Podcasts und Google Podcasts
Das Gespräch kann hier unten angehört werden, unter swz.it/podcast, oder über Spotify, Apple Podcasts und Google Podcasts. Neue Folgen gibt es jeden zweiten Mittwoch.