Bozen – Wie haben sich Kündigungen und Entlassungen seit 2009 entwickelt? Welche Kündigungsgründe dominieren? Mit diesen Fragen hat sich die Arbeitsmarktbeobachtung des Landes in zwei Analysen der Reihe „Arbeitsmarkt-News“ beschäftigt.
Im Jahr 2023 wurden von den durchschnittlich 165.000 unbefristeten Arbeitsverträgen 24.000 beendet. Der Großteil davon – 13.000 bis 14.000 – waren Selbstkündigungen von Arbeitnehmenden. Rund 2.000 waren Kündigungen in Einvernehmen und rund 3.000 Entlassungen. 3.000 bis 4.000 Arbeitnehmer gingen in Pension.
„Betrachtet man die Lage seit 2009, steigen seit 2015 mit Ausnahme des ersten Coronajahres die Selbstkündigungen von unbefristet Beschäftigten. Auch die Kündigungen wegen Pensionsantritt nehmen aus demografischen Gründen zu. Im Gegensatz dazu sind die Entlassungen deutlich rückläufig“, erklärt Stefan Luther, Direktor des Arbeitsmarktservice.
Abgesehen von den pensionsbedingten Beendigungen werden seit 2019 jährlich rund zehn Prozent der unbefristeten Verträge freiwillig beendet, von betriebs- oder verhaltensbedingten Entlassungen sind knapp zwei Prozent betroffen. Die freiwillige Kündigung ist laut Luther bei jüngeren Arbeitnehmenden und in bestimmten Sektoren wie dem Gastgewerbe und Bauwesen überdurchschnittlich verbreitet.
Kündigungsgründe: Arbeitsklima, Jobchancen, Unvereinbarkeit
Seit Herbst 2023 können alle unbefristet Beschäftigten die Gründe ihrer Kündigung mittels eines Fragebogens angeben. Bis Mitte Juli haben dies rund 3.000 Personen getan.
„Natürlich gibt es nicht den einen Kündigungsgrund“, erklärt Stefan Luther. Vielmehr gibt es drei Gruppen, wie aus der Analyse hervorgeht: Die „stark Unzufriedenen“ – etwa ein Drittel – kündigen wegen des Arbeitsklimas. Dabei spielt das Verhalten des eigenen Vorgesetzten eine besondere Rolle. „Man kündigt nicht der Arbeit, sondern seinem Chef“, zitiert Luther einen Befragten.
Die zweite Gruppe sind die „Abgeworbenen“, die Jobchancen meist aufgrund eines höheren Gehalts oder für Karrieremöglichkeiten nutzen. Als dritte Gruppe nennt Luther Menschen, bei denen sich „Arbeit und Privatleben nicht vereinbaren“ lassen. Zum Teil besteht diese Gruppe aus Frauen, die eine Geburt oder Kinderbetreuung als Kündigungsgrund angeben.
„Luft nach oben“
„Die Anzahl der freiwilligen Kündigungen zeigt die Dynamik des Arbeitsmarktes und Handlungsfelder auf“, bewertet Arbeitslandesrätin Magdalena Amhof die Ergebnisse. „In Sachen Vereinbarkeit gibt es deutlich Luft nach oben. Insgesamt werden Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber immer stärker auf die Qualität der Arbeitsbedingungen setzen müssen, um Mitarbeitende längerfristig zu binden.“