Bozen – Beatrix Mairhofer hat in ihrer beruflichen Karriere schon einiges gesehen: als Rechtsanwältin, als Bürgermeisterin und nun als Direktorin der Südtiroler Caritas. Als solche ist sie Chefin von rund 300 Mitarbeiter:innen. Hinzu kommen an die 850 Menschen, die ehrenamtlich für die Caritas tätig sind.
Das Amt der Caritas-Direktorin bekleidet Mairhofer seit Sommer 2022. Zuvor hatte Bischof Ivo Muser den Vorgänger Paolo Valente abberufen. Hintergrund war eine sehr schlechte Stimmung innerhalb der Caritas, die zu vielen Kündigungen von langjährigen Mitarbeitenden führte. Die Herausforderung für Beatrix Mairhofer war somit umso größer.
„Zunehmend Eigeninteressen statt Gemeinschaftssinn“
Die Ultnerin ist Gast der neuen Folge des Podcasts „Die SWZ trifft“. Wir haben sie unter anderem gefragt, ob sie es geschafft hat, wieder Ruhe in den Betrieb zu bringen – und wie sie an die Sache herangegangen ist. Mairhofer sagt unter anderem: „Grundsätzlich hat sich das Arbeitsklima deutlich verbessert, aber bei knapp 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gibt es immer wieder kleinere und größere Aufregungen.“
Auch werfen wir einen Blick zurück auf die Karriere der heute 51-Jährigen. Bereits mit jungen 35 Jahren gründete sie als Rechtsanwältin eine eigene Kanzlei. Damals, vor bald 20 Jahren, sagt Beatrix Mairhofer, war es in diesem Beruf noch einfacher als heute: „Heute ist die Anzahl der Kolleginnen und Kollegen sehr viel höher. Zudem, so sagt man mir, sei die Zahlungsmoral der Mandantinnen und Mandanten niedriger als damals.“
Ebenfalls relativ jung, mit 38, wurde Mairhofer Bürgermeisterin der Gemeinde Ulten und blieb zehn Jahre im Amt. Zuvor war sie schon fünf Jahre lang Gemeindereferentin. Das Interesse an der Politik wurde ihr in die Wiege gelegt: Schon ihr Vater war 20 Jahre lang Bürgermeister der Talgemeinde.
Im Laufe der politischen Tätigkeit hat Mairhofer einen negativen gesellschaftlichen Wandel erlebt: Es sei immer schwieriger geworden, einen Ausgleich der verschiedenen Interessen zu finden. Denn die Menschen würden sich vermehrt auf das Eigeninteresse konzentrieren, während der Sinn für Gemeinschaft kleiner werde.
In der Podcast-Folge nennt Beatrix Mairhofer die Gründe dafür – und warum die Aussichten auf Besserung nicht gut sind.
„Das wird auf längere Sicht zum Pulverfass“
Dass sich für Mairhofer der Weg zur Caritas auftat, hatte auch mit politischen Rückschlägen zu tun. 2018 kandidierte sie auf der SVP-Liste erfolglos für den Landtag. Und 2020 wurde sie bei den Gemeinderatswahlen nicht mehr als Bürgermeisterin gewählt. Letzteres führt sie auch auf den angesprochenen gesellschaftlichen Wandel zurück.
Wir haben die Caritas-Direktorin gefragt, ob Südtirol immer ärmer wird oder ob die Ansprüche zu groß geworden sind. Sie macht darauf aufmerksam, dass immer mehr Menschen Schwierigkeiten haben, mit ihrem Einkommen auszukommen. Das habe klare Gründe.
Dringenden Handlungsbedarf sieht Mairhofer auch bei der Inklusion der neuen Mitbürger:innen. „Jahrelang hat die Politik gehofft, dass das Phänomen der Migration vorübergehen würde. Dem ist jedoch nicht so, und man hat zu wenig dafür getan, die Menschen, die zu uns kommen, in der Gesellschaft zu integrieren. Es reicht nicht, sie als Arbeitskräfte zu nutzen und für den Rest sich selbst zu überlassen. Das wird auf längere Sicht zum Pulverfass“, betont die 51-Jährige.
Sie sagt weiters, die Gewinnmaximierung sei nicht mehr zeitgemäß und schon gar nicht sozial verträglich. Hier sieht sie die Unternehmer:innen in der Pflicht.
Im Podcast sprechen wir mit Beatrix Mairhofer – sie ist zweifache Mutter – auch über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, über ihre Freizeit und über den Menschen, der sie am meisten inspiriert hat.
Anzuhören auf swz.it, Spotify, Apple Podcasts und Google Podcasts
Das Gespräch kann hier unten abgerufen werden oder über Spotify, Apple Podcasts und Google Podcasts. Auf www.swz.it/podcast können alle bisherigen Folgen des SWZ-Podcast angehört werden. Neue Folgen gibt es jeden zweiten Mittwoch.