Atzwang – „Man muss das Gefühl zulassen, dass man sagt, ich möchte übergeben. Es geht ums Wohle des Unternehmens und nicht um mein Ego“, so fasst Daniela Niederstätter den richtigen Zeitpunkt für einen Generationenwechsel zusammen. In ihrem Unternehmen ist er bereits vollzogen. Daniela Niederstätter hat die Geschäftsführung des gleichnamigen Familienunternehmens, das Baumaschinen aller Art verkauft und vermietet, gemeinsam mit ihrem Bruder Manuel übernommen. Die beiden haben außerdem Rentmas gegründet, eine Sharing-Plattform für Baumaschinen.
Hilfe von außen für die Übergabe
Daniela Niederstätter ist 1982 geboren. Sie hat die Lehranstalt für Wirtschaft und Tourismus in Bozen besucht, bekannt als Lewit. Im Anschluss studierte sie Geschichte in Innsbruck, schloss allerdings nicht ab, da sie parallel bereits im Unternehmen ihrer Tante Maria und ihres Vaters Toni tätig war: Niederstätter. Heute hat Niederstätter 100 Mitarbeitende. Zuletzt hat es einen Umsatz von 45 Millionen Euro erwirtschaftet.
Den Generationenwechsel läutete die Familie bereits im Jahr 2010 ein – und holte sich dafür Unterstützung von außen in Form einer Unternehmensberatung. Zehn bis 15 Jahre habe der Prozess gedauert, fasst Daniela Niederstätter zusammen. Zentral sei es gewesen, einen Weg zu finden, in der Familie gut zu kommunizieren. „Es steht und fällt alles mit der Kommunikation, aber es braucht auch Zeit, Einsatz und Geduld“, so Niederstätter.
Die Unternehmensberatung sei stark auf die Werte und Traditionen des Unternehmens und der Familie eingegangen und habe zugleich beim Aufbau des mittleren Managements geholfen. Heute gebe es eine große Harmonie im Betrieb. Doch um hierhin zu gelangen, musste die Familie einige Hürden nehmen. „Man wächst zusammen und muss sich entsprechend verschiedenen Themen stellen, die schwierig sind. Wir haben mit der Zeit gelernt, zu diskutieren und zuzuhören“, blickt Niederstätter zurück.
Die Mitarbeitenden überzeugen
Eine weitere Herausforderung bestand darin, das Vertrauen der Mitarbeitenden zu gewinnen. Daniela und Manuel Niederstätter brachten einen neuen Führungsstil mit, mit dem nicht alle einverstanden waren. „Die entscheiden gar nichts“, lautete etwa ein Vorwurf, ein anderer: „Die Daniela hat zwei Kinder, wie soll die das Unternehmen führen?“ Als einige Beschäftigte das Unternehmen verließen, habe sich das wie eine persönliche Niederlage angefühlt, sagt Daniela Niederstätter. „Man will das Beste geben fürs Unternehmen und macht sich in so einem Fall natürlich Gedanken, ob man das Richtige tut. Es schmerzt. Aber unser Glück war, dass wir in der Familie und mit der Unternehmensberatung viel gesprochen, die Gründe analysiert und wo nötig nachgebessert haben“, erklärt Niederstätter.
Zusammenarbeit statt Konkurrenz
Seitdem hat sich einiges getan. Das Unternehmen ist gewachsen, versucht dabei aber an Werten festzuhalten, die Maria und Toni Niederstätter schon immer wichtig waren: Respekt, Bodenständigkeit, die Kundschaft in den Mittelpunkt stellen, eine gewisse Lockerheit und Zusammenhalt.
Ebenfalls von Tante und Vater angeregt ist die Neugier, die die Innovation im Unternehmen vorantreibt. „Wir arbeiten stark mit Herstellern zusammen und sind für sie durch unseren engen Kundenkontakt die Stimme zum Markt“, analysiert Niederstätter. Neue Ansätze entstünden vor allem im Austausch im Unternehmensnetzwerk bestehend aus Herstellern, Kunden, anderen Händlern, aber auch Universitäten und anderen Institutionen. „Konkurrenz“, sagt Niederstätter, „ist heute kein Thema mehr, sondern die Frage, wie ich mit jemand anderem zusammenarbeiten kann, so dass wir beide erfolgreich sind“.
Online nachhören
Das Gespräch mit Daniela Niederstätter können Sie hier nachhören, aber ebenso über Spotify, Apple Podcasts und Google Podcasts. Neue Folgen gibt es jeden zweiten Mittwoch auf SWZonline. (sd)
Dieser Artikel ist in der gedruckten SWZ mit folgendem Titel erschienen: „Die Nächste(n), bitte“.