Gais – „Auf geht’s!“ Das sagt Heinrich „Enrico“ Steger immer wieder. Er gehört zu jener Sorte Unternehmer, die nie die Schwierigkeiten, sondern immer die Chancen sehen. Sogar dem Mistgeruch kann er etwas Positives abgewinnen. Warum, das erzählt er in der neuen Folge des Podcasts „Die SWZ trifft“.
Enrico Steger stammt aus Sand in Taufers, er ist gelernter Zahntechniker und war 22 Jahre jung, als er sich mit einem eigenen Dentallabor selbstständig machte. Als um die Jahrtausendwende der keramische Werkstoff Zirkon als hochwertiges Zahnersatzmaterial aufkam, erblickte Steger eine neue Chance und gründete das Unternehmen Zirkonzahn. Das war 2003, vor genau 20 Jahren. Heute beschäftigt Stegers Unternehmen über 300 Mitarbeitende, ist weltweit tätig und verfügt über Auslandsstandbeine verteilt auf Europa, USA und Australien.
Die Firma soll reich sein
Es passt zu Enrico Steger, dass er mit 44 noch einmal neu anfing und Zirkonzahn gründete. Er ist ein Rastloser, allerdings im positiven Sinn, er bezeichnet sich selbst als Arbeitstier („Ich kann nichts anderes.“), und er ist ein Mann mit unstillbarem Wissensdurst. Jungen Leuten, die mit dem Gedanken spielen, sich selbstständig zu machen, gibt er den Rat, Biografien über Biografien zu lesen und daraus zu lernen – aber niemals zu kopieren. Die Wissbegier hat er von seiner Mutter gelernt, die über 96 Jahre alt geworden ist und ihr Gehirn bis ins hohe Alter bewusst trainiert hat. Mit einem Sportwagen, so sagt Enrico Steger, könne er nur auf der Straße glänzen, mit Wissen hingegen überall, auch nackt in der Sauna. Und damit ist auch klar, was ihm Geld bedeutet: nicht sonderlich viel, zumindest privat. Die Firma hingegen, die soll reich sein, damit es sie auch in hundert Jahren noch gibt. Das ist nämlich sein Ziel, erzählt Enrico Steger im Podcast.
Dort erzählt er auch, wie aus dem Heinrich Steger der Enrico Steger wurde, was für einen Pusterer ja ziemlich unüblich ist, und aus dem Büchsenmacher-Sohn ein Zahntechniker. Enrico Stegers Geschichte ist besonders, vielleicht auch ein bisschen verrückt. Und ja, er sei gerne ein bisschen verrückt, schmunzelt er. Was die anderen über ihn denken, sei ihm egal, Hauptsache, er sei zufrieden mit sich selbst.
„Anpacken und nicht winseln“
Auf die Frage, was einen guten Unternehmer bzw. eine gute Unternehmerin ausmacht, antwortet Steger unter anderem: „Anpacken und nicht winseln.“ Er ist der Meinung, dass gute Unternehmer:innen schon in der Jugend geprägt werden. Er zum Beispiel sei in seiner Jugend „nicht ganz einfach“ gewesen. Dabei habe er gelernt, hinzufallen und wieder aufzustehen. Entweder man zerbreche an diesen Schwierigkeiten „oder man wird verdammt resilient“. Und diese Resilienz brauche es im Unternehmertum, neben einem unbändigen Optimismus: Erfolg, so Steger, fliege jenen Menschen zu, die sich überlegen, warum etwas geht, und nicht, warum etwas nicht gehen sollte: „Das Glück kommt ab und zu vorbei, und wenn es da ist, muss man es am Schopf packen.“
Wie Steger mit dem Fachkräftemangel umgeht, wie er seine Mitarbeiter:innen motiviert („Ich will keine Mitarbeiter, die sich aufführen wie Zirkushunde.“), wie er die nachkommenden Generationen erlebt und wie er es in seinem Unternehmen mit Homeoffice hält, darum geht es im circa halbstündigen Gespräch ebenfalls.
Die besten Ratschläge, die er je bekommen hat, stammen übrigens von seiner Mutter, unter anderem: „Wenn man Geschäfte macht, muss man den anderen auch etwas lassen.“
Hier kann der Podcast angehört werden
Das Gespräch kann unter dem untenstehenden Link abgerufen werden oder über Spotify, Apple Podcasts und Google Podcasts. Hier gibt es alle bisher erschienenen Folgen des SWZ-Podcasts. Neue Folgen gibt es jeden zweiten Mittwoch.