London/Wien – Die Sonne gilt als eine der wichtigsten Energiequellen, um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu minimieren und irgendwann ganz von ihnen loszukommen. Derzeit wird nur ein Bruchteil des Sonnenpotenzials genutzt, und zwar weltweit.
Ein besonderes Projekt läuft vor der Küste des afrikanischen Inselstaats São Tomé und Príncipe. Ab 2025 soll der Lastkahn „Dominique“ dort 17 Prozent des Strombedarfs des kleinen Landes liefern. Das Londoner Unternehmen Global OTEC hat ein 1,5-Megawatt-System entwickelt, das auf einem physikalischen Prinzip basiert, das bisher noch äußerst selten genutzt wird: auf dem Temperaturunterschied zwischen Oberflächen- und Tiefenwasser. Die Differenz kann durchaus 25 Grad Celsius betragen. Das reicht, um einen Generator zur Stromerzeugung anzutreiben.
Flüssigkeit kocht bei 25 Grad
Auf der Dominique befindet sich ein Generator, der mit Dampf einer Flüssigkeit betrieben wird, die bereits bei 25 Grad Celsius kocht, Ammoniak beispielsweise, berichtet die Agentur pte. Die benötigte Wärmeenergie liefert das Oberflächenwasser, das von der Sonne temperiert wird. Hat der Dampf seine Pflicht erfüllt, wird er in einen Kondensator geleitet, wo er wieder verflüssigt wird, sodass er erneut zum Kochen gebracht werden kann – der Kreislauf ist geschlossen. Für die im Kondensator benötigte niedrige Temperatur sorgt Tiefenwasser, das von einer Pumpe an die Oberfläche geholt wird. Im günstigsten Fall hat es vier Grad Celsius. Das nur leicht erwärmte Wasser wird wieder ins Meer geleitet.
An einem durchschnittlichen Tag absorbieren tropische Ozeane etwa 278 Petawattstunden Sonnenenergie – eine Petawattstunde entspricht einer Billion Kilowattstunden. Die Gewinnung von nur einem Viertausendstel dieser Energie würde den täglichen Strombedarf der gesamten Welt decken. Bisher ließ sich dieses Potenzial kaum nutzen. Die Energie, die für die Pumpe benötigt wird, fraß den erzeugten Strom weitgehend auf. Dennoch gibt es einige wenige Kraftwerke dieser Art, die allerdings nur Strom im Kilowattbereich erzeigen. So nahm die Tokyo Electric Power Company 1981 ein 120-Kilowatt-Kraftwerk in Nauru in Betrieb. Doch 90 Kilowatt gehen für den Betrieb der Anlage drauf.
Meeresstrom konkurrenzlos billig
Global OTEC glaubt, dass „die jüngsten Veränderungen in der globalen Energiewirtschaft und Fortschritte bei der Effizienz von Komponenten“ es jetzt erlauben, die Technik mit der Aussicht auf einen guten Wirkungsgrad wiederaufleben zu lassen. Die Produktionskosten sollen bei umgerechnet 140 bis 280 Euro pro Megawattstunde liegen, das sei weniger als bei anderen Arten der emissionsarmen Stromerzeugung. Das Verfahren hat OTEC Global kürzlich beim Internationalen Wiener Energie- und Klimaforum vorgestellt.
So bewirbt Global OTEC die Technologie in einem Video: die „Ocean Thermal Energy Conversion“