Bozen – Auf der Vollversammlung des Sennereiverbandes Südtirol am Freitag war von einem extrem schwierigen Jahr 2022 für die Milchwirtschaft die Rede. Es wurden aber auch positive Entwicklungen aufgezeigt: „Mit sehr viel Einsatz, Verhandlungsgeschick und einer konstant hohen Qualität ihrer Produkte ist es den Milchhöfen gelungen, die Wertschöpfung für die Bauern weiter zu steigern und einen Teil der gestiegenen Kosten an den Handel weiterzugeben“, sagte Obmann Georg Egger.
Er erinnerte daran, dass – wie alle Wirtschaftsbereiche – auch die Milchwirtschaft 2022 unter der von der Explosion der Energie- und Rohstoffpreise befeuerten Kostensteigerung zu leiden gehabt habe. „Unsere Bauern sind von dieser gleich dreifach betroffen: im privaten Bereich, bei der Führung ihres Betriebes und als Mitglieder und damit Miteigentümer der Milchhöfe“, so der Verbandsobmann. Deshalb sei klar, dass die gestiegene Kostenbelastung nicht zur Gänze habe abgefedert werden können.
Plus bei Umsatz und Auszahlungspreis
Der Umsatz der Südtiroler Milchhöfe stieg im Vorjahr erheblich um 17,8 Prozent auf 610 Millionen Euro. „Der gesteigerte Umsatz zeigt allerdings nur eine Seite der Medaille, die enorm gestiegenen Kosten sind die andere. Und diese wirken sich natürlich auf das aus, was unterm Strich übrigbleibt“, erklärt Georg Egger.
Eine erfreuliche Folge des gesteigerten Umsatzes sei ein gestiegener Auszahlungspreis von 58,15 Cent pro Kilogramm Rohmilch. Das ist ein Plus von 16 Prozent gegenüber den 50,17 Cent im Jahr 2021.
Weniger Betriebe, weniger Milch
Die Anlieferungsmenge sank indes um fast fünf Prozent. „Der Rückgang hat zum einen damit zu tun, dass die Zahl der Milchbetriebe in Südtirol auch 2022 weiter abgenommen hat, und zwar um 160 auf insgesamt 4.040“, erklärt Annemarie Kaser, Direktorin des Sennereiverbandes. Zum anderen hätten Hitze und Trockenheit für weniger Futter gesorgt. „Ein Ausgleich des Mangels durch den Zukauf von Futter kam für die meisten Produzenten wegen der hohen Preise nicht in Frage“, so Kaser.
Die Kostenexplosion sei zudem ein Grund dafür, dass das Auskommen aus dem Milchverkauf für die allermeisten Produzenten nicht mehr reiche, um einen Milchbetrieb kostendeckend zu führen.
Auflagen und Bürokratie lasten immer schwerer
Gerade für Nebenerwerbsbauern würden sich zudem stetig steigende Auflagen als immer größere Last erweisen. „Nicht nur die öffentliche Hand, sondern auch die Ketten des Lebensmitteleinzelhandels stellen immer höhere Ansprüche, die weit über die Produktqualität hinausgehen und zudem nicht immer zu 100 Prozent honoriert werden“, erklärt Obmann Georg Egger.
Die immer weiter reichenden Auflagen würden sich in einem enorm gestiegenen bürokratischen Aufwand niederschlagen. „Die Bürokratie ist in unserem Sektor immens“, so Egger, „dabei sind Bauern nicht am Schreibtisch, sondern auf den Wiesen und im Stall zuhause.“ Bei der heutigen Vollversammlung des Sennereiverbandes forderte der Obmann deshalb, die Bauern bürokratisch zu entlasten.