Die Stimmung in Südtirol ist derzeit gelöst. Abgesehen davon, dass der August ein Urlaubsmonat ist, dominiert wirtschaftliche Zuversicht und pandemische Lebenslust (oder Unvorsicht?). Unter dem Deckel scheint es aber doch zu brodeln. Bei einer Umfrage des Jugendrings unter rund 3.900 Zwölf- bis 25-Jährigen gaben sage und schreibe 76 Prozent der Befragten an, die Jugend sei in der Pandemie vergessen worden. Das Arbeitsförderungsinstitut Afi hingegen erhob, dass 87 Prozent der Arbeitnehmerschaft die Wohlstandskluft zwischen jenen, die in Südtirol viel haben, und jenen, die wenig haben, als groß oder sehr groß einschätzen.
Ganz egal, ob es die Jugend in den vergangenen Monaten tatsächlich schwerer hatte als die Erwachsenen, und egal, ob der Reichtum hierzulande wirklich ungerecht verteilt ist, tut die Landespolitik gut daran, das Unbehagen – egal, in welcher Bevölkerungsschicht – ernst zu nehmen. Es klingt nämlich Resignation durch, der Situation machtlos ausgeliefert zu sein. Zugleich wäre es ein Fehler, sich die Stimmung mieser zu denken, als sie ist. Die Südtiroler:innen sind alles in allem recht zufrieden, das hat das SWZ-Politbarometer im Juli ergeben (nachzulesen auf SWZonline und über die SWZapp).
Noch etwas sollte dringend deutlicher ausgesprochen werden: Manche Wohlstandsbürger:innen müssen wieder lernen, sich selbst zu helfen, anstatt sich über ausbleibende Hilfe zu beklagen. Und etwas mehr Zufriedenheit stünde unserer Gesellschaft ebenfalls gut an. Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, genügt in diesen Tagen ein Blick nach Afghanistan und Haiti. (cp)