Bozen – „Es besteht die konkrete Gefahr, dass Betriebe künftig nicht mehr wettbewerbsfähig sind und die Produktion einstellen müssen: Unternehmen und Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel“, warnt Unternehmerverbands-Präsident Heiner Oberrauch (Oberalp AG) in einer Aussendung des Unternehmerverbands (UVS) angesichts der ständig steigenden Energiepreise.
„Europa riskiert eine Deindustrialisierung und schwere soziale Folgen, sollten Unternehmen aufgrund der hohen Energiepreise die Produktion einstellen oder in Standorte abwandern, wo die Energie billiger ist.“
Der sparsame Umgang mit Energie und der Umstieg auf erneuerbare Energiequellen, so der UVS weiter, seien für die Bekämpfung des Klimawandels entscheidend. Zugleich könne es aber nicht sein, dass im globalen Kontext der Preisunterschied zu Mitbewerbern wie China und USA die europäischen Unternehmen und Familien derartig belaste: Die Energiepreise in Europa sind im Jahresvergleich um das Zehnfache gestiegen.
Situation angespannt
„Europa riskiert eine Deindustrialisierung und schwere soziale Folgen, sollten Unternehmen aufgrund der hohen Energiepreise die Produktion einstellen oder in Standorte abwandern, wo die Energie billiger ist“, betont Oberrauch.
Die energieintensiven Unternehmen im UVS trafen sich gestern (30. August) zu einer Dringlichkeitssitzung. „Die Situation ist mehr als angespannt, zu den aktuellen Preisen sind längerfristige Verträge keine Option“, ist der Präsident der Einkaufsgruppe Energie im Unternehmerverband, Thomas Brandstätter (Zipperle AG), besorgt. In den nächsten Wochen wird mit weiteren Preisanstiegen gerechnet.
Lösung auf europäischer Ebene gefordert
In die gleiche Kerbe schlägt auch der für Energie zuständige Vize-Präsident des Unternehmerverbandes, Markus Kofler (Kofler & Rech AG): „Sowohl beim Strom als auch beim Gas haben sich die Preise vervielfacht, immer mehr Unternehmen geraten in Existenznot. In einigen Sektoren ist die Situation dramatisch: Gesamte Lieferketten in den Bereichen Keramik, Holz und Metall schließen inzwischen einen Produktionsstopp nicht mehr aus bzw. haben einen solchen schon umgesetzt“.
Die Unternehmen appellieren für eine dringende Lösung auf europäischer Ebene: Eine Preisdeckelung beim Gas, die Entkoppelung des Strompreises vom Gaspreis sowie die Versorgung der heimischen Industrie mit einem Teil der nationalen Produktion an erneuerbarer Energie zu festgelegten Preisen sind einige der Vorschläge, die über die Dachverbände Confindustria und Business Europe deponiert worden sind.
„Nur mit einer gemeinsamen Anstrengung aller wird diese neue große Herausforderung zu stemmen sein, auch in Südtirol kann jeder seinen Beitrag leisten.“
„Es gilt, keine Zeit mehr zu verlieren. Diese Vorschläge müssen dringendst umgesetzt werden. Ansonsten riskieren unsere Unternehmen auch im internationalen Wettbewerb wichtige Marktanteile zu verlieren, da Italien innerhalb der EU und Europa im globalen Kontext höhere Energiepreise als ihre Mitbewerber haben“, so der Unternehmerverband.
Politik und Unternehmen müssen Herausforderungen angehen
„Nur mit einer gemeinsamen Anstrengung aller wird diese neue große Herausforderung zu stemmen sein, auch in Südtirol kann jeder seinen Beitrag leisten“, ist Präsident Oberrauch überzeugt. „Für Unternehmen bedeutet dies, die internen Prozesse und Abläufe noch effizienter zu gestalten und in technologische Lösungen zu investieren, um ihre Energieabhängigkeit zu minimieren. Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, welche Investitionen in erneuerbare Energien erleichtern und beschleunigen. Dies ist auch auf lokaler Ebene möglich.“ Schließlich gelte es gerade in dieser Phase die Zusammenarbeit mit den heimischen Stromproduzenten zu verstärken, um Familien und Unternehmen mindestens teilweise zu entlasten.