Bozen – Rund 17.300 Südtiroler:innen erklärten im Vorjahr ein Gesamteinkommen (reddito complessivo) von mehr als 75.000 Euro. Das sind 3,9 Prozent der knapp 441.000 Steuerzahlenden in Südtirol. Das geht aus den Daten zu den Steuererklärungen von 2023 hervor, die sich auf die Einkommen im Jahr 2022 beziehen. Vor Kurzem veröffentlichte das Wirtschafts- und Finanzministerium die entsprechende Datenbank. Die SWZ hat sie mit Fokus auf die Gutverdienenden analysiert.
Der starke Anstieg
Die Zahl der 17.300 Steuerzahler:innen mit einem (offiziellen) Bruttoeinkommen über 75.000 Euro ist mit Abstand ein neuer Rekordwert. Ein Jahr zuvor waren es rund 15.000 Personen gewesen. Die große Differenz erklärt sich unter anderem dadurch, dass 2021 coronabedingt die Wintersaison ausfiel und viele, die im Tourismus ihr Geld verdienen, Einbußen beim Jahreseinkommen hinnehmen mussten.
Aber auch im Vor-Coronajahr 2019 lag die Anzahl der Über-75.000-Euro-Verdiener:innen bei knapp 15.000, somit ist ein klarer Trend nach oben gegeben. Dieser erklärt sich wohl zum einen mit der seit Langem florierenden Wirtschaft, die gute Einkommen ermöglicht, und zum anderen mit der Inflation, die Einkünfte und Löhne angekurbelt hat.
Über 7.100 Südtiroler:innen – das sind 1,6 Prozent der Steuerzahlenden – erzielten 2022 sogar ein Gesamteinkommen von mehr als 120.000 Euro. Ein Jahr vorher waren es mit rund 6.100 und 1,4 Prozent deutlich weniger.
Die Einkommensverteilung
Die Daten ermöglichen auch einen Blick auf die Einkommensverteilung. Die genannten 3,9 Prozent an Topverdienenden vereinten 21,3 Prozent des deklarierten Gesamteinkommens auf sich, also mehr als ein Fünftel.
Die 1,6 Prozent mit einem Bruttoeinkommen von mehr als 120.000 Euro hatten einen Anteil am Gesamteinkommen von 13,3 Prozent. Im Schnitt erklärten diese mehr als 7.100 Personen ein Einkommen von 220.000 Euro, was auf zahlreiche Ausreißer nach oben hindeutet.
Die Wohnorte der Reichen
Besonders interessant sind die Gemeindedaten zu den Steuererklärungen. Sie geben einen Einblick, in welchen Gegenden die Topverdienenden in Südtirol leben. Oder konkreter ausgedrückt: wo es die höchste Dichte an offensichtlich wohlhabenden Menschen gibt.
Es handelt sich – mit klarem Abstand – um Eppan. In der Überetscher Gemeinde erklärten im Vorjahr 6,3 Prozent der Steuerzahlenden ein Einkommen von mehr als 75.000 Euro. Diese Gutverdienenden vereinten fast ein Drittel des Gesamteinkommens in der Gemeinde auf sich, genauer 30,8 Prozent. Auch dieser Wert ist südtirolweit der höchste.
Mit dem Anteil von 6,3 Prozent liegt Eppan italienweit übrigens „nur“ auf Platz 75. Die höchste Dichte hat mit 17,1 Prozent der Mailänder Vorort Basiglio, in dem viele Unternehmer:innen und Top-Manager:innen wohnen. Es folgen die ligurische Kleinstgemeinde Portofino mit 15 Prozent und Cusago, ein weiterer Mailänder Vorort, mit 13,6 Prozent.
Pusterer Verfolger
In Südtirol folgt hinter Eppan der Pusterer Hauptort Bruneck, wo 5,8 Prozent der Steuerzahlenden ein Einkommen über 75.000 Euro erklärten. Deren Anteil am Gesamteinkommen betrug 28,6 Prozent.
Knapp dahinter liegt die Nachbargemeinde Pfalzen, im Vorjahr noch vor Bruneck auf dem zweiten Rang: 5,6 Prozent der Pfalzner Steuerzahler:innen erzielten ein hohes Einkommen und generierten 27,6 Prozent des Gesamtbetrages.
Bei mehr als fünf Prozent liegt der Anteil zudem in Gargazon, St. Ulrich, Brixen, Wolkenstein, Terlan, Corvara, Welschnofen und Algund. Etwas weniger als fünf Prozent sind es in Bozen, Völs, Kaltern, Burgstall, Ritten, Hafling und Meran.
Es zeigt sich, dass besonders in Gemeinden in der Nähe der Ballungszentren und in Tourismushochburgen viele Gutverdienende leben.
Die Schlusslichter und „Anonymen“
Die Schlusslichter sind denn auch periphere, bäuerlich geprägte und touristisch vergleichsweise wenig starke Gemeinden wie Martell, Taufers im Münstertal, St. Felix, Moos in Passeier, Schluderns und Ulten – mit einem Anteil an Über-75.000ern von unter oder knapp mehr als einem Prozent.
Anzumerken ist, dass die Fallzahlen bei einigen kleinen Gemeinden so niedrig sind, dass das Ministerium die Daten aus Datenschutzgründen erst gar nicht veröffentlicht. Andernfalls könnten nämlich Rückschlüsse auf die Einkommen einzelner Personen gezogen werden, so die Argumentation (siehe Tabelle).
Die besonders hohen Einkommen
Das Verhältnis zwischen dem Anteil der Topverdienenden und deren Anteil am Gesamteinkommen sagt aus, ob es in den einzelnen Gemeinden Personen mit besonders hohen Einkommen gibt. Ausreißer nach oben heben nämlich den Anteil am Gesamteinkommen stark.
Zu nennen ist dabei etwa Moos in Passeier: Dort haben zwar nur 0,9 Prozent ein Einkommen von mehr als 75.000 Euro erzielt – das sind 14 Personen –, diese vereinen aber gleich elf Prozent des Gesamteinkommens in der Gemeinde auf sich.
In Kastelbell-Tschars machten die Topverdienenden zuletzt 1,9 Prozent der Steuerzahlenden aus, deren Einkommenssumme aber 17,8 Prozent des Gesamtbetrages. In Vintl entfielen auf die obersten 2,1 Prozent der Steuerzahlenden insgesamt 18,5 Prozent der Summe.