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Das Südtiroler Wirtschaftsforum am 12. April

VERANSTALTUNG – Eine Ex-Kampfpilotin, ein Firmen-Wachrüttler, ein Energiemanager, ein Teilchenphysiker und eine Digitalexpertin referieren beim Südtiroler Wirtschaftsforum am 12. April. Auch eine Start-up-Arena und viel Raum für Gespräche gehören zum Forum, das sich über die Jahre zu einem Wirtschafts-Highlight entwickelt hat.

Christian Pfeifer von Christian Pfeifer
9. Februar 2024
in Südtirol
Lesezeit: 5 mins read

Foto: Ingrid Heiss

Bozen – Alljährlich treffen sich rund 400 Unternehmer:innen, Führungskräfte, Entscheider:innen und Wirtschaftsinteressierte aus Süd- und Nordtirol beim Südtiroler Wirtschaftsforum. Das Forum hat ein grenzüberschreitendes Veranstalterteam bestehend aus MCI, Unternehmerverband UVS, Netzwerk Südstern, Stiftung Sparkasse, Sparkasse, Verlag Business Bestseller sowie SWZ und hat sich seit der ersten Auflage im Jahr 2005 schrittweise zu einem der wichtigsten Wirtschaftsevents in Südtirol entwickelt. Das liegt nicht zuletzt am Format, das viel Raum für den Austausch unter den Teilnehmenden lässt.

Das sind die fünf Vortragenden

Heuer findet das Wirtschaftsforum am Freitagnachmittag des 12. April im Kongresszentrum MEC der Messe Bozen statt. Unter dem Tagungsmotto „Zeitenwende. Wendezeiten – Perspektiven. Herausforderungen. Chancen.“ gibt es Impulse von fünf Vortragenden aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Zwei von ihnen stammen aus Südtirol und haben im Ausland Karriere gemacht.

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Der Re-Start-upper: Alberto Baban ist einer, der das Unternehmertum neu denkt. Er arbeitete von 1988 bis 1998 als Verkäufer von Plastikmaterialien, aber als sein Arbeitgeber ihn entließ, machte sich Baban selbstständig und wurde zum Start-upper: Mit Tapì, einem Hersteller von Flaschenverschlüssen, erzielte er einen Jahresumsatz von rund 40 Millionen Euro, als er das Unternehmen Ende 2016 zu seinem 50. Geburtstag verkaufte.

Daraufhin wurde er vom Start-upper zum Re-Start-upper. Die von ihm 2011 gegründete VeNetWork, eine Aktiengesellschaft von mittlerweile rund 75 Unternehmern und Unternehmerinnen des Veneto, ist auf die Übernahme und Wiederbelebung von existierenden, aber dahindümpelnden Unternehmen des Triveneto spezialisiert. VeNetWork gibt dabei nicht nur Risikokapital, sondern bringt sich mit unternehmerischem Know-how aktiv in die Führung ein. Derzeit hält VeNetWork Beteiligungen an rund 15 Unternehmen, Baban ist der Präsident. Ein Paradebeispiel für das Re-Startup-Modell ist der Motorradhersteller Fantic Motor. Dessen „Caballero“ war ein Symbol der 1970er-Jahre, dann schlitterte das Unternehmen in die Krise, bis es 2014 durch VeNetWork übernommen wurde. Seither ist der Jahresumsatz von einer auf 250 Millionen Euro gewachsen.

Ein Paradebeispiel für das Re-Startup-Modell ist der Motorradhersteller Fantic Motor. Seit der Übernahme durch VeNetWork ist der Jahresumsatz von einer auf 250 Millionen Euro gewachsen.

Im vergangenen Jahr hat Alberto Baban zudem die Holding Perdieci gegründet, über die mehrere Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen nicht nur kontrolliert, sondern mit einem innovativen „Cross Management“-Modell auch geführt werden: Die Firmen behalten zwar ihre eigenen Führungskräfte, doch über die Holding laufen die strategische Ausrichtung und Management-Synergien – es ist sozusagen eine „imprenditorialità diffusa“ nach dem Vorbild des „albergo diffuso“ (Streuhotel).

Alberto Baban fungiert auch als Vorstandsmitglied bei Unicef Italia. Von 2013 bis 2017 war er Präsident der Kleinindustrie bei Confindustria.

Die Kampfpilotin: Nicola Winter will fliegen, egal wohin. Schon als Jugendliche begann sie mit dem Drachenfliegen, und weil sie zu klein war, um Pilotin bei der Lufthansa zu werden, bewarb sie sich bei der Bundeswehr. Dort wurde sie zur zweiten Kampfflugzeugpilotin der deutschen Geschichte, flog zunächst Tornado und später den Eurofighter. Parallel studierte sie Luft- und Raumfahrttechnik und absolvierte eine Ausbildung zur Rettungssanitäterin. 2017 wurde sie von Boston Consulting Group und Handelsblatt zur „Vordenkerin des Jahres“ gekürt.

Nicola Winter ist seit November 2022 Reserve-Astronautin der europäischen Raumfahrtorganisation ESA, ausgewählt unter 22.500 Bewerbern und Bewerberinnen.

In ihrer Zeit bei der Bundeswehr absolvierte sie auch zahlreiche Überlebenstrainings und bildete später in den USA selbst Piloten aus. 2018 nahm sie Abschied von der Bundeswehr und ging zu McKinsey in die Unternehmensberatung. Heute arbeitet sie am Deutschen Zentrum für Luft-und Raumfahrt, ist Dozentin für Krisen- und Notfallmanagement und hält Vorträge zu Leadership.

Am liebsten möchte sie ins All – trotz Höhenangst. Tatsächlich ist sie seit November 2022 Reserve-Astronautin der europäischen Raumfahrtorganisation ESA, ausgewählt unter 22.500 Bewerbern und Bewerberinnen.

Und noch etwas: 2021 gewann Winter beim Zocker-Special der beliebten RTL-Sendung „Wer wird Millionär“ 125.000 Euro.

Der Energiemanager: Rolf Martin Schmitz hat praktisch seine gesamte Berufskarriere in der Energiebranche verbracht, einen Großteil davon in verschiedenen Führungspositionen. Vor allem war er von 2016 bis 2021 Vorstandsvorsitzender der börsennotierten RWE, einem der fünf größten Energieversorger Europas. Zuvor war er vier Jahre lang stellvertretender Vorstandsvorsitzender gewesen. 2021 zog er sich vorzeitig und freiwillig zurück.

Rolf Martin Schmitz war von 2016 bis 2021 Vorstandsvorsitzender der börsennotierten RWE, einem der fünf größten Energieversorger Europas.

Als Chef des auf Atomenergie und Kohle fokussierten Energiekonzerns wurde Rolf M. Schmitz zum Feindbild für Umwelt- und Klimaschützer:innen. Für Schlagzeilen über Deutschlands Grenzen hinaus sorgten 2018 die Demonstrationen gegen die Rodung des Hambacher Forstes zwischen Köln und Aachen für den Kohleabbau.

Rolf M. Schmitz ist zugleich jener RWE-Chef, der den Kernkraft- und Kohleausstieg des Konzerns eingeleitet hat. Zunächst wurde RWE durch ein Tauschgeschäft mit Eon zu einem führenden Player bei den erneuerbaren Energien, bis spätestens 2038 soll der Konzern komplett aus der Kohleverstromung aussteigen und klimaneutral werden.

Heute ist Rolf M. Schmitz Aufsichtsratsvorsitzender bei der börsennotierten Encavis, einem auf Solar- und Windparks spezialisierten Stromerzeuger, sowie Aufsichtsratsmitglied bei der ebenfalls börsennotierten und auf erneuerbare Energien spezialisierten E.ON SE.

Die Digitalexpertin: Die gebürtige Boznerin Annette Werth arbeitet derzeit bei Amazon Web Services (AWS) in Stockholm als globale Technologieleiterin für Energie und Versorgungsunternehmen. AWS positioniert sich als IT-Partner für Unternehmen bei der Reduzierung des Energieverbrauchs. Zuvor arbeitete Werth acht Jahre lang in Tokio (Japan), unter anderem in der Innovation-Projektgruppe des börsennotierten Energieversorgungsunternehmens Tepco sowie als Forscherin bei Sony CSL. In jener Zeit wurde sie mit dem Futura-Förderpreis für junge Südtiroler:innen im Ausland ausgezeichnet. In Japan war Werth auch Gründungsmitglied von Trende, einem auf Solarabonnements für Dächer spezialisierten Onlinehändler.

Der Teilchenpyhsiker: Der Algunder Günther Dissertori ist seit Februar 2022 Rektor der Eliteuniversität ETH Zürich. Er war am Europäischen Zentrum für Kernforschung „Cern“ an der Entdeckung des sogenannten Higgs-Teilchens beteiligt; dafür erhielten Peter Higgs und François Englert 2013 den Physik-Nobelpreis.

Für Normalsterbliche ist schwer nachzuvollziehen, womit sich Günther Dissertori in seiner Forschung beschäftigt. Vereinfacht ausgedrückt, schaut er sich Elementarteilchen an, die noch wesentlich kleiner sind als Atome. Das erwähnte Higgs-Teilchen ist Sekundenbruchteile nach dem Urknall entstanden – und ohne es gäbe es uns nicht. Dissertoris Arbeit lässt Rückschlüsse zu, woraus das Universum besteht und wie es funktioniert. Auch war er an der Entwicklung eines Gehirnscanners für die Behandlung und Früherkennung von Demenzerkrankungen beteiligt.

An der ETH Zürich erhielt Günther Dissertori, der Mitglied des Netzwerkes Südstern ist, 2001 eine Assistenzprofessur, 2007 wurde er zum ordentlichen Professor ernannt, 2022 wurde er dann Rektor.

Die Start-up-Arena: Bewerbungen bis 23. Februar

Neben den fünf Referaten gibt es wieder eine Start-up-Arena, in der sich ab 12 Uhr – also schon vor Beginn der Vorträge – ausgewählte Start-ups dem interessierten Publikum präsentieren, auch um mögliche Partnerschaften auszuloten. Inte­ressierte Start-ups können sich bis zum 23. Februar unter https://www.wirtschaftsforum.it/de#startup-section um einen Ausstellungsplatz bewerben. Der Ausstellungsplatz für die Start-ups ist kostenfrei, zwei Eintrittskarten zum Wirtschaftsforum sind inbegriffen. Eine Jury wird unter allen Einreichungen acht bis zehn Start-ups auswählen.

 

Dieser Artikel ist in der gedruckten SWZ mit folgendem Titel erschienen: Ein Forum der Ideen

Schlagwörter: 05-24free

Info

Das Programm des SWF24

Termin:
Freitag, 12. April, 12–18 Uhr, Kongresszentrum MEC, Bozen

Thema:
Zeitenwende. Wendezeiten – Perspektiven. Herausforderungen. Chancen.

12 Uhr
Get together & Start-up-Arena mit Fingerfood und Erfrischungen

13.30 Uhr
Begrüßung: Landeshauptmann Arno Kompatscher und Sparkasse-Präsident Gerhard Brandstätter

13.45 Uhr
Rolf M. Schmitz: Zukunft der Energie. Energie der Zukunft: Wohin geht die Reise?
Annette Werth: Digitalisierung der Energie – Aufbruch zu neuen Ufern
Nicola Winter: Key Learnings einer Kampfpilotin für High-Performance-Teams

15.15 Uhr
Kommunikationspause mit Erfrischungen

16 Uhr
Günther Dissertori: Krisen, Innovation und Wohlstand: Wie Wissenschaft und Wirtschaft synergetisch zusammenwirken können
Alberto Baban: Unternehmertum, Innovation und Digitalisierung als strategische und tägliche Herausforderung

17.30 Uhr
Ausklang mit Südtiroler Köstlichkeiten

INFO Weitere Informationen und Anmeldungen unter www.wirtschaftsforum.it. SWZ-Leser:innen erhalten bei Nennung des Vorteilscodes „swz*24“ einen zehnprozentigen Nachlass auf den regulären Ticketpreis.

 

Ausgabe 05-24, Seite 13

Christian Pfeifer

Christian Pfeifer

Erste journalistische Gehversuche bei der Tageszeitung "Alto Adige", seit 1995 bei der SWZ, seit 2015 deren Chefredakteur. Moderiert nebenberuflich das Wirtschaftsmagazin Trend im Fernsehen von Rai Südtirol. Findet Ausgleich bei seiner Familie und beim Sport, vorwiegend bei Tennis, Ski und Langlauf.

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