Brixen – Der Anfang von Clava Sports klingt wie eine Geschichte, die sich so wohl nur in Südtirol zutragen kann: Es war Dezember 2021, als sich Marian Bacher und Ivan Angerer erstmals bei der einen oder anderen Tasse Glühwein auf einem Weihnachtsmarkt kennengelernt haben. Die beiden Fußballfans verstanden sich auf Anhieb und sprachen bald einmal über das Potenzial, das im Amateursport in Südtirol steckt. Sie verließen damals den Weihnachtsmarkt mit einer Geschäftsidee und dem passenden Geschäftspartner.
Angerer und Bacher verfolgten die Idee über Wochen hinweg weiter und hatten es sich schon bald zur Mission gemacht, dem Amateursport und den vielen Freiwilligen der Vereine etwas zurückzugeben. Ihre Vision: eine App mit Statistiken, interessanten Einblicken und Live-Resultaten. Ausnahmsweise mal nicht für die Profis, sondern für den Amateursport.
Startschuss für Clava
Angerer und Bacher verfolgten gemeinsam mit den Programmierern und IT-Experten Alexander Klement und Ivan Waldboth die Idee weiter. Das vierköpfige Gründerteam – Klement und Waldboth kümmern sich um die technische Entwicklung, während Bacher und Angerer für den Vertrieb, das Marketing und den Aufbau einer Community zuständig sind – legte damit im Februar 2022 mit dem Entwickeln der App los.
„Für uns ist die App wie ein Baby, wir haben manchmal Zeit investiert, die wir eigentlich gar nicht hatten. Es steckt viel Herzblut im Produkt, und wenn Herzblut dabei ist, kommt man oft weit.“
„Anfangs lag der Fokus voll und ganz auf dem Produkt, wir haben einfach immer weiter entwickelt und eigentlich kaum mit möglichen Nutzern gesprochen“, meint Marian Bacher. Angerer stimmt zu: „Für uns ist die App wie ein Baby, wir haben manchmal Zeit investiert, die wir eigentlich gar nicht hatten. Es steckt viel Herzblut im Produkt, und wenn Herzblut dabei ist, kommt man oft weit.“ Den Gründern war wichtig, dass sie noch vor dem Start der neuen Fußballsaison im August 2022 die App veröffentlichen konnten, erzählen sie.
Viel aus den ersten Monaten gelernt
Weil sie sich so stark aufs Entwickeln konzentrierten, kam die Entscheidung für den Namen des Unternehmens erst zum Schluss. Das Team entschied sich für den Namen Clava Sports. Clava bedeutet auf Latein Verein. „Clava geht gut von der Lippe, sowohl in Deutsch als auch in Italienisch“, erklären die Gründer.
Dem Team war bewusst, dass ihre App vor der Veröffentlichung im August noch nicht reibungslos lief, es entschied sich aber trotzdem für den Launch. Die Kritik ließ nach der Veröffentlichung nicht lange auf sich warten, erzählen Bacher und Angerer. Und so sei ihnen klar geworden, dass vieles besser klappen müsse. Die vielfältigen Anforderungen verlangten hohe Flexibilität und bessere Koordination. „Wir konnten viel aus den ersten Monaten lernen“, so Klement und Waldboth, die beiden Entwickler der App. Das Wichtigste für die Start-upper war aber: Der Start von Clava Sports war gelungen.
Heimvorteil für das Start-up
Nun hieß es für das Team also, die Südtiroler:innen dazu zu bringen, die App zu nutzen. Das gelang schneller als erwartet. Besonders die Mundwerbung in den Vereinen des Amateurfußballs ließ die Nutzerzahl gleich zu Beginn der neuen Fußballsaison im Spätsommer stetig steigen.
Mittlerweile zählt Clava Sports monatlich über fünf Millionen Seitenaufrufe und verzeichnet seit dem Launch über 45.000 Downloads der App. Wöchentlich kommen rund 650 neue User:innen dazu. Auch auf Social Media wächst die Marke Clava Sports, die allein auf Instagram wöchentlich mehr als 26.000 Konten erreicht. Den Gründern ist dabei besonders die Community wichtig. „Mit der App wollen wir dem Amateursport etwas zurückgeben. Wir versuchen immer, unseren Nutzerinnen und Nutzern das Bestmögliche zu bieten, nach dem Motto: von der Community, für die Community“, so Klement.
Ein Vorteil des Clava-Teams ist, dass es seine User:innen bestens kennt, wie die vier Gründer unterstreichen, zumal auch sie Amateursportler sind bzw. waren. Ihre Passion für den Fußball ist auch im Gespräch immer wieder zu spüren: Clava Sports entstand aus der Idee, etwas zu entwickeln, von dem die Gründer selbst überzeugt waren. „Unser Vorbild sind die leidenschaftlich engagierten Personen, die sich ehrenamtlich für den Amateursport einsetzen und dadurch den Sport voranbringen“, betont Waldboth.

Wie man mit einer App Geld verdient
Das Start-up erwirtschaftet seinen Umsatz hauptsächlich aus einem Advertising-Modell: Werbepartner:innen können in der App Werbung schalten und dadurch laut Clava „effizient und kostengünstig“ ihre Zielgruppe erreichen.
Das Start-up arbeitet vorwiegend mit lokalen Werbepartnern zusammen. Einerseits, um hohe Qualität zu garantieren, und andererseits, weil es von bestehenden Netzwerken in Südtirol profitieren kann. „Anfangs war es nicht ganz leicht, bei Werbepartnern Fuß zu fassen, da wir nur Ideen verkauften“, so Angerer, „mittlerweile funktioniert es aber sehr gut.“ Neben den Werbebannern bietet Clava gegen Bezahlung auch einen professionellen Fotoservice für Vereine an, zum Beispiel an Spieltagen. Für die Zukunft wird an „Clava Pro“ gearbeitet, einem Bezahlabo mit Premiumfunktionen.
Im Hinblick auf die Konkurrenz sieht sich Clava stark positioniert. „Jeder Konkurrent – national und international – hat seine Berechtigung. Clava bietet für User und Werbepartner mehr Vorteile, sei es durch die vielen Features und dem intuitiven Design der App, aber auch durch das Skalierungspotenzial“, sagt Ivan Angerer. Hinter dem Namen „Clava Sports“ steckt eine Strategie. Clava heißt übersetzt Club bzw. Verein, womit die Gründer ausdrücken wollen, dass sie sich nicht für immer nur auf Fußball konzentrieren werden: „Wir starten mit Fußball, aber wenn der Ball ins Rollen kommt, können wir skalieren und uns auch zusätzlichen Sportarten widmen.“
Aufnahme in den NOI Techpark
„Here we go“, wie es der italienische Sportjournalist Fabrizio Romano bei Fußballtransfers stets ankündigt, hieß es für Clava Sports im Juli 2024, als sie in den Start-up-Incubator des NOI Techparks aufgenommen wurden.
Mit Unterstützung des Incubators will Clava weiterwachsen. Konkrete Pläne gibt es schon. Vorerst will sich das Start-up auf Fußball konzentrieren und in weiteren italienischen Regionen Nutzende gewinnen: im Trentino, in Venetien und im Friaul. Es gibt zwei Hauptgründe für die nationalen Wachstumspläne, wie die Start-upper erklären: die Sprache und das Regelwerk im Fußball. „In Österreich gibt es andere Kriterien, nach denen Tabellen kalkuliert werden. In der Schweiz hingegen wird mit Französisch eine Fremdsprache gesprochen, weshalb mehr Ressourcen investiert werden müssten“, so Bacher.
Die nächste Herausforderung sehen die Gründer in der Expansion in die norditalienischen Regionen.
Was ist innovativ an der Idee?
Auf die Frage, was an der Geschäftsidee besonders innovativ sei, antworten die Gründer bescheiden: „Wir haben uns lange mit dieser Frage beschäftigt. Wir müssten lügen, würden wir sagen, dass Clava besonders innovativ sei. Wir haben für unsere Idee einen Markt gesehen und wahnsinnig viel Zeit in unser Produkt investiert. Wir hatten stets unsere Vision und unsere Ziele vor Augen. Wir denken, dass es für ein Start-up wichtig ist, dass es auch Substanz hat und nicht nur ein Marketingthema ist.“ Das bisherige Wachstum gibt dem Start-up recht. Aktuell können die Gründer noch nicht von Clava Sports leben.
Auch die Tutoren des Start-ups im NOI Techpark, Patrick Oberleiter und Sophia Insam, bestätigen die positive Entwicklung. Die Geschäftsidee sei eines der Kriterien, warum ein Start-up in den Incubator des Techparks aufgenommen wird: „Es fließen aber immer auch andere Kriterien in eine solche Entscheidung ein, wie etwa ein komplementäres Team, realistische qualitative und quantitative Businesspläne sowie die bisherige Traction.“ Bei Clava seien diese Faktoren ausschlaggebend gewesen, teilt Insam mit.
Patrick Oberleiter unterstreicht, dass eine Community wie jene im NOI Techpark für das wachsende Start-up-Ökosystem in Südtirol wichtig sei, damit ständiger Austausch stattfinden kann. Clava Sports hat aktuell seinen Sitz in Brixen und kein Büro im NOI Techpark, kommt aber regelmäßig für Workshops und Besprechungen nach Bozen.
Neue Saison, neue Pläne
Die nächste Herausforderung sehen die Gründer in der Expansion in die norditalienischen Regionen. Es brauche noch mehr Ressourcen, um die Plattform mit neuen Funktionen zu entwickeln, Marketingmaßnahmen zu betreiben und Daten zu verarbeiten. Das Team führt bereits Gespräche mit Investorinnen und Investoren und berichtet von positiven Entwicklungen.
Die Gründer blicken mit Stolz auf die bisherige Entwicklung von Clava Sports, unterstreichen aber, dass sie noch lange nicht am Ziel angekommen seien. „In drei Jahren sehen wir uns als die führende App für den Amateursport in Italien“, so das Gründerteam. Für die neue Saison stünden bereits die nächsten Funktionen bereit, und sie blicken mit voller Energie auf die anstehende Expansion in Norditalien. „Wir sind gespannt, wie unser Baby wächst“, so die Gründer. Mit klarer Vision und viel Herzblut will Clava Sports weiter auf Angriff gehen.
Tobias Vieider
DER AUTOR absolviert ein Sommerpraktikum bei der SWZ.
DIE SERIE Die SWZ stellt in diesen Wochen in der Serie „Start-up Südtirol“ junge Unternehmen und deren Gründer:innen vor, so wie bereits in den vergangenen Jahren. Alle Artikel können hier und in der SWZapp gelesen werden.