Bozen – Das Südtiroler Wirtschaftsforum am vergangenen Freitag stellte sich einmal mehr als einer der wichtigsten Treffpunkte für die lokale Wirtschaftswelt heraus. Weit über 300 Unternehmer:innen, Führungskräfte, Entscheider:innen und Interessierte aus Süd- und Nordtirol nahmen am Event im Kongresszentrum MEC von Messe Bozen und Four Points Sheraton teil.
Die Aufbruchstimmung nach der langen Pandemiephase war deutlich spürbar. Aber auch wenn Corona kein Thema mehr ist, sind die Herausforderungen nicht kleiner geworden: Der Fachkräftemangel spitzt sich zu, der Ukrainekrieg bereitet Sorgen, die anhaltend hohe Inflation führt zu Verwerfungen und die steigenden Zinsen bremsen die Investitionen.
Internationale Vortragende
Das Wirtschaftsforum bot die Gelegenheit, nach vorne zu blicken und nach Wegen zu suchen, um zukunftsfit zu sein – sprich die Chancen in den vielfältigen Herausforderungen zu erkennen. Das Dachthema lautete „Standort im Wettbewerb: Technologie, Innovation, Unternehmertum, Werte“.
Nach der Begrüßung durch Sparkasse-Generaldirektor Nicola Calabrò gingen vier internationale Vortragende auf verschiedenste Aspekte in diesen Bereichen ein, wobei den Teilnehmenden am Wirtschaftsforum auch die Möglichkeit geboten wurde, Fragen zu stellen.
Der deutsche Journalist Frank Sieren, der seit fast 30 Jahren in Peking lebt, vermittelte seine Auffassung, dass mit dem Aufstieg Chinas und anderer Schwellenländer eine multipolare Weltordnung entsteht. Der Westen müsse das einsehen, Zusammenarbeit anstreben und durch Überzeugungsarbeit die eigenen Werte in dieser neuen Weltordnung unterbringen.
Über die richtige (und falsche) Herangehensweise bei der Implementierung von digitalen Geschäftsmodellen sprach der Algunder Jürgen Galler. Das Südstern-Mitglied ist in Zürich als Start-upper tätig und arbeitete zuvor unter anderem in führender Position bei Google.
Herman Mashaba, der Bürgermeister von Johannesburg war und im kommenden Jahr Präsident von Südafrika werden will, erzählte aus seinem Leben: Er baute aus dem Nichts eine erfolgreiche Firma für Haarprodukte auf. Dank seiner Erfahrungen im Unternehmertum will er Südafrika zu einem besseren Land machen.
Und schließlich sprach die gebürtige Meranerin Selena Milanovic über das große Potenzial und die Vorteile von Telemedizin – vor allem in Entwicklungsländern. Auch erklärte die erst 28-Jährige, die Strategieberaterin bei Siemens Advanta Consulting ist, warum es mit der Digitalisierung im Sanitätswesen langsamer als erhofft vorangeht.
Viel Platz fürs Netzwerken und Start-ups
Das Wirtschaftsforum – eine Gemeinschaftsinitiative von Management Center Innsbruck MCI, dem Netzwerk Südstern, der Stiftung Südtiroler Sparkasse, dem Verlag Business Bestseller, dem Unternehmerverband Südtirol und der SWZ – legt großen Wert auf den Netzwerkgedanken: Die Teilnehmenden sollen sich nicht nur Impulse von internationalen Vortragenden holen, sondern vor und nach der Veranstaltung sowie in der großzügigen Pause genügend Zeit für den Austausch untereinander haben.
Weiters bereicherten Informationsstände von acht Start-ups das Geschehen: Biologik-Systems, Bisistems, Datteco, Eter4, Fingu, Receptic, Sany, Slon, Solos Vita und Variand Furniture. Diese Start-ups hatte eine Jury unter zahlreichen Einsendungen im Zuge einer Ausschreibung vorab ausgewählt.
Ausführliche Interviews mit den Vortragenden gibt es hier:
- Frank Sieren: Der Abstieg des Westens
- Jürgen Galler: Was bei der Digitalisierung falsch läuft
- Herman Mashaba: „Politik ist ein schrecklicher Job“
- Selena Milanovic: Heilen mit Nullen und Einsen
Fotos: Ingrid Heiss