Bozen/Wolkenstein – Yakki.net, eine Onlineplattform für die Vermittlung von Outdoor-Entdeckungen, ist so jung, dass es zwar eine funktionierende Homepage gibt, aber noch kein formell gegründetes Unternehmen. Initiiert hat das Projekt Nicola Giorgi, 24 Jahre alt und in Wolkenstein aufgewachsen. Derzeit ist er Student des Masterstudienganges Entrepreneurship und Innovation an der Universität Bozen, Teilzeitmitarbeiter bei einem Industrieunternehmen, Mitarbeiter im Hotel seiner Eltern – und eben auch Start-upper. Letzteres, so wünscht sich Giorgi, soll schon bald seine einzige Aufgabe sein. Dazu muss er jedoch Investoren finden, die bereit sind, in ihn und seine Geschäftsidee zu investieren.
Doch beginnen wir die Yakki-Geschichte von vorne: Giorgi war (und ist) in den Wintermonaten als Skilehrer im Einsatz und machte sich Gedanken, wie er von Skischulen zur Kundenvermittlung unabhängig werden könnte. Daraus entwickelte sich die Idee zu Yakki, als Vermittlungsportal für die Dienstleistungen von Skilehrern. Im Rahmen einer Uni-Lehrveranstaltung machte sich Giorgi im vergangenen Winter an die Umsetzung. „Im Februar ist eine Basisversion bzw. ein Prototyp der Plattform online gegangen“, erzählt der Grödner. Schon vorher hat er versucht, Skilehrer zu finden, die sich über Yakki vermarkten möchten, doch diese Gruppe erwies sich relativ schnell als falsche Zielgruppe. „Die meisten arbeiten mit Skischulen zusammen, und nur wenige sind selbstständig tätig. Als geeignetere Zielgruppe haben sich dann Mountainbike- und Bergführer herauskristallisiert“, so Giorgi.
Weil er nach dem Prinzip Lean Start-up an Yakki arbeitet, bedeutete dieser anfängliche „Stolperer“ kein Ende des Projekts. „Wir arbeiten so effizient wie möglich, indem wir uns an bestimmte Abläufe halten: Der erste Schritt ist, den Kontakt mit Kunden aufzunehmen und zu validieren, welches Problem sie haben und welche Lösungen sie sich vorstellen; erst im zweiten Schritt wird ein Produkt ausgearbeitet“, führt Giorgi aus.
Mit Yakki vergleichbare Angebote, sagt Giorgi, gebe es am Markt durchaus. „Allerdings hat sich bis jetzt in unserem Bereich – Berg/Outdoor – keines wirklich etablieren können“, so Giorgi und fügt an: „Mit einer ausgeklügelten Differenzierungsstrategie können wir es schaffen, uns durchzusetzen.“
Derzeit sind ca. 200 Outdoor Experiences auf Yakki buchbar, der Großteil davon in Italien, weitere in acht anderen Ländern. „Doch wir bewegen uns in einem offenen Markt, wollen uns nicht auf Länder konzentrieren, sondern darauf, dass die Guides zertifiziert sind“, unterstreicht Giorgi. Die Bezeichnung Yakki ist übrigens an die zentralasiatische Rinderart Yaks angelehnt, die Lasten in die Berge des Himalaja transportieren. „Yakki ist in dem Sinne ein Begriff, der mit Guides und Outdoor in Verbindung gebracht wird, an den man sich leicht erinnert und der in vielen Sprachen einfach ausgesprochen werden kann“, betont der junge Grödner.
Das Prinzip hinter Yakki ist einfach: Guides können sich registrieren, Infos und Preise für Touren posten, Kunden können die in ihrer Region angebotenen „Entdeckungen“ filtern, eventuell buchen und bezahlen; nach dem Ausflug können Kunden die Leistung der Guides bewerten. Noch ist die Nutzung von Yakki für Guides kostenlos, doch sobald ein ansprechender Pool an Angeboten aufgebaut und die Besucherzahlen der Seite steigen, soll sich das ändern: 20 Prozent des Preises möchte Yakki dann als Vermittlungsgebühr einbehalten, so wie es Unterkunftsvermittlungsportale wie Airbnb oder Booking auch tun.
„Bei Two-sided marketplaces wie Yakki, wo man zwei Usergruppen ansprechen muss, ist der Start besonders schwierig: Wenn du keine Anbieter hast, dann hast du auch keine Kunden und umgekehrt – ein Henne-Ei-Problem“, sagt Giorgi. Er hat entschieden, die Guides zuerst anzugehen. „Weil es deren Problem ist, das wir lösen.“
Unterstützung bei der Entwicklung von Yakki hat Giorgi nicht nur durch den Uniprofessor der Start-up-Lehrveranstaltung, sondern auch durch einen Mentor, einen Start-upper aus dem oberitalienischen Raum. Auf dessen Empfehlung hat Giorgi inzwischen ein Team zusammengestellt. Dabei hat er auf ein Kriterium besonderen Wert gelegt. „Es darf nicht so sein“, sagt Giorgi, „dass auf einer Seite der Gründer und auf der anderen die Mitarbeiter stehen; alle Beteiligten müssen dieselbe Leidenschaft, dieselben Ziele und Visionen für das Projekt haben.“
Die Suche nach geeigneten Weggefährten hat sich als nicht einfach erwiesen. Auch weil es für die Arbeit an Yakki derzeit noch kein Geld gibt und die Zukunft des Projekts ungewiss ist. Giorgi erhielt Absagen, unter anderem von Studienkollegen im Entrepreneurship-Kurs. „Sie waren zwar von der Idee begeistert, doch dabei sein wollten sie nicht – weil sie es vorziehen, ein fixes monatliches Gehalt zu erhalten“, erzählt Giorgi. „Von den zehn, 15 Leuten, die den Kurs besuchen, arbeiten nur zwei an einem eigenen Start-up. Ein erstaunlich geringer Anteil für einen Kurs, in dem es um Unternehmertum geht.“
Er selbst hat sich dagegen mit dem Hintergedanken Firmengründung für den Entrepreneurship-Studiengang entschieden. „Und deshalb habe ich auch zuerst Informatik studieren, weil IT und Technologien in unserer heutigen Welt so wichtig sind, weil so viele Start-ups auf Digitalisierung basieren“, so Giorgi.
Seit Anfang Juli steht das Yakki-Team nun: Rossella (25) aus dem Fassatal, die mit Giorgi studiert, kümmert sich um das Community Building, also das Managen der Guides. Michael, ein 27-jähriger Grödner, der Internationale Wirtschaftswissenschaften in Innsbruck studiert hat und nun nebenberuflich als Filmmaker arbeitet, hat das Marketing übernommen. Und der Informatikstudent Luca, 23 Jahre alt, ist für den technischen Bereich zuständig. „Es ist ausgemacht, dass bei der Gründung der Gesellschaft auch die jetzigen Teammitglieder Anteile am Unternehmen erhalten“, erzählt Giorgi.
Er selbst kümmert sich um allgemeine organisatorische Aufgaben und ist auf der Suche nach einem Investor – der nächste große und (überlebens-)wichtige Schritt für Yakki. „Der internationale Outdoorsektor ist groß und wächst weiter, und Guides gibt es unzählige. Eine solche Skalierbarkeit ist auch nötig, wenn man ein global ausgerichtetes Start-up gründet. Doch um so ein Projekt anlaufen zu lassen, braucht man entsprechendes Kapital“, erklärt der Start-upper. 200.000 bis 500.000 Euro sind das Ziel für die erste Kapitalisierungsrunde. „Aber letztlich geht es auch darum, wer der Investor ist. Denn Wissen, Inputs und Netzwerk haben auch einen sehr großen Wert.“
Eine Liste mit geeigneten Investoren aus ganz Europa hat Giorgi bereits zusammengestellt, in den nächsten Wochen möchte er sie ansprechen. „Ob es für uns passende Investoren auch in Südtirol gibt, müssen wir erst noch herausfinden“, so Giorgi. Wobei er diesbezüglich eine Erfahrung gemacht hat, die ihm nicht in guter Erinnerung geblieben ist: „Ein Südtiroler Unternehmer wollte bei Yakki einsteigen, allerdings unter der Voraussetzung, dass er die Mehrheit an der Firma erhält“, erinnert sich Giorgi. „Aus meiner Sicht ist das nicht die richtige Investment-Mentalität. Denn das Team, das das Start-up weiterbringen soll, sollte auch etwas davon haben, wenn es sich etabliert.“
Auf einen Firmenstandort möchte sich das Yakki-Team erst nach dem Finden eines Investors einigen, und auch auf die Rechtsform des zu gründenden Unternehmens. Und obwohl es noch keinen Investor gibt, arbeitet das Yakki-Team intensiv an der Weiterentwicklung der Plattform.
Mit einem finanziellen Polster durch den Einstieg eines Investors soll noch ein wichtiger Punkt angegangen werden: Derzeit lautet die Internetadresse yakki.net. „Es hätte yakki.com sein sollen, doch die Domain ist durch einen US-Amerikaner registriert, der die Seite aber nicht nutzt. Ich habe mich mit ihm in Verbindung gesetzt, und er war bereit, die Domain zu verkaufen – für 10.000 Euro. Das war für mein Studentenprojekt zu viel Geld“, sagt Giorgi. „Doch ich möchte die Domain auf jeden Fall kaufen – denn die .com-Domains sind für internationale Projekte die geeignetsten.“