SWZ: Herr Moriggl, Sie sind der neue Präsident der Gruppe der Jungunternehmer im UVS. Gibt es besondere Themen, die Ihnen am Herzen liegen und die Sie vorantreiben möchten?
Thomas Moriggl: Es gibt sehr viele Themen, welche das junge Unternehmertum betreffen. Mein Vorgänger Marius Eccel hat bereits einiges bewegt und angestoßen. Diesen Weg wollen wir als Gruppe weiterhin gehen. Zusammen mit dem Direktivrat wollen wir unter anderem unsere Netzwerke vertiefen, indem wir mit unseren Unternehmerkollegen aus Trient und Rom genauso wie mit den Jungunternehmern aus Österreich und Deutschland Kontakte pflegen und knüpfen. Für unsere Mitglieder wollen wir auch in Zukunft hochwertige Veranstaltungen organisieren, zum Beispiel Betriebsbesichtigungen im In- und Ausland, Weiterbildungsveranstaltungen, Kamingespräche mit erfolgreichen Persönlichkeiten usw. Aber wir wollen auch zu aktuellen Themen Stellung nehmen und an zukunftsweisenden Entscheidungen teilhaben.
Bisher arbeitete die Gruppe der Jungunternehmer vor allem nach innen, machte sich in der Öffentlichkeit aber kaum bemerkbar. Warum eigentlich?
Mit unseren zirka 70 Mitgliedern sind wir im Verhältnis zu Bauernjugend, Hoteliers- und Gastwirtejugend (HGJ) oder
Junghandwerkern eine sehr kleine Gruppe. Trotzdem wollen wir uns in Zukunft zu aktuellen und wichtigen Themen auch nach außen mehr Gehör verschaffen. Unser Verbandspräsident Stefan Pan hat mir bereits die Zusage gegeben, dass die Zusammenarbeit zwischen Mutter- und Jugendverband in Zukunft noch enger und wirksamer gestaltet werden soll. So können wir uns verbandsintern bezüglich Themen und Stellungnahmen noch besser koordinieren und ergänzen.
Verstehe ich das richtig: Sie sind der Meinung, dass es angebracht ist, wenn sich gerade die Jungunternehmer – und überhaupt alle „Jugend“-Vereinigungen innerhalb der verschiedenen Wirtschaftsverbände – stärker zu aktuellen Themen zu Wort melden? Tatsächlich sind letztendlich sie es, deren Zukunft von den Rahmenbedingungen abhängt, welche die Politik schafft bzw. nicht schafft.
Da haben Sie vollkommen recht. Und genau in diese Richtung will ich auch versuchen zu arbeiten. Ein Großteil der Forderungen vonseiten der Wirtschaft an die Politik deckt sich in allen Wirtschaftsverbänden. Ich wünsche mir in Zukunft eine noch enger vernetzte Zusammenarbeit zwischen den Jugendverbänden. Gerade in diesen unsicheren Zeiten gilt es, Kräfte zu bündeln und Synergien zu nutzen. Wir Jungen wollen mitreden, mitentscheiden und sind auch bereit, Verantwortung zu übernehmen.
Stichwort Vernetzung: Sie haben gesagt, dass es Ihnen ein Anliegen ist, die Kontakte mit Jungunternehmern in Italien, Österreich und Deutschland weiter zu pflegen. Was bringen solche Treffen konkret?
Zum einen geben sie die Gelegenheit zu einem interessanten Gedankenaustausch. Zum anderen können Netzwerke geknüpft bzw. gepflegt werden, aus denen sich zuweilen auch nützliche geschäftliche Kontakte ergeben, vor allem für überregional tätige Unternehmen.
Was hat Sie bewogen, dieses Amt anzunehmen?
Ich bin seit über zwölf Jahren Mitglied der Jungunternehmer und konnte in der Gruppe allgemein und vor allem auch im Direktivrat als Vizepräsident viele interessante Erfahrungen sammeln und tolle Menschen kennenlernen. Als ich vor einigen Monaten von meinem Vorgänger Marius Eccel gefragt wurde, ob ich seine Nachfolge antreten möchte, habe ich mich nach kurzem Zögern gerne für die Neuwahlen zur Verfügung gestellt. Ich möchte etwas bewegen, unsere Zukunft aktiv mitgestalten. Ich danke den Mitgliedern, welche mir mit ihrer Stimme das Vertrauen geschenkt haben. Zusammen können und müssen wir in dieser Zeit der Veränderungen auch unsere Ideen einbringen. An Diskussionstischen, bei welchen es um unser aller Zukunft geht, dürfen und wollen wir Jungunternehmer nicht fehlen.
Es wird viel über Steuerdruck, Preisdruck, Bürokratie und andere Schwierigkeiten geredet. Haben es Jungunternehmer heute schwerer als die Generation ihrer Eltern?
Jede Generation hat sich mit den Problematiken ihrer Zeit auseinanderzusetzen. Unsere Eltern hatten es, was die Komplexität und Schnelllebigkeit der Gesellschaft angeht, sicher noch etwas weniger turbulent, als wir Jungen es heutzutage haben. Dafür können wir Jungen uns das harte Leben in der Nachkriegszeit kaum vorstellen. Ich zolle unserer Elterngeneration höchsten Respekt und Anerkennung für das, was sie aufbauen konnten! An uns Jungen liegt es nun, dieses große Erbe verantwortungsbewusst zu verwalten und zu erhalten. Eine sehr große und sehr schwierige Aufgabe, welcher wir uns aber gerne und mit viel Motivation stellen.
Braucht Südtirols Landespolitik eine Verjüngung? Oder wird es mit dem pauschalen Ruf nach Erneuerung derzeit übertrieben?
Der Wunsch der Südtiroler Wählerinnen und Wähler unterscheidet sich meiner Meinung nach im Wesentlichen kaum von jenem der Wähler in anderen Regionen Europas. Vor allem wünscht sich der Bürger wieder mehr Verantwortung und Vertrauen in die Politik. Egal ob in Brüssel, Rom oder Bozen – es muss in der Politik endlich wieder mehr um die Sache gehen. Die Politik hat die Aufgabe, die bestmöglichen Rahmenbedingungen für Wirtschaft, Soziales und Umwelt zu schaffen.
Lassen Sie mich nachhaken: Ist Thomas Moriggl der Meinung, dass Südtirol dringend eine politische Erneuerung braucht oder dass wir Gefahr laufen, vor lauter Erneuerungsrufen das Kind mit dem Bade auszuschütten?
Es gilt, die schwierige Gratwanderung zwischen dem notwendigen Wechsel und dem Beibehalten von Bewährtem zu schaffen. Wie derzeit die Diskussion geführt wird, klingt es so, als hätte die Landespolitik in den vergangenen Jahrzehnten alles falsch gemacht. Dem ist keineswegs so. Es wurde sehr viel gut und richtig gemacht – das geht derzeit unter.
Wie aufwendig ist das Präsidentenamt eigentlich für jemanden, der in Glurns arbeitet? Regelmäßige Fahrten in den Verband nach Bozen dürften unvermeidlich sein.
Wenn man so ein Amt übernimmt, muss man natürlich bereit sein, Zeit und Aufwand dafür in Kauf zu nehmen. Da ich in Naturns wohne, kann ich vielleicht den einen oder anderen Termin „logistisch optimieren“. Aber ich war mir schon vor dem Amtsantritt im Klaren darüber, dass ich für dieses Ehrenamt einiges an Zeit und Energie investieren muss. An dieser Stelle will ich vor allem meiner Familie und meinem Geschäftspartner Gunnar Moriggl danken, welche mich immer unterstützen und nach wie vor viel Verständnis für mein Engagement im Unternehmerverband aufbringen. Das ist nicht selbstverständlich, und ich schätze dies sehr.
Ihr Onkel Hans Moriggl war 14 Jahre lang der Vinschger Bezirksvertreter im Unternehmerverband. Der Wille, sich im Verband ehrenamtlich einzubringen, scheint der Familie im Blut zu liegen.
Das Ehrenamt hat in unserer Familie tatsächlich eine lange Tradition, und das nicht nur im Unternehmerverband. Gar einige Familienmitglieder sind in verschiedensten Vereinen und Organisationen ehrenamtlich tätig – sei das nun die freiwillige Feuerwehr, die Musikkapelle, der Sportverein oder das Weiße Kreuz. Wir sind der Meinung, dass jeder Bürger einen – wenn auch noch so kleinen – Beitrag für die Gesellschaft leisten soll.