Rom – Vergangene Woche fand der jährliche Click Day des Unfallversicherungsinstitutes Inail statt. Für Maßnahmen zugunsten der Arbeitssicherheit standen diesmal immerhin 249,4 Millionen Euro zur Verteilung – oder besser gesagt: zur Verlosung. Denn bei den Click Days gehen die Millionen nicht an die besten Projekte, sondern an die schnellsten Klicker. Nach wenigen Sekunden sind die Gelder stets vergriffen. So war es auch heuer.
Deswegen hat sich rund um die Click Days eine regelrechte Klick-Industrie entwickelt. Unternehmer wenden sich an IT-versierte Bekannte, denen sie den sekundengenauen Erfolgsklick zutrauen, der bis zu 130.000 Euro wert ist. Oder aber sie vertrauen sich professionellen Klickern an, die im Internet ihre Dienste anbieten, natürlich kostenpflichtig. Diese wiederum werben Klicker an, die für jeden „Treffer“ eine Erfolgsprämie von 300 Euro erhalten. Im Internet gibt es sogar – ebenfalls kostenpflichtige – Click-Day-Trainings, die dabei helfen sollen, die Erfolgschancen zu erhöhen.
Click Days gibt es nicht nur beim Inail. Sie sind in Italien zu einer beliebten Unart geworden. Das Problem, dass die Unternehmen einerseits mit Beiträgen gefördert werden sollen, aber andererseits die notwendigen Geldmittel dafür fehlen, wird einfach dadurch gelöst, dass dem Glück die Regie bei der Verteilung eines vordefinierten (bescheidenen) Geldkuchens überlassen wird.
An einer anderen Front wird dem Zufall ungleich weniger vertraut, obwohl es da wie dort um Gelder der Steuerzahler geht. Der Staat, das Land und die Gemeinden – auch in Südtirol – schreiben öffentliche Arbeiten ab 40.000 Euro Auftragsvolumen kompliziert aus, so kompliziert, dass mancher Unternehmer an den Ausschreibungen gar nicht mehr teilnimmt – zu groß der Zeitaufwand und zu groß das Risiko, von unseriösen Dumping-Wettbewerbern ausgestochen zu werden.
Es kommt auch vor, dass sinnvolle Projekte komplett versanden, weil selbst die Beamten vor dem Aufwand der Ausschreibung zurückschrecken: Lieber, als sich die Arbeit für die Ausschreibung anzutun, verzichtet man auf Projekte, die ihnen von Unternehmern vorgeschlagen werden.
Ein bisschen weniger Zufallsprinzip da und ein bisschen mehr Hausverstand dort würde allen nützen.