Bozen – Heiner Oberrauch, der Präsident des Unternehmerverbandes (UVS), fand bei der Vollversammlung seines Verbandes am Montagabend deutliche Worte: „Was ich nicht verstehe, ist, dass wir bei leistbarem Wohnen nicht weiterkommen. Die Landesregierung, die gesamte Opposition, die Gewerkschaften, die Sozial- und Familienverbände und alle Unternehmerorganisationen sprechen sich vehement seit längerem dafür aus. Und doch: es passiert nichts.“ Die Botschaft war klar: Die Landespolitik übt sich in leeren Worten, aber Ergebnisse kann sie keine vorweisen. Das müsse sich ändern, wenn Südtirol nicht ein Sehnsuchtsland für Gäste sein wolle, sondern auch eines für Menschen, die hier arbeiten und leben wollen.
„Was ich nicht verstehe, ist, dass wir bei leistbarem Wohnen nicht weiterkommen. Alle sprechen sich vehement seit längerem dafür aus. Und doch: es passiert nichts.“
Mehrere hundert Unternehmer und Unternehmerinnen waren der Einladung des UVS gefolgt, weshalb die Veranstaltung im Kongresszentrum MEC von Messe Bozen und Sheraton auch dem Austausch untereinander diente – und dem Sehen und Gesehenwerden: Die Dichte an präsenten Landtagsabgeordneten (sowie Personen, die es werden möchten) machte deutlich, dass der Wahlkampf längst begonnen hat.
Klimaplan: Ernsthaftigkeit oder Populismus?
Auch zum Klimaplan 2040 der Landesregierung nahm Oberrauch Stellung. Der Zielekatalog sei „nur dann enkeltauglich, wenn ganz konkret Kosten und Mittel aufgezeigt werden, wie sich die angekündigten Ziele erreichen und finanzieren lassen.“ Und weiter: „Nur hehre Ziele verkünden, ohne den Weg dorthin auszumachen, ist unverantwortlich und ein Erkennungsmal von Populismus. Es braucht einen Business Plan für die Enkeltauglichkeit, der sich in der Spending Review niederschlägt, ganz konkret, mit Zahlen belegt. Dies ist verantwortungsvolle Politik.“ Der erhobene Zeigefinger war in den Worten unschwer zu überhören.
„Nur hehre Ziele verkünden, ohne den Weg dorthin auszumachen, ist unverantwortlich und ein Erkennungsmal von Populismus.“
Überhaupt erneuerte Oberrauch die Forderung, dass der Landeshaushalt „radikal umgebaut“ werden müsse und alle Landesausgaben zu durchforsten seien. Sein „persönlicher Wunsch an die künftige Landesregierung und an die Landesverwaltung“ sei es, die „konstruktive Art des Dialogs wiederzuentdecken“. Es klang wie der Vorwurf, dass es beim Dialog zuweilen hapere.
Es gab von Oberrauch aber auch Lob, etwa für die Umsetzung des Projektes einer internationalen Schule.
Marianna Poletti: So gewinnen Sie die Jungen!
Landeshauptmann Arno Kompatscher räumte offen ein, dass es Baustellen gäbe. Daran sei zu arbeiten. „Wir müssen die Herausforderungen mit neuen Konzepten angehen. Wenn ein Medikament nicht wirkt, dann ist die doppelte Dosis desselben Medikaments nicht sinnvoll, sondern meistens sogar giftig.“
Per Videoschaltung eingeblendet war Confindustria-Präsident Carlo Bonomi. Eigentlich hätte er bei der UVS-Vollversammlung präsent sein wollen, doch habe das schlechte Wetter die Anreise per Flugzeug verhindert, entschuldigte er sich.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen freilich die jungen Generationen. Man müsse ihnen zuhören, forderte Oberrauch. Die Unternehmerin Marianna Poletti erläuterte, was sich die jungen Generationen von ihren Arbeitgebern erwarten. Wie junge Menschen gewonnen und zu Höchstleistungen motiviert werden können, hatte Poletti zuvor schon in einem Interview mit der SWZ dargelegt (SWZ 21/23).