Berlin/Bozen – Nach zahlreichen beruflichen Erfolgen hat Georg Kofler nun einen herben Rückschlag erlitten: Seine Social Chain AG ist pleite.
Das börsennotierte Unternehmen mit Sitz in Berlin hat am Montag bekanntgegeben, unverzüglich einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu stellen. Für die Gesellschaft bestehe keine positive Fortbestehensprognose mehr, so die Begründung.
Zuvor hatte die Social Chain AG eine Kapitalerhöhung gestartet. Ein Investor habe allerdings seine zugesicherte Einzahlung nicht getätigt, teilt das Unternehmen mit. Und Verhandlungen mit anderen Investoren seien gescheitert. Mit ausschlaggebend dafür war wohl die Feststellung der deutschen Finanzaufsicht Bafin, dass es im Konzernabschluss 2021 millionenschwere Fehlbuchungen gegeben haben soll.
Der Vorstand des Unternehmens geht nun davon aus, „dass keine hinreichende Wahrscheinlichkeit mehr besteht, dass der kurzfristige Finanzbedarf der Gesellschaft gedeckt werden kann“.
Georg Kofler hat sein Amt als Vorstandsvorsitzender der Social Chain AG am Montag mit sofortiger Wirkung niedergelegt.
Die Aktie der Social Chain AG ist aufgrund schwacher Bilanzzahlen seit Ende 2021 im permanenten Sinkflug. In den Jahren zuvor war sie steil nach oben geklettert. Zum Höhepunkt im November 2021 war eine Aktie 54 Euro wert, was einem Unternehmenswert von mehr als einer halben Milliarde Euro entsprach. Zuletzt waren es weniger als zwei Euro pro Aktie.
Die Karriere von Georg Kofler
Georg Kofler stammt aus Oberrasen im Antholzer Tal und hat in Deutschland Karriere gemacht. Nach dem Studium der Publizistik und Politikwissenschaften in Wien wurde er zunächst Referent des ORF-Generalintendanten, um dann dem Ruf der Kirch-Gruppe nach München zu folgen, wo er mit nur 31 Jahren Gründungsgeschäftsführer von ProSieben wurde.
Georg Kofler brachte ProSieben an die Börse, führte erstmals Teleshopping in Deutschland ein und wechselte danach als Geschäftsführer zum insolventen Bezahlsender Premiere, den er sanierte und ebenfalls an die Börse brachte. 2006 verabschiedete sich Georg Kofler aus dem Fernsehgeschäft und gründete Kofler Energies.
2016 baute er die Social Chain AG auf, deren Hauptaktionär er bis heute ist. Mit dem Unternehmen spezialisierte sich Kofler auf Social-Media-Marketing und Onlinehandel. 2021 erzielte die Social Chain AG mit rund 1.400 Mitarbeitenden einen Umsatz von über 600 Millionen Euro.
Seit 2017 suchte er überdies als Juror der populären TV-Gründershow „Die Höhle der Löwen“ vielversprechende Start-ups. Der Hype um die Höhle der Löwen war ein wesentlicher Grund für den Höhenflug der Social-Chain-Aktie.
Nach den zunehmenden finanziellen Problemen in der Social Chain AG übernahm Kofler mit 1. Jänner 2023 den Vorstandsvorsitz und zog sich aus der „Höhle der Löwen“ zurück.
Im März 2022 war Georg Kofler Gast des Podcasts „Die SWZ trifft“.