Bozen – Gestern Abend hat der zehnte Presseempfang des Raiffeisenverbandes stattgefunden. Im Glashaus des Park-Hotels Laurin sprach die diesjährige Referentin, Ukraine-Korrespondentin Daniela Prugger, über ihre Arbeit im Kriegsgebiet.
„Zum Raiffeisen Presseempfang lädt der Raiffeisenverband Südtirol stets interessante Persönlichkeiten mit besonderen Botschaften oder Zeitzeugen aktueller Ereignisse nach Bozen, um sie einem interessierten Fachpublikum näher zu bringen und gleichzeitig den Austausch abseits der gewohnten Arbeitsroutine zu fördern“, so Verbandsobmann Herbert Von Leon bei seiner Begrüßung.
Persönlicher und berührender Einblick
In ihrem Vortrag betonte Daniela Prugger die schwierige Lage in der Ukraine: „Die internationale mediale Aufmerksamkeit hat inzwischen abgenommen und schon länger zeichnet sich ein langer und brutaler Abnutzungskrieg ab.“
Die 33-Jährige veranschaulichte Schicksale von Familien und alten Menschen im Kriegsgebiet und bot den anwesenden Medienvertreter:innen einen sehr persönlichen und zugleich berührenden Einblick in ihre Arbeit als Korrespondentin: „Journalistinnen haben einen anderen Blick auf die Gesellschaft und die Probleme, wie Diskriminierung innerhalb der Armee, Gleichberechtigung, Gleichbehandlung oder auch die Folgen des Krieges, die viele Frauen tragen müssen. Es kämpfen hauptsächlich Männer an der Front, und wenn traumatisierte Veteranen irgendwann wieder in ihre Heimatorte zurückkommen, dann betrifft das immer auch die Familien. Leider ist es in Kriegsgebieten immer so, dass es auch lange nach dem Krieg vermehrt zu häuslicher Gewalt kommt und Missbrauch von Alkohol und anderen Substanzen dazugehören. Deswegen empfinde ich es als wichtig, nicht nur die militärische Lage im Blick zu halten.“
Im Anschluss an den Vortrag bedankte sich Robert Zampieri, Generaldirektor des Raiffeisenverbandes Südtirol, bei Prugger. Als Zeichen sei eine Spende an „Future for Ukraine“ erfolgt, eine Vereinigung, die in Absprache mit Daniela Prugger ausgewählt worden war.
Musikalisch umrahmt wurde der Abend durch einen transkulturellen Klangteppich aus Südtiroler, ukrainischer und Weltmusik von DJ Raffaele Virgadaula.
Daniela Prugger
Daniela Prugger studierte an der Universität Wien Publizistik und Kommunikationswissenschaften und absolvierte im Anschluss eine einjährige Ausbildung an der Zeitenspiegel Reportageschule in Reutlingen. Im Jahr 2021 erhielt sie das „Marion Gräfin Dönhoff Journalistenstipendium“ und arbeitete im Zuge dessen zwei Monate als Gastredakteurin bei „CivilNet“ in der armenischen Hauptstadt Jerewan. 2023 erhielt sie dann auch für ihre Arbeit die „Auszeichnung für hervorragenden Journalismus im Gedenken an Claus Gatterer.“
Sie begleitete Minentrupps bei Isjum, Ärztinnen in einem beschädigten Krankenhaus in der Ortschaft Solotschiw nordöstlich der Stadt Charkiw, unweit der Grenze zu Russland, sowie geflüchtete Familien in Dörfern bei Bachmut, als die Stadt noch unter ukrainischer Kontrolle stand. Im Juni 2023 wurde der Kachowka-Damm im Süden der Ukraine zerstört. Eine Woche darauf berichtete Prugger aus den von der Flut betroffenen Gebiete in den Regionen Mykolajiw und Cherson, die sich unmittelbar an der Front befinden, immer im Auftrag verschiedener internationaler Medienhäuser.