Kaltern – „Ich habe das Unternehmerische schon immer geliebt“, sagt Manuel Brigadoi. Bereits in der Mittelschule zeigte der Traminer ein starkes Interesse für das Unternehmertun. Er entwickelte in dieser Zeit eine Vorliebe für den Handel mit verschiedenen Gegenständen wie alten Handys und sogar Motorrädern. Selbst mit Lehrerinnen und Lehrern habe er Geschäfte gemacht, erzählt er und lacht dabei. Damals wurde er oft als „Briga“ bezeichnet. „Wenn du etwas brauchst, dann frag den Briga – so hieß es früher immer“.
Mittlerweile besitzt der 29-Jährige nicht nur eines, sondern gleich vier Unternehmen. Und er ist sich sicher: Dabei wird es nicht bleiben.
Vom Gasthaus bis zum Tiefbauunternehmen
Seine unternehmerische Reise begann bereits früh, und zwar, als er noch an der Handelsoberschule in Auer war. Bereits dort entwickelte er ein Interesse an der Immobilienmaklertätigkeit. Als er mit 19 die Matura absolvierte, beschloss er jedoch vorerst nicht in die Immobilienbranche einzusteigen. „Ich fühlte mich mit 19 Jahren einfach noch zu jung, um andere Menschen bei so bedeutenden Entscheidungen zu beraten. Zudem wollte ich Erfahrungen in der Arbeitswelt sammeln, um wirklich sicher zu sein, welchen Weg ich einschlagen will.“
Aus diesem Grund half er zuerst in mehreren Unternehmen einiger seiner Familienmitglieder aus, wie zum Beispiel als Kellner im Gasthaus seines Onkels oder im Tiefbauunternehmen seines Vaters. Diese praktischen Erfahrungen hätten es ihm ermöglicht, so Brigadoi, wertvolles Wissen und Fähigkeiten zu erlangen, bevor er seine endgültige Entscheidung traf.
Plötzlich alleine
Nach zwei Jahren in der Arbeitswelt spürte Manuel Brigadoi, dass seine wahre Leidenschaft in der Maklertätigkeit liegt. Er hatte den Maklerkurs in Bozen bereits nach der Matura absolviert und beschloss, sich bei einer lokalen Agentur zu bewerben. Zunächst arbeitete er dort unentgeltlich, bis er die Möglichkeit bekam, die Stelle der Sekretärin zu übernehmen, die dort gekündigt hatte. „Der Zufall wollte es wohl so, dass ich in dieser Branche Fuß fasse“, meint er und grinst dabei. Seine erste Position als Sekretär habe ihm ermöglicht, den gesamten Betrieb von innen kennenzulernen, vom Backoffice bis zum Immobilienverkauf. Zeitgleich legte er die Maklerprüfung in der Handelskammer Bozen ab.
„Es gibt nichts Schöneres, als am Morgen aufzuwachen und das zu tun, was man liebt. Ich verrichte diese Arbeit, weil sie mir wahnsinnig viel Spaß macht und ich sie mit meiner Leidenschaft, dem Sport, verbinden kann.“
Im Jahr 2019 entschied sich Manuel Brigadoi, seine eigene Makleragentur „Hoila Immobilien“ zu gründen und selbstständig zu werden. Er spezialisierte sich auf Immobilien im Bezirk Überetsch und Unterland.
Obwohl die Unabhängigkeit ihn stärkte, stellte er fest, dass er nun alle Entscheidungen selbst treffen musste und die volle Verantwortung sowie alle Risiken trug. „In den vorherigen Betrieben hatte ich immer Mentoren oder Führungskräfte an meiner Seite, welche mir Sicherheit gaben. Plötzlich war ich allein. Das war für mich wohl das Schwierigste“, schildert Brigadoi.
Besonders wichtig ist Manuel Brigadoi das persönliche Verhältnis zu seinen Kunden und Kundinnen. Er sei sich bewusst, dass es in der Immobilienbranche um erhebliche Geldbeträge gehe, und lege großen Wert darauf, auf die Bedürfnisse seiner Kundschaft einzugehen. „Ein gutes Gefühl zu vermitteln und ein vertrauensvolles Verhältnis zu schaffen, sind für mich das A und O“, versichert der Traminer.
Win-win-Situation
Im Jahr 2020, ein Jahr nach der Gründung von „Hoila Immobilien“, kam Brigadoi mit einem Bekannten, Nils Werner, auf eine neue Geschäftsidee: die Vermietung von Ferienwohnungen an Gäste. „Ein Kunde aus dem Immobiliengeschäft brachte uns auf die Idee“, sagt er. Werner, der bereits Erfahrung im Hotelgewerbe hatte, und Brigadoi sprachen über potenzielle Geschäftsideen, als ihnen die Idee kam, für andere das Management von Ferien- und Zweitwohnungen zu übernehmen. Ihr Konzept besteht darin, diese Wohnungen in Zeiten, in denen sie leer stehen, an Touristinnen und Touristen zu vermieten.
Schon bald fanden sie zwei Wohnungen am Kalterer See. Manuel Brigadoi erinnert sich: „Ein ehemaliger Gast aus dem Gasthaus, wo ich als Kellner gearbeitet hatte, kam auf uns zu und fragte, ob wir seine Ferienwohnungen vermieten könnten. Zur gleichen Zeit befand sich Nils in Australien. Ich rief ihn sofort an und teilte ihm die Neuigkeiten mit. Wir fragten uns: Wenn nicht jetzt, wann dann?“
Nils Werner kehrte nach Südtirol zurück, woraufhin die beiden ihren Plan in die Tat umsetzten und ihr neues Unternehmen gründeten: Hoila Guests. „Wir übernehmen gegen individuelle Provisionen die Buchungen, die Organisation und das Marketing. Die Wohnungsbesitzer erhalten zudem noch ein passives Einkommen. So hat jeder etwas davon“, meint Brigadoi.
Keine Pause
Manuel Brigadoi kann vieles – stehen bleiben gehört aber nicht dazu. Neben seiner Haupttätigkeit als Makler und dem Management von Ferienwohnungen gründete er noch ein weiteres Unternehmen namens „Hoila Campus“. Ende 2021 kaufte er ein leer stehendes Haus in Kurtatsch. Er baute das dreistöckige Haus zu einem Coworking-Space mit verschiedenen Büros um und richtete im obersten Stock ein Fitnessstudio ein. Erst kürzlich meldete sich eine Physiotherapeutin bei ihm. Ihr Vorschlag: gemeinsam im „Hoila Campus“ ein Rehabilitationszentrum zu gründen. Für den Jungunternehmer wird dies das nächste große Projekt sein, das er in Angriff nehmen wird.
Den Beruf mit dem Hobby verbinden
Freude hat er nicht nur an seinem Beruf, sondern auch am Sport. Im Austausch mit seinem Freund, Raffael Peer, mit dem er 2018 die Ausbildung zum Fitnesscoach absolviert hatte, sah er eine neue Geschäftsmöglichkeit. Er stieg Ende 2022 in das Unternehmen „Ipeer“ seines Freundes ein, welches sich auf die Produktion und den Vertrieb von Fitnessprodukten und Nahrungsergänzungsmitteln spezialisiert hatte. Mit dem Zusammenschluss wurde der Name des Unternehmens in „Alps Solution“ geändert und das Sortiment mit Vitalprodukten wie beispielsweise Wellnessdrinks oder Vitalwasser erweitert.
„Es ist nebensächlich, wenn Zahlen und Fakten nicht immer sofort dafür sprechen. Wichtig ist nur, dass ich selbst von der Idee überzeugt bin. Dann muss ich mit dem Kopf durch die Wand – koste es, was es wolle. Das ist bei der Arbeit, aber auch in meiner Freizeit so.“
Der 29-Jährige liebt es, sein Hobby und seinen Beruf miteinander zu verbinden, sagt er. „Es gibt nichts Schöneres, als am Morgen aufzuwachen und das zu tun, was man liebt. Ich verrichte diese Arbeit, weil sie mir wahnsinnig viel Spaß macht und ich sie mit meiner Leidenschaft, dem Sport, verbinden kann. Vor allem durch den ,Hoila Campus‘ kann ich nun mit meinen Freunden nach der Arbeit trainieren, und mit ,Alps Solution‘ ist es möglich geworden, einen Bereich zu erforschen, der mich wahnsinnig interessiert.“
Mit dem Kopf durch die Wand
So vielfältig Manuel Brigadois Arbeit ist, so abwechslungsreich sind auch seine Arbeitstage. „Ich habe keine strenge Routine. Den ganzen Tag im Büro zu sitzen, liegt mir einfach nicht. Viel lieber fahre ich von Ort zu Ort und helfe dort aus, wo man mich gerade braucht. Man könnte sagen, ich bin immer ein wenig überall. Das ist nur durch meine Freunde möglich, welche die Unternehmen hervorragend leiten“, erzählt er.
Auf die Frage, warum es nicht bei einem Unternehmen geblieben ist, antwortet er: „Es ist nebensächlich, wenn Zahlen und Fakten nicht immer sofort dafür sprechen. Wichtig ist nur, dass ich selbst von der Idee überzeugt bin. Dann muss ich mit dem Kopf durch die Wand – koste es, was es wolle. Das ist bei der Arbeit, aber auch in meiner Freizeit so.“ Beim Zuhören merkt man: Manuel Brigadoi ist ein Optimist.
Wo sich der Unternehmer in einigen Jahren sieht, weiß er bereits. Für ihn sei es wichtig, jede einzelne Firma zu optimieren und zu verbessern. Besonders den digitalen Bereich will er ausbauen. „Das Wichtigste ist: keine Pause einzulegen und immer weiterzumachen“, findet er.
Der Jungunternehmer liebt seine Arbeit, seine Kundschaft und das Gefühl, auf eigenen Beinen zu stehen. Er sei bereit, neue Herausforderungen anzunehmen und seinen Traum von „Hoila Immobilien“, „Hoila Guests“ und „Hoila Campus“ mit seinen Freunden weiter zu verfolgen. Denn für ihn steht fest: Wenn man eine Leidenschaft hat und sich auf das richtige Timing verlässt, kann man Großes erreichen.
Nadia Tinkhauser
DIE AUTORIN studiert Soziologie und Komparatistik in Innsbruck und absolviert ein Sommerpraktikum in der SWZ-Redaktion.
DIE SERIE In der Serie „Jung und hungrig“ stellt die SWZ junge Menschen in und aus Südtirol mit den verschiedensten Lebensläufen vor. Eines haben sie jedoch alle gemeinsam: Sie sind jung und hungrig nach Erfolg. Alle bisher erschienenen Artikel aus der Reihe finden Sie hier und in der SWZapp.