Bozen/Antholz – Martin Haller ist eigentlich ein ruhiger Zeitgenosse. Am Montagvormittag wird in einer Presseaussendung des Wirtschaftsverbandes Handwerk und Dienstleister lvh aber ein ziemlich zorniger Martin Haller zitiert. „Reine Versprechen, sonst nichts!“, lautet der Titel der Aussendung. Darin kritisiert der lvh-Präsident, dass zwar ständig ein Bürokratieabbau versprochen werde, dann aber das genaue Gegenteil passiere.
Um was es geht
Es geht um eine jüngst im Landesvergabeportal veröffentlichte Ausschreibung der Gemeinde Rasen-Antholz betreffend das Biathlonzentrum Antholz mit einem Ausschreibungswert von knapp 2,6 Millionen Euro. Das Projekt sieht die Erneuerung und Verbesserung der Stadionbeleuchtung vor, genauso die Anpassung der bereits bestehenden Beleuchtung in den beiden Unterführungen im Stadionbereich sowie die Beleuchtung der Tribünenbereiche und Parkplätze.
Die Ausschreibung sei „ein eindeutiges Beispiel für nicht notwendige Mehraufwände“, die die öffentliche Hand jenen Unternehmen aufbürde, die solche Arbeiten durchführen möchten. Wer sich an der Ausschreibung beteiligen will, muss eine Unmenge von Zertifizierungen nachweisen, kritisiert Haller. „Anscheinend waren es reine Versprechen der Landesverwaltung und keine wahre Absicht dahinter, die Ausschreibungsprozesse effektiv zu vereinfachen. Die erforderlichen Zertifizierungen belasten nicht nur unnötig die beteiligten Unternehmen, sondern stellen insbesondere für kleinere Betriebe eine erhebliche und oftmals nicht zu bewältigende Hürde dar. Diese Praxis widerspricht dem Grundgedanken eines fairen und inklusiven Wettbewerbs“, so Haller.
Die Vorschläge des lvh
Der lvh fordert dringend Alternativen in der Ausschreibungspraxis der öffentlichen Hand. Anstelle des Zertifizierungswahns sollten einfache, klare und vor allem sinnvolle Qualitätskriterien entwickelt werden, die es allen Unternehmen – unabhängig von ihrer Größe – ermöglichen, an öffentlichen Ausschreibungen teilzunehmen, heißt es in der Aussendung. Dies würde nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Wirtschaft stärken, sondern auch zu einer echten Bürokratieentlastung beitragen. Um dieses Ziel zu erreichen, schlägt der lvh eine offene Diskussion mit allen Wirtschaftsvertretern vor, um gemeinsam praxisnahe und effiziente Kriterien für die Vergabe öffentlicher Aufträge zu erarbeiten. Nur durch einen konstruktiven Dialog und eine Zusammenarbeit aller Beteiligten könnten Lösungen gefunden werden, die den Interessen sowohl der öffentlichen Hand als auch der Wirtschaft gerecht werden. „Es ist an der Zeit, den Fokus wieder auf Qualität und Leistungsfähigkeit zu legen, statt auf bürokratische Zertifizierungsprozesse, die letztlich niemandem dienen“, erklärt der lvh-Präsident.