Bozen – Das Geschäftsklima unter den Südtiroler Unternehmen ist nach wie vor positiv: 90 Prozent der Befragten erwarten für das laufende Jahr eine zumindest zufriedenstellende (in einem Viertel der Fälle sogar eine gute) Ertragslage. Das geht aus dem neuen Wirtschaftsbarometer des Wirtschaftsforschungsinstitutes der Handelskammer Bozen (Wifo) hervor.
Allerdings gibt es Anzeichen für eine Abschwächung: Die Umsätze werden laut Wifo zwar weiterwachsen, auch aufgrund der angestiegenen Verkaufspreise, aber weniger als im Vorjahr und nur bei größeren Unternehmen. Insbesondere erwarten die Unternehmen eine Stagnation der Auslandsnachfrage aufgrund der Konjunkturabschwächung bei den wichtigsten Handelspartnern Südtirols, vor allem Deutschland.
Darüber hinaus berichten die befragten Unternehmer:innen von einer Verschlechterung der Bedingungen für den Kreditzugang, die auf den Anstieg der Zinssätze zurückzuführen ist. „Die zunehmenden Finanzierungskosten werden die Investitionstätigkeit von Haushalten und Unternehmen weiterhin dämpfen, wie die von den Banken gemeldete Stagnation der Kreditvergabe bestätigt“, so das Wifo.
Auf dem Arbeitsmarkt ist eine positive Entwicklung zu verzeichnen: In den ersten fünf Monaten 2023 lag die Zahl der unselbständig Beschäftigten im Durchschnitt bei über 219.300 und damit um 2,2 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum.
Betrachtet man die einzelnen Wirtschaftszweige, so ist der größte Optimismus bei den Dienstleistungen und im Großhandel zu finden, wo mehr als neun von zehn Unternehmen für 2023 eine zufriedenstellende Rentabilität erwarten. Im Vergleich zur Frühjahrsumfrage gab es eine Verbesserung im verarbeitenden Gewerbe und im Einzelhandel, während sich die Aussichten im Baugewerbe und im Gastgewerbe leicht verschlechtert haben.
BIP-Wachstum von 1,0 Prozent
„Obwohl das Geschäftsklima nach wie vor positiv und die Lage am Arbeitsmarkt gut ist, könnten die abgeschwächte Konjunktur bei wichtigen Handelspartnern, vor allem Deutschland, und der allmähliche Kaufkraftverlust der privaten Haushalte das wirtschaftliche Wachstum in den kommenden Monaten schwächen“, betont das Wifo. Es schätzt das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes für Südtirol im Jahr 2023 auf plus 1,0 Prozent.
In der Eurozone sank das BIP im ersten Jahresquartal um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Nach den jüngsten Prognosen der OECD wird die Wirtschaft der Eurozone im Jahr 2023 voraussichtlich nur um 0,9 Prozent wachsen.
Italiens BIP weist eine etwas günstigere Dynamik auf: Zwischen Jänner und März betrug das Wachstum im Vergleich zum Vorquartal 0,6 Prozent und für das gesamte Jahr 2023 erwartet die OECD einen Anstieg von 1,2 Prozent. Allerdings zeichnet sich eine Verlangsamung ab: Der Index der Industrieproduktion ist seit Anfang des Jahres zurückgegangen und im April gingen die Exporte im Vergleich zum Vormonat zum zweiten Mal in Folge zurück.