Washington, D.C. – In den USA darf erstmals Fleisch produziert und verkauft werden, das aus Zellkulturen gezüchtet wurde. Das US-Landwirtschaftsministerium hat am Mittwoch Hähnchenfleisch der beiden kalifornischen Food-Tech-Unternehmen Good Meat und Upside Foods offiziell zugelassen.
Das kultivierte Fleisch wird aus einer Probe von Tierzellen gewonnen, die in Stahltanks gefüttert werden und wachsen. Sowohl Upside Foods als auch Good Meat wollen ihr Produkt zunächst in gehobenen Restaurants anbieten, wenn die Produktionskapazitäten ausgeweitet werden, könnten Lebensmittelgeschäfte folgen.
„Diese Zulassung wird grundlegend verändern, wie Fleisch auf unseren Tisch kommt“, erklärte der Gründer und Chef von Upside Foods, Uma Valeti. „Es ist ein riesiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft – einer Zukunft, die Auswahl und Leben bewahrt.“
Europa hinkt hinterher
In Italien ist Laborfleisch hingegen nicht erlaubt. Auf Initiative von Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida hat die italienische Regierung Ende März einen Gesetzentwurf verabschiedet, der Lebensmittel in Italien verbietet, die aus Zellkulturen von Tieren hergestellt werden. Wer diese Produkte herstellt oder vertreibt, dem drohen Verwaltungsstrafen in Höhe von 10.000 bis 60.000 Euro. „Das strikte Nein der italienischen Regierung könnte sich letztendlich als Schuss nach hinten erweisen“, schrieb SWZ-Autor Robert Weißensteiner dazu in einem Kommentar.
Kritik kommt auch vom Thinktank Good Food Institute (GFI): „Europa gerät ins Hintertreffen, während der Rest der Welt immer schneller kultiviertes Fleisch als Teil einer nachhaltigeren Lebensmittelsystems anbietet.“ Der Thinktank fordert, dass Regierungen in Deutschland und Europa in Forschung und Entwicklung investieren und verlässliche Zulassungsverfahren sicherstellen. „Sonst riskieren wir, bei dieser wichtigen Klimaschutzlösung den Anschluss zu verlieren und wirtschaftliche Chancen zu verpassen“, so Ivo Rzegotta vom GFI.