Bozen – Die Banca d’Italia hat ihren neuen Bericht über die wirtschaftliche Lage in Südtirol veröffentlicht. „Im ersten Halbjahr 2023 hat sich die Wirtschaftstätigkeit in der Provinz Bozen deutlich abgeschwächt“, heißt es darin. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im ersten Halbjahr zwar um 1,2 Prozent und damit im italienischen Schnitt, allerdings ist ab dem zweiten Quartal ein leichter Rückgang des BIP zu verzeichnen. „Dazu trug die Abschwächung der deutschen Nachfrage bei“, erklärt die Banca d’Italia.
Der Blick auf die Sektoren
Zum verarbeitenden Gewerbe lautet die Analyse: „Obwohl es weniger Lieferengpässe gab und die Kosten für Energiegüter im Vergleich zum Vorjahr gesunken sind, hat sich das Wachstum des nominalen Umsatzes der Unternehmen in der ersten Jahreshälfte 2023 verlangsamt, vor allem bei kleineren Unternehmen. Die Abschwächung der Produktionspreise ging mit einer weitgehenden Stabilität der Verkaufsmengen einher, die durch die geringe weltweite Nachfrage beeinträchtigt wurden. Die Verlangsamung der Tätigkeit der Industrieunternehmen scheint sich in den Sommermonaten noch weiter verschärft zu haben.“
Die Bautätigkeit war im ersten Halbjahr rückläufig. Es seien noch keine nennenswerten Auswirkungen des staatlichen Wiederaufbauplanes PNRR zu verzeichnen, merkt die Banca d’Italia an. Die Bautätigkeit sei durch die Schwierigkeiten auf dem Immobilienmarkt beeinträchtigt gewesen, wo die Anzahl der Transaktionen gegenüber dem Vorjahr um rund ein Fünftel sank. Das Wachstum der Wohnungspreise hat sich abgeschwächt (2,3 Prozent), lag jedoch weiterhin über dem nationalen Schnitt von 0,9 Prozent.
Besser sieht es in den anderen Sektoren aus: Im Handel habe sich das Wachstum der Erlöse fortgesetzt. Und im Tourismus seien die Nächtigungszahlen im ersten Halbjahr besser als vor der Pandemie gewesen. In den wichtigen Monaten Juli und August jedoch sei das Wachstum zum Stillstand gekommen.
Arbeitslosigkeit weiter rückläufig
Auf dem Arbeitsmarkt sieht die Lage einwandfrei aus. Laut dem Bericht der Banca d’Italia stieg die Beschäftigungsquote leicht an und erreichte 73,9 Prozent. Und die Arbeitslosenquote sank weiter auf 2,1 Prozent. Zum Vergleich: Italienweit sind es 7,9 Prozent. Zudem halbierten sich in den ersten neun Monaten des Jahres die genehmigten Stunden der Lohnausgleichskasse.
Gleichwohl stellt die Banca d’Italia angesichts der hohen Inflation eine Verlangsamung des Konsums fest.
Kaum noch Wachstum bei Bankkrediten
Das Wachstum bei den Bankkrediten war in der ersten Jahreshälfte stark rückläufig, sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Haushalten. Im Schnitt lag das Wachstum bei 1,2 Prozent gegenüber den 5,3 Prozent vom Dezember 2022.
Die Gründe dafür seien der Anstieg der Kreditkosten bei gleichzeitiger Verschärfung der Angebotsbedingungen durch die Banken. „Die vorläufigen Daten für August deuten auf einen leichten Rückgang der Bankkredite hin“, merkt die Banca d’Italia im Hinblick auf die weitere Entwicklung an.
Bei den privaten Haushalten ging die Neuvergabe von Darlehen im ersten Halbjahr gleich um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück.
Die Kreditqualität sei indes auf einem historisch hohen Niveau geblieben.
Die Banca d’Italia konnte auch feststellen, dass zunehmend Einlagen auf Girokonten abgezogen und angesichts der höheren Zinsen in verschiedene Finanzprodukte angelegt werden.