Bozen – In Zeiten von Fachkräftemangel und Brain-Drain gestaltet sich die Suche nach qualifizierten Nachwuchskräften zunehmend schwieriger. Auf Initiative des Südtiroler Jugendringes hat das Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen (Wifo) deshalb mit einem innovativen Ansatz untersucht, was junge Südtiroler:innen von ihrem idealen Arbeitsplatz erwarten.
Im Frühjahr 2023 wurden dazu über 2.000 junge Menschen zwischen 14 und 30 Jahren befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass für den durchschnittlichen Südtiroler Jugendlichen vor allem das Arbeitsklima im Betrieb sehr wichtig ist. So lehnt jede:r dritte Jugendliche einen Arbeitsplatz mit schlechtem Arbeitsklima grundsätzlich ab. Auch die Höhe des Gehalts ist entscheidend.
Vier Typen von Jugendlichen
Die Jugendlichen unterscheiden sich aber teilweise deutlich voneinander, wodurch sich laut Wifo vier Typen unterschieden lassen: Für 40 Prozent der Befragten ist das Arbeitsklima im Team und zu den eigenen Vorgesetzten so wichtig, dass sie als harmonieorientiert eingestuft werden können. Ein Drittel legt dagegen besonderen Wert auf ein gutes Gehalt und wird dementsprechend als gehaltsorientiert eingestuft.
20 Prozent der Jugendlichen sind sicherheitsorientiert, da sie geregelte Arbeitszeiten und einen unbefristeten Arbeitsvertrag bevorzugen und Saisonarbeit häufig ablehnen. Auf der anderen Seite suchen die zehn Prozent karriereorientierten Jugendlichen vor allem Arbeitsplätze mit guten Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten und der Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen.
„Dieses Wissen ermöglicht es Arbeitgebenden, potenzielle Mitarbeitende gezielter anzusprechen und Stereotypen entgegenzuwirken“, kommentiert das Wifo.
Das Image verschiedener Berufe
Aufbauend auf diesen Ergebnissen wurde auch das Image ausgewählter Berufe in Südtirol untersucht. Die Einschätzungen der Jugendlichen wurden dabei mit jenen von Fachleuten verglichen. Beide Gruppen bewerten einige Berufe gleich: Mechatroniker:in und Softwareentwickler:in als sehr attraktiv und Kellner:in als unattraktiv.
Die Berufe Lehrer:in und Bauarbeiter:in hingegen haben bei den Jugendlichen ein schlechtes Image, obwohl sie von den Fachleuten als attraktiv eingeschätzt werden.
„Die Einschätzungen zeigen auch, dass die Rahmenbedingungen für einige Berufe verbessert werden müssen, so wäre z. B. für Köche und Köchinnen die Umstellung von saisonalen auf unbefristete Arbeitsverträge interessant“, meint das Wifo.
Die Reaktionen
„Das Image einiger Berufe entspricht nicht der Realität, wie die Einschätzungen der Experten und Expertinnen zeigen. Hier ist Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit seitens der Wirtschaftsverbände und Jugendorganisationen notwendig, um zu verhindern, dass diese Berufe aufgrund von falschen Vorstellungen nicht in Betracht gezogen werden“, betont Handelskammerpräsident Michl Ebner.
Arbeitslandesrätin Magdalena Amhof sagt: „Wir müssen die Rahmenbedingungen einiger Berufe verbessern, um den neuen Anforderungen unserer jungen Arbeitnehmer:innen gerecht zu werden. Ebenso sind die Gehaltsstrukturen und damit verbundene Leistungen sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich zu überdenken.“
„Viele junge Menschen spielen mit dem Gedanken, Südtirol aus beruflichen Gründen zu verlassen, auch weil der Wunsch nach einem eigenen Haus oder einer eigenen Wohnung in Südtirol schwer zu realisieren ist. Die Schaffung von leistbarem Wohnraum muss daher Priorität haben“, unterstreicht Sara Burger, Vorstandsmitglied des Jugendrings.