Bozen – Mit Blick auf das Global Forum Südtirol (GFS), das am vergangenen Freitag mit rund 300 Teilnehmenden in der Eurac über die Bühne ging und das Thema Nachhaltigkeit aus etwas anderen Blickwinkeln zu beleuchten versuchte, haben die GFS-Organisatoren in Zusammenarbeit mit der Agentur zukunvt eine Onlineumfrage durchgeführt. Ziel war es zu erheben, ob die Befragten die Nachhaltigkeit eher mit positiven Begriffen (z. B. Einfachheit) oder mit negativen Begriffen (z. B. Verzicht) verbinden, wie nachhaltig Südtirols Wirtschaft und Gesellschaft in verschiedenen Bereichen wahrgenommen wird und welche Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit als sinnvoll erachtet würden. Das Ergebnis der Umfrage ist zwar nicht repräsentativ, trotzdem aber aufschlussreich. 80 Prozent der knapp 320 Teilnehmenden waren Unternehmer:innen, Geschäftsführer:innen und Führungskräfte.
Tendenziell werden mit dem Begriff Nachhaltigkeit positive Begriffe verbunden, vor allem Langlebigkeit (23 Prozent), ökologische, soziale und ökonomische Verantwortung (16 Prozent) sowie Werthaltigkeit (15 Prozent). 54 Prozent der Befragten betrachten den Begriff der Nachhaltigkeit nach wie vor als Differenzierungsmerkmal für Unternehmen und Regionen. Allerdings finden 81 Prozent, dass der Gedanke heute falsch verstanden wird: Statt zu versuchen, das menschliche Handeln weniger schlecht zu machen und Nachhaltigkeit mit Verzicht zu verbinden, sollte im Sinne einer positiven Nachhaltigkeit der Innovationsgeist gefördert werden.
Südtirol wird nicht als nachhaltig wahrgenommen
Südtirol, das Landeshauptmann Arno Kompatscher zu einem Pionier der Nachhaltigkeit machen möchte, wird heute nicht wirklich nachhaltig wahrgenommen. Einige Beispiele: Die Landwirtschaft bezeichnen nur 22 Prozent der Befragten als nachhaltig, die Industrie 15 Prozent, die Mobilität 19 Prozent und den Tourismus gar nur sieben Prozent. Am meisten Handlungsbedarf orten die Umfrage-Teilnehmer:innen somit im Tourismus (27 Prozent), in der Mobilität (20 Prozent) und in der Landwirtschaft (19 Prozent). Im eigenen Unternehmen existiert ebenfalls Nachholbedarf: Nur 14 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Nachhaltigkeit in ihrem Unternehmen stark gelebt wird, für 39 Prozent kommt der Gedanke zumindest in zufriedenstellendem Maße zur Geltung.
Jedenfalls scheint die Unternehmensführung die Treiberin für die Nachhaltigkeit zu sein, und zwar mit großem Abstand: 47 Prozent sagen dies. Auf Platz zwei folgt mit elf Prozent eine eigene Nachhaltigkeitsabteilung (die es nur in großen Unternehmen gibt), dahinter andere Abteilungen und externe Berater:innen.