Bozen – Die Anerkennung der Möglichkeit für Väter, flexibler zu arbeiten und sich stärker in die Familie einzubringen, würde das Ziel der Gleichstellung der Geschlechter fördern – allerdings sind ein Mentalitätswandel und eine finanzielle Unterstützung der Einkommen erforderlich, heißt es vonseiten des Arbeitsförderungsinstituts Afi. Anlässlich des Vatertags präsentierte es heute (17. März) gemeinsam mit dem Landesbeirat für Chancengleichheit die neuesten Daten zur Elternzeit der Väter in der Region Trentino-Südtirol sowie die Zahlen zu den Empfängern des Landesfamiliengeldes +, eine Leistung, die vom Land Südtirol zur Unterstützung der aktiven Vaterrolle gewährt wird.
In der Region Trentino-Südtirol sind über 4.700 Väter im verpflichtenden Vaterschaftsurlaub
Im Jahr 2021 beanspruchten mehr als 4.700 in der Privatwirtschaft beschäftigte und in der Region Trentino-Südtirol ansässige Väter den verpflichteten Vaterschaftsurlaub. Im Vergleich zu den Vorjahren ist diese Anzahl stark angestiegen. Diese Maßnahme, die bereits versuchsweise im Zeitraum 2013-2015 eingeführt wurde, dient dazu, die aktive Elternschaft zu fördern und wurde im Jahr 2022 weiter ausgebaut.
Der Vaterschaftsurlaub ist nach wie vor von kürzerer Dauer als der Mutterschaftsurlaub und scheint nicht wesentlich zuzunehmen.
Freiwilliger Vaterschaftsurlaub nimmt nach 2020 ab
Von 2009 bis 2020 nahm die Anzahl der Väter, die den Elternurlaub in der Region in Anspruch genommen haben, langsam, aber stetig zu. Der Anteil der Väter, die einen freiwilligen Vaterschaftsurlaub beansprucht haben, stieg in diesem Zeitraum von 10,6 Prozent auf 28 Prozent der Anspruchsberechtigten – 2021 wurde allerdings ein Rückgang auf 24,4 Prozent verzeichnet. „Diese Zahlen belegen, dass es bei der Aufteilung der familiären Belastungen keinen Paradigmenwechsel gegeben hat“, so das Afi. Der Anteil der von Vätern beanspruchten Elternzeittage machte in der Zeit vor der Pandemie etwa zwölf Prozent aus und liegt, nach einem Höchststand von 15,2 Prozent im Jahr 2020, im Jahr 2021 mit 11,9 Prozent wieder auf dem alten Niveau.
Darüber hinaus ist der Vaterschaftsurlaub nach wie vor von kürzerer Dauer als der Mutterschaftsurlaub und scheint nicht wesentlich zuzunehmen. Der durchschnittliche Mutterschaftsurlaub belief sich im Jahr 2021 auf 83 Tage, bei den Vätern waren es 35. „Die Dauer des freiwilligen Vaterschaftsurlaubes liegt also bei etwa 30 Tagen, was genau dem Höchstmaß für eine 100-prozentige Bezahlung gemäß einiger nationalen Kollektivverträge entspricht – das ist ein Zeichen dafür, dass die Beibehaltung der vollen Bezahlung für diese Art der Wahl entscheidend ist“, schlussfolgert AFI-Forscherin Maria Elena Iarossi.
Die Rolle des Landesfamiliengeldes +
Wie die Sachverständigen bei der öffentlichen Anhörung im Europäischen Parlament im Februar 2018 betonten, muss „der Elternurlaub angemessen umverteilt werden, denn wenn dieser nicht bezahlt wird oder die Abgeltung viel niedriger ist als das Gehalt, können sich viele Menschen diesen einfach nicht leisten“.
Das Landesfamiliengeld + ist eine von der Agentur für soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Autonomen Provinz Bozen (ASWE) bereitgestellte Förderung und dient all jenen Vätern, die einen freiwilligen Vaterschaftsurlaub in Anspruch nehmen wollen. Im Jahr 2022 haben 89 Antragsteller das Landesfamiliengeld + erhalten. Die Altersgruppe der 30- bis 34-Jährigen ist dabei am stärksten vertreten. Der ausgezahlte Betrag liegt in den allermeisten Fällen zwischen 800 und 1.200 Euro.
SWZ-ARCHIV Vor einiger Zeit hat die SWZ mit vier Führungskräften, die Vaterschaftsurlaub genommen haben, über ihre Erfahrungen gesprochen (nachzulesen hier).