Am Donnerstagabend ging der erste Teil der vom IBI-Euregio Kompetenzzentrum Vahrn organisierten 3. Interalpinen Ressourcentagung mit dem Titel „Bewertbare Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft“ zu Ende. Zahlreiche Branchenexperten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik haben Praxisbeispiele, Ansätze und Möglichkeiten zur Umsetzung einer solchen eingebracht und sich mit den fachkundigen Teilnehmer:innen ausgetauscht und diskutiert.
Vom IBI-Euregio Kompetenzzentrum heißt es, „Nachhaltigkeit“ entwickle sich zunehmend zu einer Worthülse, die niemand mehr hören will. Zu oft werde der Begriff für Werbezwecke im Sinne des „Greenwashing“ missbraucht. Jetzt müssten konkrete Schritte folgen, damit dieses so wichtige Thema entsprechend ernst genommen wird.
„Die Nachhaltigkeit muss endlich messbar, bewertbar und kontrollierbar werden“, unterstreicht Dietmar Thomaseth, Präsident des IBI-Euregio Kompetenzzentrums und Geschäftsführer der TIQU (Tiroler Qualitätszentrum für Umwelt, Bau und Rohstoffe GmbH).
Kreislaufwirtschaft in der Bauwirtschaft als Modell der Zukunft
In einer Welt mit endlichen Ressourcen gelte eine zielorientierte und ökonomisch umsetzbare Kreislaufwirtschaft in der Bauwirtschaft als Modell der Zukunft. Die Effizienz hänge dabei stark von der Bewertbarkeit ab und bedürfe eines 360-Grad-Blickes. Nur so könnten die großen Hebel in der Bauwirtschaft gefunden und umgelegt werden.
Angelika Mettke, Leiterin des Arbeitsgebietes Bauliches Recycling am Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik, betont: „Die Notwendigkeit wird automatisch zu einem 360-Grad-Kreislauf führen. Es sind nicht nur die natürlichen Ressourcen endlich, sondern auch die künstlichen wie Deponiekapazitäten und ähnliche. Sie wird die erste Ressource sein, die dazu führt, dass in 360-Grad-Kreisläufen gedacht und gehandelt werden muss.“
Die entscheidenden Bereiche sind neben der Bevölkerung vor allem die Politik, die Wissenschaft und die Wirtschaft. Franz Fischler, Präsident des Institutes für höhere Studien IHS und EU-Kommissar a. D., bringt es so auf den Punkt: „Ein konkreter und zielgerichteter Austausch zwischen den beteiligten Akteuren ist unumgänglich, damit sie nicht aneinander vorbei-, sondern zusammenarbeiten. Denn die anstehenden Herausforderungen lassen sich nur lösen, wenn alle an einem Strang ziehen. Wir brauchen ein robustes Gleichgewicht zwischen den sozialen, ökologischen und ökonomischen Dimensionen der Nachhaltigkeit.“
Das Investment in die Nachhaltigkeit sei ein Investment in die Zukunft, betont das IBI-Euregio Kompetenzzentrum. Vielfach würden die ökonomischen, sozialen und ökologischen Vorteile erst nach Jahren eintreten. „Das Rechnen in Legislaturperioden ist dabei fehl am Platz. Die Arbeit für eine nachhaltige Zukunft wird ein ständiger Prozess der Optimierung sein. Es ist aber an der Zeit, endlich ein ernstgemeintes, ziel- und vor allem umsetzungsorientiertes nachhaltiges Bauen umzusetzen.“
Es findet bereits ein Umdenken statt
Der Mitorganisator der Interalpinen Ressourcentagung, Roland Ploner (Ploner Gmbh), gibt sich mit der Veranstaltung sehr zufrieden: „Die vielen Fallbeispiele und konkreten Ansätze der zahlreichen Fachreferenten haben aufgezeigt, dass in der Bauwirtschaft bereits ein Umdenken stattfindet. Für ein zukunftsgewandtes Wirtschaften, wo man bereits heute für die nächsten Generationen arbeitet, braucht es Vorreiter. Einige davon haben wir heute kennenglernt.“
Besondere Aufmerksamkeit fand die abschließende Podiumsdiskussion „Ernstgemeinte Nachhaltigkeit statt Greenwashing“ mit Landesrat Daniel Alfreider, Franz Fischler, Markus Kofler (Kofler & Rech sowie Vizepräsident und Nachhaltigkeitsbeauftragter des Unternehmerverbandes), Volkmar Mair (Amtsdirektor für Geologie und Baustoffprüfung) und Marco Palmitano (Generaldirektor eco center AG). Sie bot Raum für angeregte Diskussion und zahlreiche Wortmeldungen von den Tagungsteilnehmer:innen.
Das IBI will auch bei der nächsten Interalpinen Ressourcentagung wieder mit einem brisanten Thema aufwarten.