Bozen – Wer sind die Größten im ganzen Land? Diese Frage beantwortet seit nunmehr 20 Jahren die SWZ allsommerlich mit ihrer Unternehmenshitparade. Die neueste Rangliste der 65 umsatzstärksten Unternehmen bzw. Unternehmensgruppen mit Rechtssitz in Südtirol ist in dieser SWZ-Ausgabe auf Seite 18 abgedruckt – inklusive mehrerer Artikel mit Analysen in einem herausnehmbaren SWZfokus, denn die nackten Zahlen verraten zuweilen nur die halbe Wahrheit. Jedenfalls ist die Rangliste brandaktuell. Einige Unternehmensgruppen haben die Konsolidierung ihrer Bilanzen 2014 erst in diesen Tagen abgeschlossen. Folglich sind einige Bilanzen noch gar nicht beim Firmenregister der Handelskammer verfügbar. Die SWZ durfte aber auch heuer weitgehend auf die Kooperationsbereitschaft der Unternehmen bei der Erstellung der Hitparade bauen.
Die Größten im Land bleiben unverändert der Lebensmittelkonzern Aspiag, der Stahlproduzent Valbruna und das Energieunternehmen Aew. Erstmals knackt Südtirols unangefochtene Nummer 1, die Aspiag, die 1.700-Millionen-Euro-Marke, womit ihr Umsatz mehr als doppelt so hoch ist wie jener der zweitplatzierten Valbruna. Für Südtiroler Verhältnisse, die von kleinen und kleinsten Unternehmen charakterisiert werden, ist Aspiag ein wahrer Riese. International hingegen wird der Riese zum Zwerg. Hinter den Top 3 überholt die Landesenergiegesellschaft Sel mit einem Umsatzplus von 10,5 Prozent die Leitner-Gruppe – es ist dies auch schon die einzige Veränderung auf den einstelligen Rängen. Überhaupt bleiben große Veränderungen in den Top 50 diesmal Mangelware. Den auffallendsten Sprung schafft Pichler I&S, die Unternehmensgruppe rund um Stahlbau Pichler, die sich mit einem Umsatzplus von 28,5 Prozent nach vier Jahren Abwesenheit zurück in die Top 50 katapultiert, und zwar von Rang 55 auf 42.
Neu in den Top 50 – und sogar in den Top 20 – sind sonst nur noch die beiden Autovermieter Avis Budget Italia und Europcar Italia, welche ihren Rechtssitz nach Bozen verlegt haben, um die in Südtirol geltenden Vergünstigungen bei Kfz- und Zulassungssteuer zu nutzen. Aus den Top 50 verabschieden sich im Gegenzug ebenfalls drei Unternehmen, und zwar der Leiferer Obstverarbeiter VOG Products (von 48 auf 59), der Pusterer Dachsysteme-Spezialist Monier (von 47 auf 61) und Thun von 50 auf 58.
Die größten privaten Arbeitgeber Südtirols bleiben unverändert mit Respektabstand die Aspiag mit knapp 6.900 Mitarbeitern und die Markas-Gruppe mit über 6.500 Mitarbeitern in Italien, Österreich und Rumänien.
Beim Betrachten der neuesten Umsatzrangliste fällt auf, wie stark die große Mehrheit von Südtirols Top 50 im vergangenen Jahr gewachsen ist. Dass zwei Drittel der umsatzstärksten Unternehmen Südtirols zulegen, war schon im Vorjahr so. Erstaunlich ist aber, dass jedes vierte unter Südtirols größten Unternehmen mit zweistelligen Prozentraten wächst, und das in einem insgesamt mehr oder weniger stagnierenden konjunkturellen Umfeld. Während hierzulande stets die wirtschaftliche Bedeutung der kleinen und kleinsten Unternehmen hervorgehoben wird, spielen die Großen offensichtlich eine erhebliche Rolle als Konjunkturtreiber und Arbeitgeber. Freilich muss immer wieder betont werden, dass ein Umsatzplus nicht gleichbedeutend mit einem Gewinn ist, genauso wie ein Umsatzminus nicht automatisch Zweifel an der Solidität eines Unternehmens rechtfertigt. Trotzdem spricht es für die Unternehmen, wenn sie mehrheitlich in erheblichem Maße wachsen.
Gemeinsam haben Südtirols Top-50-Unternehmen im vergangenen Jahr rund 14,3 Milliarden Euro umgesetzt, deutlich mehr als ein Jahr zuvor. Die Top-10-Unternehmen vereinen übrigens mehr als die Hälfte der Top-50-Umsatzsumme – 7,4 von 14,3 Milliarden – auf sich. Die Schwelle zu den Top 50 erhöht sich weiter, einerseits wegen des überdurchschnittlichen Wachstums der Großen, andererseits wegen des Neueintritts von Avis Budget Italia und Europcar. Das Bauunternehmen Oberosler ist in der neuesten Umsatzrangliste mit einem Jahresumsatz von 86,8 Millionen Euro die Nummer 50, während der Bozner Thun laut Umsatzzahlen 2013 noch 83 Millionen Euro für Rang 50 gereicht hatten. Nur einmal, im Jahr 2011, lag die Schwelle höher: Damals war Jenbacher mit 87,4 Millionen Euro die Nummer 50.
Schließlich ein letztes bemerkenswertes Detail: Hinter Aspiag und Valbruna, welche beide zu internationalen Konzernen gehören, sind Aew und Sel die größten Unternehmen, die sich in Südtiroler Eigentum befinden – sie gehören ausgerechnet der öffentlichen Hand. Das größte private Unternehmen in Südtiroler Hand bleibt die Sterzinger Leitner-Gruppe.