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Klimakrise: 80 Prozent der Südtiroler Bevölkerung machen sich Sorgen

UMFRAGE – Eurac Research und das Landesinstitut für Statistik ASTAT haben erhoben, wie die Menschen in Südtirol emotional auf den Klimawandel und seine Folgen reagieren, und analysiert, welche gesellschaftlichen Spannungen und Konflikte sich daraus ergeben. Die Ergebnisse.

Südtiroler Wirtschaftszeitung von Südtiroler Wirtschaftszeitung
10. Juni 2024
in News
Lesezeit: 3 mins read
Klimawandel Klima Hitze

Foto: Shutterstock/ Ralf Liebhold

Bozen –  1.028 Südtiroler:innen wurden im Sommer 2023 dazu befragt, welche Gefühle und Einstellungen sie mit der Klimakrise und den derzeitigen Bewältigungsstrategien verbinden.

„Die Studienergebnisse zeigen: Es geht nicht mehr um die Frage, ob es den Klimawandel überhaupt gibt oder ob dieser menschengemacht ist. Es geht darum, wie wir gesellschaftlich und politisch damit umgehen sollen“, unterstreicht Felix Windegger, Sozioökonom am Center for Advanced Studies von Eurac Research. Er ist einer der Autoren der Studie, die heute im Palais Widmann vorgestellt wurde.

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80 Prozent machen sich Sorgen

80 Prozent der Befragten blicken mit Sorge auf den Klimawandel und seine Folgen. Vor allem Trockenheit und Wassermangel sowie Starkregen und Überschwemmungen wurden im Zuge der Umfrage als besonders besorgniserregend hervorgehoben. 70 Prozent gaben an, dass ihnen die möglichen Folgen des Klimawandels Angst machen und knapp 40 Prozent der Südtiroler:innen fühlen sich mit Schuldgefühlen konfrontiert, weil sie das Gefühl haben, sie könnten oder sollten mehr für den Klimaschutz tun. Angst und Schuld sind auch im internationalen Kontext vieldiskutierte Emotionen im Zusammenhang mit der Klimakrise.

„Klimamüdigkeit sticht heraus“

„Was heraussticht, ist eine gewisse Klimamüdigkeit“, so Windegger. „Ein Teil der Südtiroler Bevölkerung scheint negativen Meldungen zum Klimawandel überdrüssig zu sein. Zudem geben trotz des generell hohen Problembewusstseins mehr als 70 Prozent an, dass ihnen viele der Protestaktionen für mehr Klimaschutz zu weit gehen.“ Was nicht bedeute, dass sie sich nicht ein schnelleres Handeln in Klimafragen wünschen würden.

Immerhin 56 Prozent gaben an, dass sie demokratische Verfahren (zumindest in Ausnahmefällen) vorübergehend aufheben würden, um im Klimaschutz schneller voranzukommen. Nur ein Drittel spricht sich in jedem Fall dagegen aus. „Diese Ergebnisse zeigen, dass die Bevölkerung wenig Vertrauen in die Politik hat, den rasanten Veränderungen durch den Klimawandel bewusst und rechtzeitig entgegenzutreten. Das kann auch damit zusammenhängen, dass die Warnungen zunehmen, bei konkreten Maßnahmen aber wieder zurückgerudert wird“, betont Christoph Kircher, Soziologe am Center for Advanced Studies, ebenfalls Autor der Studie.

Mehr Partizipation notwendig

„Ein weiterer Faktor können fehlende partizipative Möglichkeiten sein“, sagt Windegger. „Die Bürgerinnen und Bürger sind kaum in Entscheidungsprozesse involviert. Wenn hinter verschlossenen Türen diskutiert wird, aber keine Maßnahmen folgen, kann der Eindruck entstehen, dass das System zu langsam ist, um schnell genug zu reagieren.“

Nur 28 Prozent sind mit den derzeitigen Bemühungen zur Eindämmung der Klimakrise zufrieden. Ein wesentlich größerer Teil gibt an, sich machtlos (67 Prozent) oder frustriert (48 Prozent) zu fühlen. Hoffnungsvoll auf die Bemühungen blicken 51 Prozent, während sich die Angaben zur Wut mit 31 Prozent in Grenzen halten. Interessante Unterschiede konnten zwischen den Sprachgruppen festgestellt werden. Personen italienischer Muttersprache blicken deutlich hoffnungsvoller auf die derzeitigen Bemühungen gegen den Klimawandel (74 Prozent) als deutschsprachige Personen (43 Prozent).

Bewusstsein im Hinblick auf die soziale Gerechtigkeit

Erhoben wurde auch das Bewusstsein der Südtiroler Bevölkerung im Hinblick auf soziale Gerechtigkeit in klimapolitischen Fragen. 60 Prozent nehmen an, dass die Menschen ungleich von den Folgen des Klimawandels betroffen sein werden. Wohnort und sozio-ökonomische Aspekte wurden dabei als häufigste Faktoren genannt. Was die Kosten für die Eindämmung des Klimawandels angeht, so geben 47 Prozent der Befragten an, dass nach dem Verursacherprinzip jene verantwortlich sein sollten, die auch am meisten zur Problematik beitragen. Nur sehr wenige vertreten die Meinung, dass die Betroffenen selbst für die Kosten aufkommen sollten, was auf eine hohe Sensibilität für Gerechtigkeitsfragen hinweist.

INFO Die Umfrage erfolgte auf Basis einer probabilistischen Zufallsstichprobe und lässt daher Rückschlüsse auf die Gesamtbevölkerung zu. Die detaillierten Ergebnisse der Studie „So denkt Südtirol: Emotionen und Ungleichheiten in der Klimakrise“ stehen unter folgendem Link zum Download zur Verfügung: https://webassets.eurac.edu/31538/1717397373-2024-eurac-research-astat-emotionen-und-ungleichheiten-in-der-klimakrise.pdf

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