München – Die Coronapandemie hat die Arbeitswelt dauerhaft verändert. War das Arbeiten von zu Hause aus im Frühjahr 2020 zunächst noch eine erzwungene Maßnahme, um die sozialen Kontakte einzudämmen, ist es zu einer Selbstverständlichkeit geworden, wenngleich Homeoffice weltweit in unterschiedlicher Ausprägung angewandt wird. Laut einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstitutes ifo, in der 27 Länder verglichen werden, verbringen Vollzeitbeschäftigte in Italien 1,5 Tage pro Woche im Homeoffice – zumindest bei den Tätigkeiten, die Homeoffice erlauben. In Deutschland (1,4) und Österreich (1,3) ist es etwas weniger. In Indien verbringen Vollzeitbeschäftigte sogar 2,6 Wochentage, also die halbe Arbeitswoche, zu Hause. In China (1,1), Japan (1,1) und Südkorea (0,5) ist Homeoffice weniger verbreitet. Die Studie macht die unterschiedlichen Arbeitskulturen sichtbar.
Der Gewöhnungseffekt
„Nie zuvor hat irgendein Ereignis in so kurzer Zeit derart umfassend das Arbeitsleben umgekrempelt“, sagt Mathias Dolls, einer der Studienautoren. Die traditionelle Skepsis gegenüber dem Homeoffice habe abgenommen: So sagen über die Hälfte der befragten Beschäftigten, sie seien im Homeoffice produktiver, als sie es erwartet hätten. Je positiver die Beschäftigten ihre Produktivität im Verhältnis zu ihren vorherigen Erwartungen einschätzten, desto mehr Homeoffice-Tage bieten die Arbeitgeber an. Dieser Zusammenhang gilt in allen 27 untersuchten Ländern. Darüber hinaus wurden mehr Homeoffice-Tage angeboten, je härter die Lockdowns während der Corona-Pandemie waren. Offenbar hat es einen Gewöhnungseffekt gegeben.
Die Beschäftigten möchten die Arbeit von zuhause nicht mehr missen. 26 Prozent würden eine neue Arbeitsstelle suchen, wenn ihr Arbeitgeber nur noch Präsenzarbeit anbietet. In Italien würden das 24 Prozent der Befragten tun, in Deutschland 32 Prozent, in Österreich 28 Prozent, in Großbritannien hingegen sage und schreibe 42 Prozent.
Dieser Trend könnte weitreichende Folgen haben, sagt Dolls – etwa für die Arbeitsorganisation in Firmen und ihre Innovationsfähigkeit oder für die Städte: „Wenn ältere und wohlhabendere Beschäftigte in die Vorstädte abwandern, könnten die Mieten in manchen Städten sinken. Das wiederum erleichtert jungen Arbeitnehmer:innen, dort zu leben und von den Vernetzungsmöglichkeiten zu profitieren.“
Die vollständige Studie kann hier (in englischer Sprache) vollinhaltlich heruntergeladen werden.