Zuerst etwas versteckt im Alto Adige, dann ausführlich in der Tageszeitung Dolomiten durfte Landesrat Thomas Widmann vergangene Woche vorrechnen, mit welcher Summe sich Südtirol die „Vollautonomie“ seines Erachtens von Rom erkaufen könnte: mit 15 Milliarden Euro. Staatsschulden von rund 1900 Milliarden bedeuten eine Pro-Kopf-Verschuldung von 30.000 Euro, das 500.000-Einwohner-Land Südtirol hätte demnach rein rechnerisch 15 Milliarden zu schultern, eine Summe, die dreimal so hoch ist wie der Landeshaushalt. Südtirol – so beruhigte Widmann – wäre dann zwar verschuldet, aber gemessen am BIP keineswegs in besorgniserregendem Ausmaß, sondern in etwa auf deutschem und österreichischem Niveau. Die Rechnung sorgte für Aufsehen, Landeshauptmann Luis Durnwalder pfiff seinen Landesrat zurück. „Utopisch“, winkte er ab und hat damit wohl recht.
Aber abgesehen davon, ob ein „Freikauf“ Südtirols politisch realistisch wäre oder nicht, egal ob er zielführend wäre oder nicht, macht Widmanns Rechnung zweierlei deutlich: Erstens, wie gewaltig der Schuldenberg ist, der sich über Italien auftürmt, denn 15 Milliarden Schulden bei einem Landeshaushalt von fünf Milliarden klingen einfach beeindruckender als 1.900 Milliarden für ganz Italien. Und zweitens, wie großzügig dieser schuldengeplagte Staat die Provinz Bozen doch nach wie vor mit Zuweisungen beglückt, obwohl die Landespolitik stets betont, welche Opfer wir über das Mailänder Abkommen doch bringen. Italien zahlt jährlich 75 Milliarden allein für Zinsen, und zu behaupten, Südtirol hätte die Schulden nicht mitverursacht, ist angesichts der großzügigen Geldzuweisungen eine Wahrheitsverweigerung. Nun, wäre Südtirol mit 15 Milliarden Euro verschuldet, fielen bei einem Zinssatz von fünf Prozent Zinsen von jährlich 750 Millionen an. Das Land könnte demnach 750 Millionen Euro pro Jahr weniger ausgeben – das sind 15 Prozent des Landeshaushalts. Sicher, es darf davon ausgegangen werden, dass eine „Vollautonomie“ den Landeshaushalt ein bisschen fetter machen würde, weil mehr als 90 Prozent des Steueraufkommens im Land bleiben würden. Im Gegenzug wären aber zusätzliche Kompetenzen zu finanzieren. Wie man auch rechnet: Italiens Schuldenberg macht Angst.