Schlanders – Kürzlich haben 20 Führungskräfte aus Südtirol und 14 aus Tirol in der Basis Vinschgau Venosta ein Fortbildungstreffen zum Thema New Work besucht. Entwicklungen wie demografischer Wandel, Digitalisierungsprozesse und Abwanderung von jungen Talenten fordern Umstrukturierungen und flexible Arbeitsmodelle, bringen gleichzeitig aber auch große Potenziale und Chancen mit sich. Wie werden sich Südtiroler Unternehmen auf lokaler und internationaler Ebene diesen neuen Herausforderungen stellen?
Netzwerke und Bündnisse
Eine Möglichkeit stellen Netzwerke oder Bündnisse zwischen Unternehmen oder Kleingewerbebetrieben dar. So erklärten beispielsweise Michael Hofer und Elisabeth Prugger (Geschäftsführer bzw. Präsidentin der Bürgergenossenschaft Obervinschgau BGO), dass die Vernetzung von Kleinbauernbetrieben und Hofgemeinschaften ein Lösungsansatz sein könnte. Zu den Vorteilen zählen der direkte Verkauf, gebündelte Verkaufsstrategien und geteilte Kosten und Verantwortungen.
Auf dem Programm stand unter anderem die Besichtigung des Friedensbunkers 23 in Mals sowie verschiedene Vorträge in der Basis Vinschgau Venosta. Die ehemalige Führungskraft von Microsoft Europe Jennifer Stadler, heute bei Businesspool tätig, lieferte Daten und Fakten: Reduzierte Arbeitszeiten führten meist nicht zu Produktionsverlust, sondern im Gegenteil zu Produktionssteigerung, vor allem wegen der höheren Motivation, Zufriedenheit und Effizienz der Mitarbeiter:innen. Eine der größten Herausforderungen von heute sei es, Arbeitnehmer:innen dauerhaft an den Betrieb zu binden. Lösungsvorschläge könnten attraktive und individuell angepasste Arbeitsverhältnisse sein. Junge Menschen würden bei der Betriebswahl vor allem von Sinnhaftigkeit, Werten und Visionen des Unternehmens, individuellen Wachstumsmöglichkeiten und flexiblen Arbeitszeiten angelockt. Henry Ford sei Anfang des letzten Jahrhunderts für verrückt erklärt worden, als er die 5-Tage-Woche einführte und gleichzeitig den Lohn der Mitarbeiter:innen erhöhte. Seine Gewinne stiegen dennoch in kurzer Zeit.
Menschen wieder in den Mittelpunkt stellen
Die zweite Referentin, Nora Dejaco, Geschäftsleiterin von Automotive Excellence Südtirol und Gründerin von Thrive Community, sprach aus einer persönlichen Perspektive. Ausgehend von ihrer vor kurzem selbst erlebten Überforderung als Führungskraft habe sie erst verstanden, wie wichtig es sei, eigene Grenzen zu setzen, Krisen klar anzusprechen, Lösungsansätze mit den Mitarbeiter:innen gemeinsam anzudenken und Auszeiten gezielt einzufordern. In einer leistungsgetriebenen Gesellschaft, in der immer noch vorwiegend Profit im Vordergrund stehe, sei es, so Dejaco, heute unumgänglich, den Menschen wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Mitarbeiter:innen seien nicht als Werkzeuge einer Produktionskette zu betrachten, sondern als Individuen mit eigenen Kompetenzen und Potenzialen, welche im Team zu stärken seien, um persönliches Wachstum und Engagement zu fördern. Selbstzweifel und Konkurrenzkampf können dank Teamgeist und Netzwerken zusätzlich reduziert werden.
Weiteren Austausch gab es beim Essen und bei einer Führung durch das ehemalige Kasernenareal.