Bozen/Innsbruck – Der neue Europäische Bericht zum abwasserbasierten Drogenmonitoring liegt vor. Österreich befindet sich demnach beim Drogenkonsum im europäischen Mittelfeld, Südtirol schneidet noch besser ab. Das teilt die Medizinische Universität Innsbruck mit. Ihr forensisch-toxikologisches Labor am Institut für Gerichtliche Medizin (GMI) liefert seit 2016 die österreichischen Zahlen für den europäischen Drogenmonitor.
Ein Glas Wein und drei bis vier Zigaretten
Im Durchschnitt konsumiert jede:r Österreicher:in demnach „täglich etwas mehr als ein Glas Wein, raucht drei bis vier Zigaretten und konsumiert 0,07 Joints sowie rund 1,5 Milligramm an aufputschenden Drogen“, fasst der Chemiker Herbert Oberacher, Leiter des forensisch-toxikologischen Labors am GMI die Ergebnisse der Abwasseranalyse für Österreich zusammen.
Für den Drogenbericht, der von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) jährlich veröffentlicht wird, wurden 2023 europaweit die Abwässer von insgesamt 112 Städten und Regionen untersucht, darunter 16 Kläranlagen in Österreich und eine Kläranlage in Südtirol. Die Untersuchung lasse Rückschlüsse auf den Drogenkonsum von drei Millionen Menschen in Österreich und Südtirol zu, so Oberacher. Für die jährliche Score-Studie wurden im Frühjahr und Frühsommer 2023 über einen Zeitraum von einer Woche täglich Proben vom Zufluss der Kläranlagen entnommen und von den Experten und Expertinnen des GMI mithilfe modernster analytisch-chemischer Verfahren ausgewertet.
Der Vergleich zwischen Südtirol und Österreich
In Südtirol scheint der Pro-Kopf-Konsum der untersuchten Genuss- und Suchtmittel niedriger als in Österreich zu sein. Ein Vergleich von Süd- und Nordtirol lässt sich anhand der Daten aus den Landeshauptstädten anstellen, heißt es in der Aussendung: In Bozen war der Pro-Kopf-Verbrauch von Alkohol, Nikotin, Cannabis, Amphetamin und MDMA (Ecstasy) geringer als in Innsbruck, jener von Kokain vergleichbar.
Cannabis ist die dominierende Droge, wobei der Konsum im urbanen Raum höher ist als in ländlichen Gegenden. Immer höher werden allerdings die Kokainrückstände im Abwasser, was auf einen steigenden Kokainkonsum hinweist, so Studienleiter Oberacher.
Tendenziell würden am Wochenende höhere Alkohol-, Kokain-, Amphetamin-, Methamphetamin- und MDMA-Umsätze als an Wochentagen festgestellt, was für deren Verwendung als „Partydrogen“ spricht.