Die Fußball-EM steuert allmählich ihrem Höhepunkt zu, und Millionen sitzen gebannt vor den TV-Schirmen, verfolgen die Spiele, bewundern die Stars. Der Bann ist ungebrochen, obwohl in jüngster Zeit immer wieder lange Schatten auf diesen Sport fallen, der längst ein riesiges Business ist – oder eben nicht mehr, seit in diesem Metier das rechte Maß verloren gegangen ist.
Der italienische Fußball droht im Sumpf eines Wettskandals zu versinken, in den Profis verstrickt sind, deren Gagen die Diäten unseres Landeshauptmanns wie ein Trinkgeld erscheinen lassen. Derweilen kommen aus Spanien alarmierende Zahlen zu den hoch verschuldeten Banken, die viel Geld verlieren, weil sie jede Menge Kredite auf der Grundlage überbewerteter Immobilien besichert haben. Die Großbank Bankia musste verstaatlicht werden, die europäischen Partner wollen bis zu 100 Milliarden Euro an Spanien zahlen, damit dieses die dringend benötigten Mittel an die maroden Banken weiterleiten kann. Diese haben nicht nur dubiose Immobilienprojekte finanziert, sondern das nicht weniger dubios gewordene Geschäft der großen Fußballclubs. Mit fünf Milliarden Euro stehen Real Madrid, FC Barcelona & Co. bei den Banken in der Kreide, bei jenen Banken, denen jetzt mit Steuergeldern geholfen werden muss. Dabei haben die spanischen Clubs (und nicht nur sie!) mit dem geliehenen Geld nur so um sich geschmissen und alle vernünftigen Grenzen überschritten: Je über zehn Millionen Euro im Jahr verdienen die Superstars Cristiano Ronaldo und Lionel Messi, und der bisherige Barca-Trainer Josep Guardiola soll fast 15 Millionen im Jahr eingestrichen haben.
Dies sollte eigentlich ohne Neid gesagt werden. Aber der Spaß hört dann auf, wenn wir armen Teufel diese Gehälter indirekt mitfinanzieren müssen. Nicht nur den spanischen Banken, denen wir jetzt helfen, schulden die Clubs nämlich Geld, sondern auch dem Staat, und zwar eine Milliarde Euro an ausstehenden Steuern und Sozialabgaben. Bis 2020 hat die Regierung den Clubs Zeit gegeben, die ausstehenden Gelder nachzuzahlen (mit kleinen und mittleren Unternehmen wird nicht so sanft umgegangen).
Der Ball ist nicht nur rund, der Ball ist auch teuer. Aber das ist uns wurst: The show must go on.