Bozen – Es kommt äußerst selten vor, dass der Bozner Schnellladesäulenhersteller Alpitronic die Medien zu einer Pressekonferenz lädt. Am heutigen Montag war das der Fall. Inhalt der Pressekonferenz: die neuen Angebote für die Alpitronic-Mitarbeitenden, die zu einem bewussteren und umweltfreundlicheren Mobilitätsverhalten animieren sollen – und bestenfalls einen Nachahmungseffekt bei anderen Unternehmen generieren. Die Alpitronic-Verantwortlichen sind aber Profis genug, um darauf vorbereitet gewesen zu sein, dass die Medienvertreter:innen auch andere Fragen stellen würden, wenn sich ihnen diese Chance bietet. Und so war es dann auch.
Ob es so geplant war oder nicht, sei dahingestellt, aber Alpitronic-CEO Philipp Senoner gab sich ungewöhnlich auskunftsfreudig. Zwar sagte er nur das Allernötigste, aber das war schon viel, wenn man weiß, wie sehr sich Medienleute an Senoner die Zähne ausbeißen, sobald sie Fragen etwa nach dem Unternehmensumsatz oder nach dem künftigen Firmensitz stellen.
Jahresumsatz 2023 „etwas unter einer Milliarde“
Die SWZ konnte Philipp Senoner entlocken, dass Alpitronic im vergangenen Jahr einen Umsatz von „etwas unter einer Milliarde“ erzielt hat. Damit gehört Alpitronic zu den Top 8 der umsatzstärksten Unternehmen Südtirols. Für heuer war ursprünglich ein Wachstum um 100 Prozent auf knapp zwei Milliarden Euro geplant gewesen. Mittlerweile sei die Wachstumsprognose etwas gesenkt worden, „aber wir wachsen immer noch stark“, so Senoner.
Warum werden die Unternehmenszahlen gehütet wie ein Staatsgeheimnis und warum verzichtet Alpitronic auf eine Hinterlegung der Jahresbilanz beim Handelsregister der Handelskammer? Senoner überlegt kurz und sagt dann mit einem verlegenen Lächeln: „Das Unternehmen ist sehr profitabel. Und Transparenz kann in solchen Situationen schädlich sein.“
Alpitronic zieht wohl eher doch nicht nach Terlan
Fakt ist, dass sich das Unternehmen innerhalb von 15 Jahren von einem kleinen Start-up, das im NOI Techpark angesiedelt war, zu einem international tätigen Vorzeigeunternehmen entwickelt hat, mit dem sich Südtirol gerne schmückt. Alpitronic wächst stark und verteilt sich – mit großen Effizienzverlusten und organisatorischen Schwierigkeiten – mittlerweile auf sechs Standorte in Bozen. Seit fünf Jahren sucht Alpitronic nach einer Möglichkeit, irgendwo einen standesgemäßen Firmensitz bauen zu können, bisher ohne Erfolg.
Lange schien Terlan für Alpitronic die einzige Option. Jetzt sagt Senoner überraschend: „Terlan ist nach wie vor eine Option. Aber wir arbeiten mit der Politik an anderen Möglichkeiten, die sich letzthin aufgetan haben.“ Senoner zeigt sich zuversichtlich, dass „kurzfristig“ eine Lösung präsentiert werden kann. Es klingt, als werde es nicht Terlan. Der Widerstand einer dortigen Bürgerbewegung, gestützt durch negative Landesgutachten für die Firmenansiedlung in Terlan, scheint von Erfolg gekrönt zu werden.
Dass die Möglichkeit einer Abwanderung ins Trentino besteht, dementiert Senoner. Das sei für Alpitronic keine Option. Chief Human Resources Officer Andreas Rogger ergänzt: „Das Unternehmen ist wegen der Mitarbeiter erfolgreich.“ Solche Mitarbeitenden lassen sich andernorts nicht einfach ersetzen.
Bauen am Bozner Boden
Derweil investiert Alpitronic am Bozner Boden, genauer am Mitterweg 12. Das Riesenareal, das einst die Obstgenossenschaft Zwölfmalgreien und nach einer Fusion die Obstgenossenschaft Laurin nutzte, ist eine große Baustelle. Zugleich wird dort bereits gearbeitet. Dass sich diese Möglichkeit ergeben habe, „verschafft uns für die nächsten drei, vier Jahre Luft“, so Senoner. Er weiß, dass hier in ein paar Jahren im Zuge der Neugestaltung des Bozner Bahnhofsareals die Eisenbahnlinie verlaufen wird und dass Alpitronic dann von hier verschwinden muss. Trotzdem helfe das Areal, die Zeit bis zur Verwirklichung eines neuen Firmensitzes – wo auch immer – zu überbrücken.
E-Bikes um 20 Euro pro Monat
Kurz noch zum Mobilitätskonzept, welches der Grund für die Pressekonferenz war und welche in Zusammenarbeit mit der STA ausgearbeitet wurde. Alpitronic möchte die Mitarbeitenden animieren, weniger mit dem Auto zur Arbeit zu fahren bzw. nur dann, wenn es sein muss. Deswegen können die Mitarbeitenden unter vier Möglichkeiten wählen:
- Alpitronic stellt ein E-Bike zur Verfügung. Die Mitarbeitenden zahlen 20 Euro pro Monat für drei Jahre, dann gehört das E-Bike dem bzw. der Mitarbeiter:in.
- Alpitronic stellt ein Jahresabonnement für den Südtirol Pass zur Verfügung.
- Alpitronic zahlt 300 Euro brutto pro Jahr für Mitfahrgelegenheiten.
- Alpitronic stellt einen Firmenparkplatz zur Verfügung.
Bisher, so hieß es, sei das E-Bike der absolute Renner. Alpitronic will einen Beitrag leisten, damit ein Umdenken im Mobilitätsverhalten einsetzt.