Bozen – Das Kompetenzzentrum Tourismus und Mobilität der Freien Universität Bozen (unibz) hat in Zusammenarbeit mit dem Landesressort Tourismus eine Studie zur Lebensqualität in Südtirol mit besonderem Fokus auf den Einfluss des Tourismus darauf durchgeführt. Das Ergebnis: Der Blick der Südtirolerinnen und Südtiroler auf den Tourismus ist keineswegs zweigeteilt, sondern durchaus differenziert: Der wirtschaftliche Nutzen für alle wird anerkannt, Belastungen – beispielsweise durch den Verkehr – werden aber auch gesehen. Die Studie bestätigt das Ergebnis einer ähnlichen SWZ-Umfrage vom vergangenen Herbst. Daraus ging hervor, dass das Bewusstsein für die große Bedeutung des Tourismus in Südtirol stark ausgeprägt ist, aber es Anzeichen für ein Kippen der Tourismusakzeptanz gibt. In der Umfrage gab es Applaus für den von der Landespolitik gewollten Bettenstopp.
17,4 Prozent sehen den Tourismus negativ
Zurück zur Studie: Zwischen April und Juli 2022 wurden online 2096 Fragebögen gesammelt. Die Studie sei als repräsentativ anzusehen, hieß es bei der Präsentation am heutigen Montag durch Landesrat Arnold Schuler und Studienleiter Thomas Bausch. 17,4 Prozent der Befragten meinen, die Auswirkungen des Tourismus auf das Leben in Südtirol sei „überwiegend negativ“ bzw. „eher negativ“. 50,2 Prozent meinen hingegen, er sei „eher positiv“ bzw. „überwiegend positiv“. Die verbleibenden 32,4 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sich die positiven und negativen Auswirkungen die Waage halten.
Zwei touristisch hochentwickelte Gebiete stehen sich in ihrer Wahrnehmung des Tourismus entgegengesetzt gegenüber: Während in den ladinischen Gebieten, vor allem im Gadertal, die Befragten angaben, in ihrem Leben den Tourismus sehr stark zu spüren, ihm aber durchwegs positiv gegenüber zu stehen, sind diese Angaben in Meran und der unmittelbaren Umgebung häufig kritisch.
Was positiv ist und was negativ
Grundsätzlich positiv sei der Tourismus in der Wahrnehmung der Studienteilnehmenden aus wirtschaftlicher Sicht. Negative Auswirkungen machten die Befragten hingegen in den Bereichen Natur und Umwelt, Mobilität, Wohnraum und Lebenshaltungskosten aus. Dass der Verkehr zugenommen habe, der Wohnraum zunehmend knapper und teurer werde und dass das Leben in Südtirol grundsätzlich mehr koste, seien Tatsachen, meint Bausch: „Das ist sicherlich nicht allein auf den Tourismus zurückzuführen.“ Ein Blick nur auf Verkehrsdaten des Pustertals zeige, dass „heute im November gleich viel Verkehr ist wie vor 15 Jahren um die Mittsommertage“.
Gute Noten – und auch das mit Verweis auf den Einfluss des Tourismus – gibt es hingegen für Fahrradwege, öffentliche Verkehrsmittel und das gastronomische Angebot.
Laut Landesrat Schuler zeigt die Studie, dass nach Einschätzung der Befragten die Grenze der Tourismusentwicklung nahezu erreicht ist: Nur 7,4 Prozent der Studienteilnehmenden gaben an, sich eine Weiterentwicklung zu wünschen, 43,8 Prozent wünschen sich weniger, 43,3 Prozent gleich viel Tourismus.