Meran/Monte Carlo – Wer kennt ihn nicht, den Namen Bacardi? Weniger bekannt ist, dass Südtirol mit Bacardi mehr zu tun hat, als dass fast jeder Gastronomiebetrieb und fast jedes Lebensmittelgeschäft Bacardi-Produkte im Regal stehen hat. Man höre und staune, es gibt verwandtschaftliche Bande: Monika Gomez Del Campo Bacardi, Lady of Bayfield Hall – kurz: Lady Monika Bacardi – ist eine gebürtige Meranerin. Sie ist die Mutter von Maria Luisa Bacardi, dem einzigen Kind des 2005 verstorbenen Bacardi-Erben Luis Adalbert Facundo Gomez del Campo Bacardi, Lord of Bayfield Hall – kurz: Lord Luis Bacardi. Und sie ist dessen sechste Ehefrau, weshalb sie den Titel „Lady“ tragen darf und dies aus gutem Grund auch tut: Lady Monika Bacardi hat ungleich mehr Strahlkraft als Monika Waldner.
Die Spuren des weltgrößten Spirituosenunternehmens in Familienbesitz führen somit nach Meran oder genauer: nach Untermais. Aber auch nach Liechtenstein, wo ein erbitterter Erbstreit um Luis Bacardis Sechsprozentanteil am Weltkonzern tobt.
„Einflussreiche Persönlichkeit in Monaco“
Die SWZ hätte gerne mit Monika Waldner alias Lady Monika Bacardi gesprochen, doch alle Anfragen blieben in den vergangenen Wochen ohne Reaktion, sowohl auf ihren Social-Media-Kanälen als auch im „Press Center“ auf ihrer persönlichen Website. Laut ebendieser Website ist Lady Monika Bacardi eine „mehrfach preisgekrönte Filmproduzentin, Philanthropin und Kunstmäzenin“ und „eine der außergewöhnlichsten und einflussreichsten Unternehmerinnen der Kreativindustrie“. Sie habe schon mit vielen Hollywood-Größen gearbeitet, spreche neben Deutsch und Italienisch auch fließend Französisch, Englisch und Spanisch und verfüge über eine „Ausbildung in Kunst, Literatur und Sprachen“. Understatement ist nicht die Sache von Monika Waldner Bacardi.
Das monegassische Onlineportal „Monaco Tribune“ nennt sie eine „einflussreiche Persönlichkeit in Monaco“.
Ihre Social-Media-Profile bei Instagram (62.000 Follower:innen) und Facebook (40.000) zeigen ein glamouröses Luxusleben mit vielen Galas und Preisverleihungen. Monika Bacardi lebt im Fürstentum Monaco, wenn sie nicht auf Reisen ist, und Fürst Albert II. hat ihr vor zwei Jahren per Dekret die Staatsbürgerschaft verliehen, berichtet das Wochenmagazin „Die Zeit“. Das monegassische Onlineportal „Monaco Tribune“ nennt sie in einem im vergangenen Juli erschienenen Bericht eine „einflussreiche Persönlichkeit in Monaco“, die bei den wichtigen Events im Fürstentum nie fehle.
Monika Waldner und der Kirchsteigerhof
Wer in Meran nach der offenbar zu Ruhm gekommenen Landsfrau fragt, erntet zunächst Schulterzucken. Monika Waldner Bacardi? Nie gehört. Auch weiß man in der Passerstadt nichts von einer Familie Waldner, die auf einem Schloss gewohnt haben und mit Immobilien reich geworden sein soll. Das nämlich hat Monika Bacardi dem Journalisten von „Die Zeit“ erzählt, als dieser über den erwähnten Erbstreit recherchierte, um die filmreife Geschichte zu entflechten („Der Schatz“, erschienen im Dezember 2023). Das mit dem Schloss und den Immobilien diente als Entkräftung des Verdachts, sie sei geldgierig. „Ich könnte ohne Probleme ohne das Geld der Bacardi Limited leben“, zitiert „Die Zeit“ Monika Bacardi.
„Ich könnte ohne Probleme ohne das Geld der Bacardi Limited leben.“
Vielmehr scheint sie in den 1960er-Jahren mit drei Schwestern und einem Bruder in ganz gewöhnlichen Verhältnissen aufgewachsen zu sein, und zwar am Kirchsteigerhof in Untermais, den es längst nicht mehr gibt. Das haben Recherchen der SWZ ergeben. Die entscheidende Wendung nahm das Leben der Meraner Blondine, als sie in den 1990er-Jahren – noch keine 30 – einen Job als Assistentin des fast 30 Jahre älteren Luis Bacardi bekam und dieser sich in sie verliebte. Bacardi, Urenkel des Firmengründers, war bekannt für sein ausschweifendes Partyleben und seinen exzessiven Alkohol- und Drogenkonsum. Medien wissen zu berichten, er habe einmal eine Tischrede von Prinz Philipp, dem Ehemann von Königin Elisabeth II., lautstark unterbrochen, um sich das Glas nachfüllen zu lassen. Von einem britischen Grafen hatte der steinreiche Bacardi-Abkömmling das Recht erworben, den eingangs erwähnten Adelstitel „Lord of Bayfield Hall“ zu tragen.
Die verschlossene Schatzkiste in Liechtenstein
Nun also trat Monika Waldner in sein Leben. 2000 heirateten die beiden auf Gibraltar, er 67, sie 39. 2001 kam Tochter Maria Luisa zur Welt, wenig später erkrankte Luis Bacardi an Krebs. 2005 starb er, nicht ohne zuvor seinen Aktienanteil am Bacardi-Imperium, immerhin sechs Prozent, an den eigens gegründeten Treuhandfonds „Bastille Trust“ mit Sitz in Liechtenstein zu übertragen. Und hier wird’s kompliziert, wie „Die Zeit“ nachzeichnet.
Der Trust ist nämlich eine hermetisch abgeriegelte Schatzkiste. Ehefrau Monika und Tochter Maria Luisa erhalten zwar regelmäßig die Dividenden für das Sechs-Prozent-Aktienpaket – mehrere Millionen Euro pro Jahr –, sie kommen aber nicht an die Aktien heran, deren Wert Fachleute auf rund 700 bis 750 Millionen Euro schätzen. Laut „Die Zeit“ ist der Trust so konzipiert, dass er am 40. Geburtstag von Maria Luisa aufgelöst wird. Die Tochter soll behutsam an den enormen Reichtum herangeführt und erst mit 40 den vollen Zugriff zum Millionenerbe erhalten, aber auch nur, wenn ihre Mutter bis dahin verstorben ist. Sonst bleibt die Schatzkiste bis zum Ableben von Monika Bacardi verschlossen. Stirbt die Tochter vor der Mutter, geht das Vermögen an die Familie Bacardi zurück.
War es wirklich der letzte Wille von Luis Bacardi, seine Tochter vor der eigenen Unvernunft zu schützen und seine Witwe vom verlockenden Riesenvermögen fernzuhalten?
War es wirklich der letzte Wille von Luis Bacardi, seine Tochter vor der eigenen Unvernunft zu schützen und seine Witwe vom verlockenden Riesenvermögen fernzuhalten? Oder wurde sein schlechter Gesundheitszustand ausgenutzt, um ihn reinzulegen und mit einem fiesen Spiel auf Zeit seinen Firmenanteil anderen Bacardi-Nachkommen zuzuschanzen? Um diese Fragen dreht sich im Wesentlichen der knifflige Erbstreit, der längst vor Gericht ausgetragen wird. Welchen Standpunkt dabei Lady Monika Bacardi vertritt, ist unschwer zu erraten.
Zuerst „Playboy“, dann Filmbusiness
In der Zwischenzeit fließen also „nur“ die Dividenden. Dass Monika Bacardi damit ein Leben in Saus und Braus finanziert, das würde sie nie gelten lassen. Vielmehr tritt sie als erfolgreiche Geschäftsfrau auf. Ihr Stern habe „nach dem Tod ihres Mannes“ zu leuchten begonnen, konstatiert das Onlineportal „Monaco Tribune“. Gemeinsam mit einem Geschäftspartner sicherte sie sich einst die Frankreich-Lizenz des „Playboy“, vor allem aber hat sie im Filmbusiness Fuß gefasst.
Gemeinsam mit einem Geschäftspartner sicherte sie sich einst die Frankreich-Lizenz des „Playboy“, vor allem aber hat sie im Filmbusiness Fuß gefasst.
Im Gespann mit dem italokanadischen Unternehmer und Filmproduzenten Andrea Iervolino gründete sie 2011 die „Iervolino & Lady Bacardi Entertainment“ (Ilbe) mit Sitz in Rom, die mittlerweile an der Börse kotiert ist und auf eine Marktkapitalisierung von rund 18 Millionen Euro kommt. 47 Prozent der Anteile hält Monika Bacardi über ihre Gesellschaft MB Media S.A. mit Sitz in Luxemburg, mehr als ihr Geschäftspartner Iervolino (31 Prozent), der als Präsident und CEO fungiert. Iervolino wurde 2018 von Staatspräsident Sergio Mattarella zum „Cavaliere delle Repubblica Italiana” ernannt und 2020 von der Zeitschrift „Variety“ unter den 500 einflussreichsten Persönlichkeiten der Unterhaltungsindustrie geführt. Die Ilbe-Gruppe wolle mit ihren Filmen Inklusion und Geschlechtergerechtigkeit propagieren, betonte Monika Bacardi einmal gegenüber dem „Il Sole 24 Ore“.
Zur Gruppe gehören auch die Ilbe Studios in Serbien, die auf Animationsfilme spezialisiert sind. Weiters hat Monika Bacardi 2013 in den USA die „Ambi Media Group“ mitbegründet, die sich unter anderem die Rechte an der Produktion von Remakes berühmter Filme wie Federico Fellinis „La Dolce Vita“ und Christopher Nolans „Memento“ gesichert hat. Übrigens spielte Papst Franziskus höchstpersönlich in einem von Bacardis Filmen, und zwar in „Beyond the Sun“.
Der Erpressungsfall in Wien
Was Sein ist und was Schein, ist in der Welt der Unterhaltungsindustrie schwer zu unterscheiden. Die Posts in den sozialen Medien sollen jedenfalls keinen Zweifel daran lassen, dass Lady Monika Bacardi sehr erfolgreich ist. Laut eigener Homepage und laut „Monaco Tribune“ unterstützt sie mit ihren Kontakten auch wissenschaftliche und wohltätige Organisationen. Seit Mai vergangenen Jahres gehört sie zum Ehrenbeirat von „We Do It Together“, einer Non-Profit-Produktionsgesellschaft, die sich für Frauen im Filmgeschäft einsetzt.
Vor zehn Jahren war Monika Bacardi auch in einen Kriminalfall verwickelt. Damals berichtete „Der Standard“ über einen Prozess am Wiener Straflandesgericht, bei dem sich ein langjähriger Bekannter dafür verantworten musste, ihr mit nächtlichen Anrufen und E-Mails Angst eingejagt zu haben, um Geld von ihr zu erpressen. Der Mann behauptete, Monika Waldner und Luis Bacardi einst verkuppelt zu haben. Als er in Geldprobleme geriet, habe sie ihm aus Mitleid an die 80.000 Euro gegeben. Doch als er mehr wollte, zog Lady Monika Bacardi die Reißleine, woraufhin die Töne schärfer wurden. Er schäme sich für das, was er getan habe, heißt es im Zeitungsbericht. Der Mann bekannte sich schuldig.
Langweilig ist es in Monika Bacardis Leben nicht. So aufregend wäre es im beschaulichen Meran niemals.
Info
Die Marke Bacardi
Bacardi Ltd. Ist der weltgrößte Spirituosenkonzern in Familienbesitz und hat seinen Sitz auf den Bermudas. Gegründet wurde er 1862 auf Kuba und stieg schnell zu einem der größten Unternehmen des Landes auf. Die Familie Bacardí unterstützte an der Seite von Fidel Castro die Revolution gegen Diktator Fulgencio Batista. Trotzdem enteignete Fidel Castro nach seiner Machtübernahme die Bacardís 1960 entschädigungslos. Der Großteil der Familie floh und begann auf Bermuda von vorn. Die Firma wurde auch ein zweites Mal groß und ergänzte die Marke Bacardi nach und nach durch ein umfangreiches Portfolio an Spirituosenmarken. Mittlerweile sind die Aktien im Streubesitz von mehreren hundert Bacardi-Nachkommen. Geführt wird das Unternehmen von einem Ururenkel des Gründers. Der Jahresumsatz wird mit rund neun Milliarden US-Dollar beziffert.