Bozen – Der vergangene Sommer war erstmals nach zwei Jahren wieder weitgehend frei von Coronabeschränkungen. Das beflügelte den Südtiroler Tourismus, der wieder dort weitermachen konnte, wo er vor Ausbruch der Coronapandemie aufgehört hatte: beim Erzielen laufend neuer Rekorde.
Im Sommerhalbjahr 2022 – von Mai bis Oktober – wurden in Südtirols Beherbergungsbetrieben 22,68 Millionen Nächtigungen registriert. Das sind 1,56 Millionen Nächtigungen oder 7,4 Prozent mehr als im bisherigen Rekordsommer 2019.
Erfreulich ist, dass im vergangenen Sommer alle Landesteile das Vor-Corona-Niveau übertrumpfen konnten. Allerdings gibt es doch erhebliche Unterschiede. So zeigt ein Vergleich der Nächtigungsentwicklung in den Gebieten der zehn ehemaligen Tourismusverbände: Vor allem die Winterhochburgen konnten stark zulegen und spielen somit auch im Sommertourismus eine zunehmende Rolle.
Ladinischer Sommer
So stieg die Anzahl der Nächtigungen in Gröden gegenüber Sommer 2019 um 13,2 Prozent auf 1,39 Millionen. Im Gebiet des ehemaligen Tourismusverbandes Alta Badia sind es plus 12,2 Prozent auf 1,09 Millionen Nächtigungen. Die ladinischen Täler profitierten von der starken Zunahme der italienischen Südtirolgäste seit Corona.
Ein Plus von etwas weniger als zehn Prozent verzeichnen die früheren Tourismusverbände Seiser Alm und Kronplatz, zu dem auch das Tauferer Ahrntal gehörte. Etwa im Landesschnitt liegen die Tourismusverbände Eisacktal und Südtirols Süden, während das Meraner Land, das Hochpustertal und das Eggental eine leicht unterdurchschnittliche Entwicklung hinlegten.
Schlusslicht ist der ohnehin touristisch relativ schwache Vinschgau, wo die Nächtigungen gegenüber 2019 um 2,4 Prozent auf 1,43 Millionen stiegen (siehe kleine Tabelle).
Die Schlusslichter
Ebenso interessant ist der Vergleich der sommertouristischen Entwicklung in den 116 Gemeinden des Landes. Dort werden die Unterschiede noch deutlicher. So konnten längst nicht alle Gemeinden zu alter Stärke zurückfinden. In St. Pankraz am Eingang des Ultentales etwa sanken die Nächtigungen gegenüber dem Sommer 2019 um 21,3 Prozent, in Salurn um 17,9 Prozent und in Franzensfeste sogar um 31,7 Prozent. Allerdings haben diese Gemeinden relativ geringe Nächtigungszahlen, sodass ein Minus von wenigen tausend Nächtigungen prozentuell gleich stark ins Gewicht fällt.
In Schluderns – und damit sind wir beim tourismusschwachen Vinschgau – sanken die Nächtigungen in der Sommersaison gegenüber Vor-Corona um 12,5 Prozent, in Schlanders um 8,9 Prozent, in Prad um 3,1 Prozent und in Stilfs um 1,9 Prozent.
Ebenfalls eine negative Nächtigungsentwicklung gab es unter anderem in Terenten, Neumarkt, Auer, Welschnofen, Brenner, Gargazon, Lüsen, Pfalzen und Feldthurns.
Die Gewinner
Nimmt man die Kleinstgemeinden Waidbruck und Laurein aus, die aufgrund der geringen Nächtigungszahlen starke prozentuelle Schwankungen aufweisen (plus 95,1 bzw. 29,2 Prozent gegenüber Sommer 2019), so können sich fünf Gemeinden über einen Nächtigungszuwachs von mehr als 20 Prozent freuen. Im Falle von St. Felix und Vöran sind es sogar knapp mehr als 25 Prozent.
Die drei anderen Gemeinden sind Moos in Passeier, St. Christina und Brixen. In der Domstadt gab es sowohl bei den italienischen als auch bei den deutschen Gästen eine starke Zunahme.
Ihre Zahlen aus dem Sommer um mehr als 17 Prozent verbessern konnten Mölten, Vahrn, Tiers, Taufers im Münstertal und Wengen. Knapp dahinter liegen Klausen, Gsies, Lajen und Mühlwald (siehe große Tabelle unten).
Noch ein Blick auf Südtirols Sommerhochburgen: Kastelruth bleibt die Sommerdestination Nummer eins und hat heuer fast die Millionenmarke geknackt. Mit einem Plus von 9,1 gegenüber 2019 wurden in Kastelruth 962.054 Nächtigungen registriert.
An zweiter Stelle liegt weiterhin Schenna mit 927.120 Nächtigungen (plus 6,0 Prozent), gefolgt von Meran mit 871.310 (plus 5,9 Prozent) und Tirol mit 755.467 Nächtigungen (plus 4,3 Prozent).