Bozen – Zum ersten Mal hat die Europäische Textilakademie die „European Textile & Craft Awards“ vergeben. Textilakademie-Gründer Richard Vill begründet das damit, dass die Leistungen von Kleinbetrieben des textilen Handwerks in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden und sich mehr Aufmerksamkeit verdienen. Diese Aufmerksamkeit sollen sie durch die internationalen Awards erhalten.
In 17 Kategorien hat eine internationale Jury die Sieger gekürt. Die Preisvergabe fand im Rahmen eines Galaabends im Bozner Waltherhaus statt. Zwei Kategoriensiege blieben dabei in Südtirol. Das Fachgeschäft Aufburg, das seit 1970 in Bozens Altstadt existiert und Naturfasergarne, Naturfasertextilien, Naturkosmetik und alles fürs Stricken im Sortiment hat, wurde die „Empfehlung Handelsbetrieb“ zuteil.
Hingegen wurde Johanna Aichner zur Newcomerin des Jahres gekürt. Die gelernte Floristin hat in Vellau bei Algund ihr Hobby zum Beruf gemacht (SWZ 29/23, nachzulesen hier und in der SWZapp) und stellt handgemachte Teppiche, Kissen und Decken aus reiner Südtiroler Schafwolle her. Ihr Unternehmen hat sie „boden.kleid“ genannt, als Verkaufsplattform nutzt sie Instagram.
Johanna Aichner und das Tourette-Syndrom
Auf Instagram hat Aichner auch ihre Krankheit öffentlich gemacht: „Hinter boden.kleid steckt eine junge Frau, die seit 23 Jahren am Tourette-Syndrom leidet.“ Das Tourette-Syndrom, benannt nach dem französischen Neurologen und Psychiater Georges Gilles de la Tourette, ist eine Erkrankung des Nervensystems. Bei Betroffenen löst Tourette ganz unterschiedliche Symptome aus: motorische Tics wie unwillkürliches Zucken, verbale Tics wie unkontrolliertes Schreien oder Ausrufen von Schimpfwörtern, Zwangsstörungen, Depressionen. Sängerin Billi Eilish hat Tourette, Fußballstar David Beckham, Rapper Eminem und Liedermacher Lewis Capaldi ebenso.
Das Outing war wichtig für Aichner: „Tourette gehört zu mir, aber mit mir, meinem Charakter hat es nichts zu tun“, hat sie im vergangenen Sommer der SWZ-Autorin Lisa Maria Gasser erzählt. Nun also wurde sie für ihr unternehmerisches Engagement prämiert.
Weiterer Award in Gold für Projekt in Südtirol
Ein weiterer Award in Gold geht an ein Projekt in Südtirol, wenn auch die Projektanten aus Hamburg stammen, und zwar jener in der Kategorie Textile Architektur und Membranbau. Dieser wurde an das Architekturstudio Schlotthauer-Matthiessen überreicht für die Kronplatzseilbahn Olang 1+2.