Bozen – „Die Talenteabwanderung aus Südtirol, der Brain-Drain, verstärkt sich.“ Zu diesem Schluss kommt die Abteilung Arbeitsmarktservice des Landes, die das Phänomen im Rahmen der Reihe „Arbeitsmarkt-News“ genauer unter die Lupe genommen hat. Untersucht wurde die berufliche Position zehn Jahre nach der Matura der Absolventinnen und Absolventen der Jahre 2005 bis 2012.
Demnach haben zehn Jahre nach der Matura quer durch alle Schultypen insgesamt 14 Prozent Südtirol in Richtung Ausland verlassen, weitere zwei Prozent wanderten in andere italienische Regionen ab.
Verstärkter Trend
„Bei allen untersuchten Schultypen zeigt sich ein verstärkter Trend zur Abwanderung. Deutlich wird dies beim Vergleich der Maturajahrgänge 2005 bis 2009 mit jenen der Jahre 2009 bis 2012: Der Anteil derer, die ihren Wohnsitz ins Ausland verlegen, ist deutlich gestiegen; jener, die in italienische Regionen abwandern, etwas weniger“, erklärt Abteilungsdirektor Stefan Luther.
Er weist dabei auf die Schulsprache als wesentlichen Faktor hin: Gerade die Absolventinnen und Absolventen der Schulen mit deutscher Unterrichtssprache kehren Südtirol den Rücken. Auch die Art der maturaführenden Schule spiele eine wichtige Rolle: So wanderten Maturantinnen und Maturanten von technischen, wirtschaftlichen und vor allem landwirtschaftlichen Fachoberschulen deutlich weniger ab als jene von Gymnasien.
Luther verweist zudem auf einen neuen Aspekt: „Es bleiben nicht nur Studierende an ihren Studienorten außerhalb Südtirols hängen, sondern wir haben auch Hinweise darauf, dass junge Erwachsene, die bereits in Südtirol erwerbstätig waren, zunehmend vor allem in die deutschsprachigen Nachbarregionen abwandern.“ Diesen Trend will der Arbeitsmarktservice in den nächsten Monaten genauer unter die Lupe nehmen.
Das sagt der Landesrat
„Die Anstrengungen, unseren heimischen Arbeitsmarkt attraktiv zu gestalten, müssen in Zukunft noch intensiviert werden“, kommentiert Arbeitslandesrat Philipp Achammer die Analyse. Er meint: „Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik führen nicht von heute auf morgen dazu, dass die angestrebten Ergebnisse zur Gänze erreicht werden. Wir brauchen vielmehr das kontinuierliche Engagement der Landesregierung und der Sozialpartner auf allen Ebenen, um die Attraktivität des Südtiroler Arbeitsmarktes zu steigern.“