Robert Weißensteiner meint:
Politische Vernunft
Was wünscht man sich für das neue Jahr? Wenn wir ehrlich sein wollen, genau das, was so gebetsmühlenartig wiederholt wird, dass wir es zuweilen gar nicht mehr wahrnehmen. Es ist vor allem die Gesundheit, denn fast jeder hat am eigenen Leib oder durch Vorfälle im Familien- oder Freundeskreis erfahren, was es heißt, ernsthaft krank zu sein. Dann kommen Zufriedenheit (das ist eine hohe Kunst), Erfolg und Glück (was immer man auch darunter verstehen mag). Als Journalist und eifriger politischer Beobachter habe ich für das neue Jahr aber noch einen ganz speziellen Wunsch: Ich wünsche mir mehr politische Vernunft, denn die Politiker in Italien haben auch in dieser letzten Legislaturperiode wieder ganz offensichtlich öfter an sich selbst gedacht als an die, die sie vorgeben zu vertreten. Wenn sie so weitermachen, gefährden sie die Demokratie.
Das Parlament hatte fast fünf Jahre Zeit, um endlich die Zahl der Parlamentarier zu verringern und ein neues Wahlgesetz zu verabschieden, weil sich das bestehende als untauglich erwiesen hat. Geschehen ist jedoch nichts, weil die Parteien zwar die Notwendigkeit von Reformen sehen, aber insgeheim keine Änderungen wollen. Dies ist ein Skandal. Immer mehr Wähler haben den Eindruck, mit ihrer Stimme nichts mehr bewirken und nur mehr zwischen Regen und Traufe entscheiden zu können. Es ist ein Alarmzeichen für die Demokratie, dass in Sizilien im Herbst mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten nicht mehr zur Wahl gegangen sind und dass sich mit Beppe Grillo und seiner Bewegung Movimento 5 stelle ein Komiker anschickt, zur zweit- oder zumindest drittstärksten politischen Kraft in Italien zu werden. Will sagen: Das, was sich in der Politszene in diesem Staat abspielt, ist nur noch mit einem politisch wahnwitzigen Humor zu ertragen.
Ich hoffe, dass nach den Wahlen Ende Februar endlich das getan wird, was den Politikern jene Würde zurückgibt, die der Techniker Mario Monti ausgestrahlt hat.
Christian Pfeifer meint:
Mein fader Wunsch
Nachdem wir uns in der Redaktionssitzung darauf geeinigt hatten, dass jeder von uns drei SWZ-Redakteuren für die erste Ausgabe des Jahres einen persönlichen Wunsch für 2013 niederschreibt, legte ich mir eine ganze Reihe von Wünschen zurecht. Ernstes war genauso dabei wie Ironisches, Privates genauso wie Berufliches. Ich musste mit mir eigentlich nur noch ausmachen, welchen der vielen Wünsche ich letztendlich ausformuliere. Dann aber – ein paar Tage vor Weihnachten – erwischte mich eine Grippe. Gliederschmerzen, Schüttelfrost, Halsweh, das volle Programm eben. Das Fieber maß ich vorsichtshalber nicht, aus Angst, mich beim Blick auf das Thermometer gleich noch kranker zu fühlen. Denn genau genommen hatte ich überhaupt keine Zeit, krank zu sein – weder beruflich noch privat.
Richtig miserabel fühlte ich mich, und während ich mich mit meiner Grippe im Gepäck durch den Tag schleppte, hatte ich plötzlich nur mehr einen Wunsch: gesund werden! Am Abend auf der Heimfahrt von der Redaktion – bibbernd trotz 26 Grad warmer Luft, die aus der Heizung strömte – hörte ich dann im Radio die Geschichte eines dreifachen alleinerziehenden (Südtiroler) Vaters, der im Sommer an Krebs gestorben war. Spätestens in jenem Moment war für mich klar: Pfeif auf all deine Wünsche für 2013! Wünsch dir Gesundheit für dich und deine Familie, und sonst gar nichts! Es gibt so vieles, was wir uns wünschen können, weniger Arbeit (oder auch mehr), beruflichen Erfolg, mehr Zeit für Kinder oder Hobbys, den Weltfrieden Aber ohne Gesundheit ist alles andere nichts, egal ob eine harmlose Grippe durch den Körper fährt oder – schlimmer – eine lebensbedrohende Krankheit zuschlägt. Wenn es einem schlecht geht, wird alles vermeintlich Wichtige unwichtig.
Es mag abgegriffen sein, sich am Jahresanfang Gesundheit für das neue Jahr zu wünschen. Ich wünsche sie mir und uns allen trotzdem. Den ganzen Rest werden wir schon hinkriegen, oder?
Simone Treibenreif meint:
Weniger Krise, mehr Positives
Die Wortkombination, die ich im vergangenen Jahr in meinen Artikeln am häufigsten verwendet habe, war mit Sicherheit wegen der Krise. Um diese allgegenwärtige wirtschaftliche Krise drehten sich viele – zu viele -Texte, die ich verfasst habe. Einige Gesprächspartner haben mir erklärt, sie könnten das Wort Krise nicht mehr hören, denn so schlecht, wie man meinen möchte, stünde es um die Wirtschaft Südtirols nicht; andere dagegen verrieten mir, wie stark ebendiese Krise sie getroffen hat. Das Schreiben über die Wirtschaftskrise und ihre politischen Ausläufer haben in mir manchmal den Wunsch geweckt, mich bei der Tiroler Tageszeitung wieder um Klatsch & Tratsch rund um die Reichen und Schönen kümmern zu dürfen, oder beim Lifestylemagazin IN Südtirol wieder über das Leben von Südtiroler Spitzensportlern, die Arbeit von Südtiroler Weinbauern oder die Erlebnisse von Südtiroler Abenteurern zu schreiben. Damals beschäftigte ich mich von Berufs wegen weder mit dem wirtschaftlichen Niedergang Italiens noch mit möglichen Konsequenzen – die Recherchen für Artikel hatten eine gewisse Leichtigkeit: Mit Richard Mörtl Lugner über den Wiener Opernball plaudern oder mit den Teilnehmern an der Snowkajak-WM über den Ritt im Schneekanal – um wirtschaftliche Schwierigkeiten, Pleiten und Existenzängste ging es nie.
Nundenn: 2013 soll das schlimmste Krisenjahr werden, danach ginge es wieder aufwärts, sind sich Experten einig. Und weil es 2013 so dick kommen soll – auch für Südtirols Wirtschaft, die sich bisher im Krisenstrudel nicht schlecht geschlagen hat -, wünsche ich mir im neuen Jahr jede Woche eine Erfolgsgeschichte in der SWZ, etwas Positives aus den Bereichen Wirtschaft oder Politik. Deshalb hier nun ein Aufruf an alle Leser: Wenn Sie von einer Erfolgsgeschichte wissen oder gar selbst Protagonist einer solchen sind – bitte melden Sie sich in der SWZ-Redaktion. Erzählen Sie uns Positives, Aufbauendes und Herausragendes, wir geben es an unsere anderen Leser weiter.